Berufsbedingte Ekzeme können bei frühzeitiger Behandlung meist gut geheilt werden Jede Berührung der Haut wird zur Hölle
Ekzeme an den Händen können das Leben Betroffener zur Hölle machen. Aber es gibt Möglichkeiten einer wirkungsvollen Behandlung.
Leichlingen/Osnabrück (dapd) l Risse an den Händen, rote Flecken, Schuppen oder schmerzhafte Bläschen plagen im Laufe ihres Berufslebens zwei von drei Friseurinnen oder Friseuren, berichtet Swen Malte John, Professor für Dermatologie an der Universität Osnabrück und Mitglied des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen. "Bis zu 40 Haarwäschen am Tag sind zwar eine Tortur für die Hände, aber unter Auszubildenden im Friseurhandwerk keine Seltenheit", sagt John. "Das führt ohne Vorsorge schnell zu Ekzemen."
In anderen Berufen sehe es häufig nicht viel besser aus: Wer etwa in der Metallindustrie arbeitet, hantiere viel mit Kühlschmierstoffen. Reinigungskräfte kämen mit aggressiven Putzmitteln in Kontakt, Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen mit Desinfektionsmitteln und auf dem Bau wird mit Zementmischungen gearbeitet. "Allen Sparten ist gemeinsam, dass diejenigen, die dort arbeiten und unter Hautentzündungen leiden, ihre Beschwerden meist zunächst ignorieren."
"Hautarztverfahren ist umfassend und für Patienten gratis."
Nach Informationen des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen gibt es rund zwei Millionen Betroffene. Viele hoffen aber offenbar, der Ausschlag werde sich mit Hilfe von Cremes und Salben aus Drogerie und Apotheke schon wieder beruhigen. Gerade Männern falle es besonders schwer, Hautentzündungen ernst zu nehmen, sagt Christine Schüller von der Selbsthilfegemeinschaft Haut.
Sie sagt auch: "Viele suchen aus falsch verstandener Coolness erst dann Hilfe, wenn das Ekzem schon so stark fortgeschritten ist, dass sie heftige Schmerzen haben und kaum noch etwas anfassen können." Eine Heilung sei dann zwar immer noch möglich, aber schwieriger und langwieriger. Ein weiterer Grund, mit dem Gang zum Arzt zu zögern, sei die Furcht vor "Ärger mit dem Chef" oder gar dem Verlust des Arbeitsplatzes.
"Dabei lässt sich die Hautkrankheit in den allermeisten Fällen so behandeln, dass die Betroffenen ihren Beruf weiter und sogar besser ausüben können als vorher", beruhigt Hautärztevertreter John. "Es liegt also nicht nur im Interesse der Patienten, sondern auch des Arbeitgebers, dass ein berufsbedingtes Ekzem so rasch und gründlich wie möglich behandelt wird." Der einfachste Weg zur Behandlung führe über die gesetzliche Unfallversicherung der Berufsgenossenschaften.
Wer ein Ekzem hat, das auch nur möglicherweise durch seine berufliche Tätigkeit verursacht sein könnte, darf nach einer Vereinbarung zwischen Kassenärzten und Gesetzlicher Unfallversicherung ohne Praxisgebühr oder Versicherungskarte zu jedem Hautarzt mit Kassenzulassung gehen. Die gesetzliche Unfallversicherung kommt außerdem ohne Rezeptgebühr für vieles auf, was sonst noch nicht einmal private Versicherungen bezahlen, zum Beispiel wirksame Basis-Pflegemittel.
"Gründliche Behandlung ist auch im Interesse des Arbeitgebers."
"Um dieses so genannte ¿Hautarztverfahren\' in Anspruch zu nehmen, müssen Sie nur wissen, welche Berufsgenossenschaft für Sie zuständig ist", erklärt Selbsthilfevertreterin Schüller. "Das erfahren Sie auf Anfrage von der Buchhaltung oder Personalabteilung Ihres Arbeitgebers. In vielen Betrieben und Unternehmen hängen die Daten aber auch auf Plakaten oder am schwarzen Brett aus."
Sobald der Arzt die Kontaktdaten hat, regelt er alles Weitere mit der Berufsgenossenschaft. Mit Heil- und Pflegesalben, Hautkuren, schützenden Handschuhen und auch Verhaltenstipps und -schulungen für den Berufsalltag hat das "Hautarztverfahren" laut Dermatologen-Sprecher John in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass berufliche Hautkrankheiten wesentlich schneller und wirksamer geheilt werden können als früher.