Solarthermieanlagen sparen Energiekosten / Zusätzliches Heizsystem ist dennoch nötig Heiße Dusche dank Sonnenschein
Die Sonne liefert Energie für warmes Wasser und die Heizung kostenlos. Mancher Hausbesitzer meint deshalb, er könne sich mit einer Investition von rund 5000 bis 9000 Euro in eine Solarthermieanlage von steigenden Energiepreisen unabhängig machen. Für den Winter reicht Sonneneneregie allerdings nicht aus.
Berlin (dpa) l Zu den Investionskosten für eine Solarthermieanlage, um sich von steigenden Energiepreisen unabhängig zu machen, müssen auch die Investitionen für eine Heizungsanlage und einen Solarspeicher einkalkuliert werden.
Mit Sonnenenergie kann das Haus teilweise versorgt werden: "Die Sonne liefert in allen Teilen Deutschlands genug Strahlungsenergie für den effizienten Betrieb einer Solarwärmeanlage", sagt Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin. Angeboten werden verschiedene Anlagentypen: Die einfache Variante erhitzt ausschließlich Warmwasser. Die andere Anlagenvariante unterstützt zusätzlich die Heizung. Diese beiden Systeme dürfen aber nicht mit Photovoltaikanlagen verwechselt werden. Diese erzeugen auf dem Dach Strom.
Wie Solarthermie-Anlagen funktionieren, lässt sich mit einem vollen Gartenschlauch in der Sonne vergleichen, erläutert Stolte. Der Sonnenschein erwärmt das Wasser darin nach kurzer Zeit stark. In den Rohren der dunklen Solarkollektoren erhitzt sich ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel. Eine Umwälzpumpe leitet dieses Gemisch von den Kollektoren durch Leitungen zum Solar-Wärmespeicher. Die Wärme in der Transportflüssigkeit nimmt ein Wärmetauscher auf und gibt sie an das Heizungssystem oder den Speicher für Warmwasser ab. Das Gemisch ist nun abgekühlt und wird wieder zum Kollektor auf das Dach gepumpt - und der Vorgang wiederholt sich.
Eine richtig eingestellte Thermieanlage erzeugt Stolte zufolge bis zu 60 Prozent des Bedarfs an Warmwasser im Jahr. Im Sommer könne die Anlage den Haushalt sogar komplett versorgen. Systeme, die die Raumheizung unterstützen, können in gut gedämmten Häusern bis zu 20 Prozent der Heizenergie liefern.
In der kälteren Jahreszeit ist ein zweites Heizsystem notwendig, das mit der Solaranlage kombiniert ist. "Alle gängigen Heizsysteme - Öl-, Gas-, Pelletheizung oder Wärmepumpe - sind dafür geeignet", sagt Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin bei Bonn. Die Solarthermie lässt sich an bestehende Geräte koppeln. Voraussetzung sei allerdings, dass die Anlage dem Stand der Technik entspricht. Um wirtschaftlich zu sein, müsse sie möglichst mit geringen Vorlauftemperaturen auskommen, sagt Wagnitz.
Verbraucherzentrale: Anlage amortisiert sich nach 20 Jahren
Damit auch bei ungünstigen Witterungsverhältnissen warmes Trink- oder Heizwasser zur Verfügung steht, braucht der Haushalt einen Solarspeicher für 300 bis 400 Liter, erklärt Dirk Mobers von der Energieagentur Nordrhein-Westfalen in Wuppertal. Bei Heizanlagen ohne Solarthermie reiche in der Regel ein Speicher für 120 bis 160 Liter.
Zur Warmwasserbereitung genüge für einen Vier-Personen-Haushalt eine sechs Quadratmeter große Fläche mit Flachkollektoren. Soll auch geheizt werden, müsse die Fläche mindestens neun Quadratmeter groß sein, erläutert Mobers. Die Module kommen aufs Dach oder können in die Fassade integriert werden. Damit die Sonne ungehindert darauf scheinen kann, sollte kein Schatten darauf fallen. Sie werden am besten in einem Neigungswinkel zwischen 30 und 50 Grad montiert. Ideal sei eine Ausrichtung in die Himmelsrichtungen Südost über Süd bis Südwest. Aber selbst wenn Schornsteine oder Bäume ein wenig Schatten auf die Kollektoren werfen und diese nicht wirklich günstig ausgerichtet sind, erzielten die thermischen Solaranlagen grundsätzlich hohe Erträge, sagt der Fachmann.
Die Investitionskosten für eine durchschnittliche Anlage liegen für einen Vier-Personen-Haushalt bei rund 5000 Euro für eine Solaranlage zur Warmwasserbereitung und bei rund 9000 Euro für Anlagen mit zusätzlicher Unterstützung der Heizung, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Stimmen die Rahmenbedingungen, und verrechnet man diese Kosten mit der Ersparnis an Brennstoff auf Grundlage der heutigen Preise, amortisiert sich die Anlage nach gut 20 Jahren.
Steigen die Brennstoffkosten jährlich um fünf bis sieben Prozent, habe sich die Anlage bereits schneller selbst finanziert. Bei größeren Anlagen wie für Doppel- oder Mehrfamilienhäuser gehe das noch schneller. Das gelte für ältere Häuser ebenso wie für Neubauten.