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Durchlauferhitzer und Boiler Warmwasser ohne Heizung: Sind dezentrale Lösungen sinnvoll?

Erlebt der gute alte Durchlauferhitzer bald eine Renaissance? Sein Vorteil: Er erhitzt Wasser in Sekundenschnelle genau da, wo es gebraucht wird. Ist es sinnvoll, Warmwasser dezentral aufzubereiten?

Von Katja Fischer, dpa 01.10.2025, 00:05
Damit warmes Wasser aus der Leitung kommt, wird bei zentralen Lösungen oft viel Energie benötigt.
Damit warmes Wasser aus der Leitung kommt, wird bei zentralen Lösungen oft viel Energie benötigt. Christin Klose/dpa-tmn

Berlin - In den meisten Wohnhäusern werden heutzutage zentrale Warmwassersysteme genutzt. Sie sind an das Heizsystem gekoppelt. Wird in der Küche oder im Bad warmes Wasser benötigt, legt es oft weite Wege von der Heizung durch die Rohrleitungen zurück, bis es an der Zapfstelle ankommt.

Aus hygienischen Gründen, genauer wegen der Legionellengefahr, muss das Wasser im Rohrsystem durchgehend 60 Grad Celsius heiß sein, ehe es an der Entnahmestelle mit kaltem Wasser gemischt wird, erklärt die Initiative Wärme+. Das verbraucht aber viel Energie. In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus verursachen zentrale Systeme demnach Verluste von mindestens 40 Prozent des gesamten Energiebedarfs, so die Experten.

Mit dezentralen Durchlauferhitzern und Boilern könnten Hausbesitzer die Warmwasserbereitung von der Heizung abkoppeln und dadurch Energie sparen. So könnte im Sommer die Heizung sogar komplett ausbleiben. Doch lohnt es sich wirklich, ein bestehendes zentrales System durch eine dezentrale Lösung zu ergänzen oder sogar vollständig zu ersetzen? 

„Technisch ist es jedenfalls kein Problem“, sagt Stefan Materne, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Bundesverband. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:

Der Wasserverbrauch ist nur ein Faktor - welche gibt es noch?

Ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, hängt von den konkreten Bedingungen ab - und vom eigenen Wasserverbrauch. „Es ist eine reine Rechenaufgabe“, so Stefan Materne. Wichtige Fragen dazu sind etwa:

  • Wie hoch ist der Verbrauch von warmem Wasser im Haushalt?
  • Wo liegen die realen Energieverluste im zentralen System?
  • Habe ich Zapfstellen, die weit von der Quelle entfernt sind und wenig benutzt werden, etwa ein Gästebad oder eine Gartenlaube?
  • Wie hoch ist der Warmwasser-Verbrauch an jeder Zapfstelle?
  • Wie teuer ist meine Warmwasserversorgung insgesamt?

Ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt verbraucht laut Warmwasserspiegel von co2online etwa 23 bis 26 Kubikmeter Warmwasser pro Jahr – das verursacht derzeit Kosten von rund 300 bis 450 Euro. 

„Wer jedoch besonders viel Warmwasser verbraucht oder eine ineffiziente Anlage nutzt, muss mit deutlich höheren Kosten rechnen“, sagt Alexander Steinfeldt, Energieexperte bei der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. Diese Ausgaben für den Verbrauch stehen den Anschaffungskosten gegenüber - für einen elektronischen Durchlauferhitzer liegen diese etwa in Höhe von 500 Euro bis 1.500 Euro.

Die zentrale Warmwasserbereitung ersetzen - ist das sinnvoll?

Vollständig von einer zentralen zu einer dezentralen Warmwasserbereitung zu wechseln, ist aufwendig und teuer. „In den meisten Fällen macht das auch keinen Sinn“, so Alexander Steinfeldt. Wer jetzt ein zentrales System nutzt, wird schon aus wirtschaftlichen Gründen eher dabei bleiben. Denn: „Brennstoffe wie Erdgas, Heizöl oder Pellets, mit denen die meisten Heizungen betrieben werden, haben heute gegenüber Strom noch einen Preisvorteil“, so Steinfeldt.

