„Fexting“ Jeder Zweite fühlt sich beim Streit per Chat missverstanden
Beziehungskonflikte werden immer häufiger auch per Textnachricht ausgetragen. Das Phänomen hat sogar einen eigenen Namen: „Fexting“, ein Mix aus „fighting“ und „texting“.

Hamburg - Streiten per Chat? Für viele gehört das zur Realität: Beinahe zwei Drittel (63 Prozent) der Menschen in Deutschland haben bereits mit einem Partner oder einer Partnerin per Textnachricht gestritten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact mit 3023 Personen zwischen 18 und 69 Jahren im Auftrag des Dating-Portals Parship.
Besonders oft kommt es bei den 18- bis 39-Jährigen zum Streit am Handy: 84 Prozent von ihnen kennen „Fexting“ aus eigener Erfahrung. Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil: Bei den 40- bis 49-Jährigen haben zwei Drittel (67 Prozent) Erfahrungen mit „Fexting“ gemacht, bei den 50- bis 59-Jährigen nur knapp die Hälfte (48 Prozent) und ab 60 Jahren streitet sich lediglich jeder Dritte (33 Prozent) am Smartphone.
Die Mehrheit ist überzeugt: Streit im Chat eskaliert schneller
Deutlich mehr als jeder Zweite (58 Prozent) hat bereits erlebt, dass aus Missverständnissen im Chat erst ein Streit entstanden ist. Von den 30- bis 39- Jährigen ist das fast zwei Dritteln (63 Prozent) schon passiert, von den 40- bis 49-Jährigen sogar mehr als der Hälfte (51 Prozent).
Ob Missverständnis oder ein anderer Auslöser: 63 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass es per Textnachricht grundsätzlich schneller zum Streit kommt als im persönlichen Gespräch. In der Generation Z sagen das 7 von 10 (71 Prozent), bei den 60- bis 69-Jährigen nur jeder Zweite (50 Prozent).
Zu schnell getippt, zu spät gedacht: Zwei Drittel bereuen Nachrichten
Wenn Daumen oder Zeigefinger schneller sind als der Kopf: Knapp zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) geben zu, schon einmal Nachrichten an den oder die Liebste geschrieben und sie später bereut zu haben. Am höchsten ist die Reue bei den 30- bis 39-Jährigen (71 Prozent).
Dass sich aus Chats öfter Streits entwickeln, überrascht Paartherapeut Markus Ernst nicht: „Denn in Chats fehlt uns die nonverbale Ebene – also Tonfall, Mimik und Körpersprache. So entstehen leicht Missverständnisse.“ Dem Psychologen zufolge kann bereits ein kurzes „ok“ missverständlich aufgenommen werden - weil es sowohl Zustimmung als auch Sarkasmus ausdrücken kann. Und ironische Aussagen wirkten schnell verletzend.
„Viele schreiben impulsiv und ohne lange nachzudenken. Und weil wir die emotionale Reaktion des Gegenübers nicht sehen, sinkt zusätzlich die Hemmschwelle für unsensible Bemerkungen“, so der Experte für Parship und dem TV-Format „Hochzeit auf den ersten Blick“.
Sein Tipp: „Bei heiklen Themen erst nachdenken, nicht im Affekt antworten und Probleme nicht ausschließlich schriftlich klären.“ Ernst rät deshalb: Lieber mal telefonieren oder nachfragen, anstatt zu interpretieren.