Pilzberatung Im Zweifelsfall lieber stehen lassen
Der Magdeburger Pilzberater Jürgen Karassek warnt vor der großen Verwechslungsgefahr bei vielen Pilzarten. Sammler sollten genau auf das Aussehen achten.
Magdeburg l Knollenblätterpilze sind der Schreck jedes Pilzberaters. Diese giftigen, teilweise sogar tödlich giftigen Waldpilze werden in der Beratung sofort aussortiert, und das kommt gar nicht so selten vor. Im vergangen Jahr haben die Pilzberater in Sachsen-Anhalt 86 davon aus den Körben der Sammler gefischt, berichtet Dr. Gerhard Schnüber vom Landesverband der Pilzsachverständigen Sachsen-Anhalt. Insgesamt befanden sich unter den 19 000 bestimmten Pilzen 5276 giftige verschiedenster Arten. Am häufigsten gesammelt wurden im vergangenen Jahr an Giftpilzen Karbolchampignongs, Grünblättrige Schwefelköpfe, Kahle Kremplinge sowie im Gebirge Dickfußröhrlinge.
Doch nicht immer ging das Pilzsammeln so glimpflich vorüber. 16 Menschen erlitten laut Schnüber Pilzvergiftungen, am häufigsten durch Karbolchampignons, die gerne mit essbaren Anischampignons verwechselt werden, aber Magen-Darm-Probleme auslösen. Aber auch Grüne Knollenblätterpilze waren darunter, so Schnüber. Schon kleinste Mengen dieses Wustlings können zu Leberversagen und zum Tod führen. Die Dunkelziffer ist allerdings hoch, denn Pilzvergiftungen sind in Sachsen-Anhalt nicht meldepflichtig.
Wichtigstes Erkennungsmerkmal für Knollenblätterpilze ist der knollig verdickte Fuß, der in einer Scheide steckt. Doch selbst dem versierten Magdeburger Pilzberater Jürgen Karassek passiert es, dass er einen Pilz nicht bestimmen kann. Denn allein in Mitteleuropa sind schon 6000 Großpilzarten bekannt.
Der Pilz-Ratgeber sollte möglichst aktuell sein
Deshalb rät er Anfängern, zunächst nur Röhrlinge zu sammeln, denn darunter gibt es nur wenige giftige und keine tödlich giftigen. Mit in den Wald sollte auf jeden Fall ein Pilzbestimmungsbuch mit der Beschreibung der wichtigsten Merkmale mitgenommen werden. "Der Ratgeber sollte möglichst aktuell sein", sagt Jürgen Karassek. Denn während früher zum Beispiel der Kahle Krempling noch als genießbar galt, wird heute vor dem Verzehr gewarnt. Auch Grünlinge gelten inzwischen als giftig, waren früher ein beliebter Speisepilz, bis es in Frankreich zu Todesfällen kam. "Im Zweifelsfall lieber einen Pilz stehen lassen oder zum Pilzberater gehen", rät Karassek. Eine Liste der örtlichen Experten ist im Internet unter www.lvps.de zu finden. Die Beratung ist kostenlos.
Wer sich nach einer Pilzmahlzeit nicht wohlfühlt, sollte möglichst schnell einen Arzt aufsuchen. Damit schnell abgeklärt werden kann, ob es sich um eine Pilzvergiftung handelt und um welche, sollten Pilzreste oder sogar Erbrochenes mitgenommen werden.