Eine dezentrale Warmwasserbereitung eignet sich seiner Ansicht nach vor allem für Haushalte oder Gebäude, in denen an einzelnen Stellen oder nur selten Warmwasser benötigt wird, etwa in Gäste-WCs, Ferienwohnungen, Kleingartenhäusern oder in Wohnungen ohne zentrale Heizungsanlage. Dort könnten Eigentümer dann Boiler oder Durchlauferhitzer nutzen, statt lange Rohrleitungen zu verlegen. 

„Wo regelmäßig viel Warmwasser benötigt wird, etwa für Dusche, Badewanne oder mehrere Personen im Haushalt, ist eine zentrale Warmwasserbereitung meist effizienter“, so Alexander Steinfeldt. Aber es könne sich lohnen, das aktuelle zentrale System zu optimieren. 

Neubau oder umfassende Sanierung steht an - was gilt dann? 

In diesen Fällen kann es schon anders aussehen. „Da kann es durchaus Sinn machen, über ein dezentrales System nachzudenken“, so Alexander Steinfeldt. Denn: Warmwasser sollte man nicht isoliert betrachten, sondern immer als Teil des gesamten Energiesystems im Gebäude. 

Wenn Heizung, Warmwasserbereitung und auch eigene Energieerzeugung, etwa durch Photovoltaik, gemeinsam geplant werden, lassen sich die Systeme optimal abstimmen und deutlich effizienter betreiben. „Wer nur ein einzelnes Gerät austauscht, verschenkt oft Sparpotenzial.“ 

Energieexperte Stefan Materne nennt ein Beispiel: „Wird die Beheizung des Gebäudes auf eine Luft-Luft-Wärmepumpe umgestellt, muss ohnehin eine neue Trinkwassererwärmung installiert werden.“ Dann könne eine elektrische Lösung mit dezentralen Durchlauferhitzern oder Boilern durchaus infrage kommen. 

„Erst recht, wenn mit einer Photovoltaikanlage ein Teil des benötigten Stroms selbst produziert wird“, so der Verbraucherschützer. Gute Durchlauferhitzer sind durchaus solarfähig - sie können also mit einer Solarthermieanlage gekoppelt werden, die das Wasser vorwärmt.

Boiler oder Durchlauferhitzer - wie unterscheiden sich die Geräte?

Für Durchlauferhitzer, die das kalte Wasser in Sekundenschnelle auf die gewünschte Temperatur bringen, ist eine hohe elektrische Anschlussleistung nötig - meist bis zu 21 Kilowatt. Boiler brauchen weit weniger elektrische Anschlussleistung. Sie arbeiten, wie ein Mini-Heizkessel, so Steinfeldt - erhitzen also mehrere Liter im Voraus und halten das Wasser warm, bis es benötigt wird.

Früher wurden überwiegend hydraulische Durchlauferhitzer eingesetzt. „Diese regeln die Heizleistung mechanisch über den Wasserdruck und die Durchflussmenge“, erklärt Stefan Materne. „Da konnte die Temperatur beim Duschen schon mal schwanken und das Wasser zu heiß oder zu kalt werden.“ 

Seitdem hat sich einiges getan: Heute gibt es moderne elektronische Durchlauferhitzer, die viel komfortabler sind. „Mit ihnen lässt sich die Temperatur des Wassers grad-genau regeln. Das spart Zeit, Wasser und Strom“, so Materne. Elektronische Durchlauferhitzer sollen im Vergleich zu hydraulischen Vorgängern bis zu 30 Prozent Energie einsparen können, schreibt die Initiative Wärme+.

Tipp: Beim Kauf sollten sich Kunden am Energieeffizienzlabel orientieren, das alle Geräte haben, die neu auf den Markt kommen. 

Dezentral oder zentral - wie lautet also das Fazit?

Wenn nahe der einzelnen Zapfstellen genügend Platz für die Geräte und eine ausreichende elektrische Anschlussleistung vorhanden sind, kann eine dezentrale Warmwasserbereitung unter Umständen sinnvoll sein. 

Aber: „In den meisten Fällen wird man sich eher für ein zentrales System entscheiden und es gegebenenfalls mit einzelnen Geräten für weiter entfernte Räume kombinieren“, so Stefan Materne.