Über Pkw-Haftpflicht entscheidet auch der Wohnort / Preisunterschiede von über 100 Euro pro Jahr In der Börde fahren Autofahrer am besten
Wer im Osten Deutschlands wohnt, kommt beim Abschluss einer Kfz-Haftpflichtversicherung relativ günstig weg. Das zeigt die Regionalstatistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Magdeburg (rgm/dapd) l Die sichersten Autofahrer Sachsen-Anhalts wohnen in der Börde, so jedenfalls weist es die aktuelle Schadensbilanz der GDV-Regionalstatistik aus, die gestern vorgestellt wurde. Mit einem Index von 80,67 bei der Haftpflicht, der Bundesdurchschnitt wird mit 100 angegeben, liegt die Börde weit unter dem Bundesdurchschnitt. "Der Wert bildet ab, wie gut die Autofahrer fahren und das machen sie in der Börde sehr gut", attestiert Katrin Rüter, Pressereferentin für Schaden- und Unfallversicherung beim GDV, im Volksstimme-Gespräch.
"Auch der Wagentyp hat Auswirkungen auf die die Höhe des Beitrags."
Die jährliche Statistik ist für Versicherungsunternehmen das Zünglein an der Waage, denn sie spiegelt die Schadensbilanz der Region wider, in der ein Pkw-Halter wohnt. Die jeweilige Regionalklasse wird vom Fahrverhalten der Autofahrer, von der Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge und von den örtlichen Straßenverhältnissen beeinflusst. Außerdem werden in der Kaskoversicherung örtliche Besonderheiten berücksichtigt, wie die Diebstahlhäufigkeit, die Sturm- und Hagelschäden und die Anzahl der Wildunfälle.
Für die Haftpflicht gibt es 12, die Teilkasko 16 und die Vollkasko 9 Klassen. Sie wird von den Versicherern bei der Berechnung des Jahresbeitrags herangezogen. Je höher die Regionalklasse ist, desto höher fällt unterm Strich die Versicherungsprämie aus. Im Umkehrschluss heißt das: Je niedriger die Regionalklasse, desto geringer kann die Prämie sein.
Ob das passiert, sei allerdings noch von anderen Faktoren abhängig, so Katrin Rüter. "Wie lange jemand beispielsweise schon unfallfrei fährt, ist außerordentlich wichtig. Auch der Wagentyp hat Auswirkungen auf die Höhe der Haftpflichtversicherung. Beispielsweise werden bestimmte Autos sehr gern von 18- bis 25-jährigen Männern gefahren und die sind eine Risikogruppe, die Beiträge sind also entsprechend teurer."
"Magdeburg ist bei der Haftpflicht um zwei Klassen besser als Halle an der Saale."
Auf Platz 2 der Regionalstatistik bei der Haftpflicht im nördlichen Sachsen-Anhalt liegt mit einem Index von 83,43 Stendal, gefolgt vom Salzlandkreis mit einem Index von 85,22. "Auch sehr gute Ergebnisse im Bundesvergleich", so Katrin Rüter.
Ein gutes Ergebnis konnte auch Magdeburg im Vergleich mit anderen Großstädten einfahren. "Die Landeshauptstadt hat einen Haftpflicht-Index von 95,64", so die Referentin. "Der Wermutstropfen: Magdeburg hat sich im Vergleich zum Vorjahr um eine Klasse verschlechtert, hat jetzt Klasse 4, die Haftfplichtbeiträge könnten leicht steigen. Vielleicht gab es hier in diesem Jahr mehr Baustellen, so dass es zu mehr Unfällen kam, die reguliert werden mussten."
In der zweiten Großstadt Sachsen-Anhalts, Halle an der Saale, sieht es im Vergleich nicht so gut aus. Mit einem Index bei der Haftpflicht von 98,46 schlägt die Schadensklasse 6 zu Buche. "Magdeburg ist also zwei Klassen besser als Halle", so Katrin Rüter.
Die Schweriner zahlen übrigens beim Vergleich der 16 deutschen Landeshauptstädte bei der Berechnung der Kfz-Haftpflichtversicherung die geringsten Prämien. Sie werden in die Regionalklasse 1 eingestuft. Nach Berechnungen lassen sich hier im Vergleich zu anderen Wohnorten über 100 Euro pro Jahr sparen.
Hinter Schwerin folgen die norddeutschen Städte Bremen und Kiel (Regionalklasse 3), wo Pkw-Halter für das gleiche Auto unter identischen Voraussetzungen jeweils 322 Euro bezahlen. Am teuersten kommt die Haftpflicht die Autofahrer in Berlin (399 Euro), München und Hamburg (419 Euro, Regionalklasse 12) zu stehen. Insgesamt weist die Regionalstatistik nach GDV-Angaben "ein deutliches Süd-Ost-Gefälle" auf. Das liege daran, dass die Schadensbilanz der Autofahrer im Osten geringer ausfalle als im Süden Deutschlands.
Der GDV stellt eine Regionalklassen-Abfrage im Internet bereit : www.gdv.de/regionalklassen-abfrage/