Wenn die üblichen Therapien nicht helfen, können invasive Behandlungen eine Alternative sein Mit Operationen gegen den Bluthochdruck
Bluthochdruck schädigt dauerhaft die Gefäße. Ernährung, Bewegung und Medikamente spielen in der Therapie eine wichtige Rolle. Manchmal kann aber auch eine Katheterbehandlung oder eine Operation helfen.
Magdeburg l Schätzungsweise 30 bis 35 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Hypertonie. So nennen Mediziner eine Erkrankung, die symptomlos verläuft und deshalb oft viele Jahre unentdeckt bleibt. Hypertonie heißt, der Blutdruck liegt selbst in körperlicher Ruhe deutlich über 140 zu 90 mmHg. Nach einiger Zeit führt das zu Veränderungen an den Blutgefäßen mit der Folge schwerwiegender Organschäden. Nicht selten kommt es dann zum Herzinfarkt, einem Schlaganfall, Nierenversagen oder anderen häufigen Volkserkrankungen.
"Meistens lässt sich keine organische Ursache des Bluthochdrucks feststellen", so Professor Dr. Peter Mertens, Direktor der Uniklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten. Vielmehr sind es zahlreiche Erbanlagen und Alterungsvorgänge, die zum Bluthochdruck beitragen.
Zur Prävention und Therapie der Hypertonie gehört deshalb, natürliche und kaum abwendbare Alterungsprozesse durch eine ungesunde Ernährung (zuviel Salz, Alkohol und Rauchen) sowie fehlende Bewegung zusätzlich zu beschleunigen. Reicht die Umstellung auf gesündere Lebensgewohnheiten nicht aus, um den Bluthochdruck zu senken, wird der Arzt Medikamente verordnen. "Bei etwa fünf bis 15 Prozent der Bluthochdruck-Patienten helfen all diese Maßnahmen aber leider nicht", so Professor Mertens. Diese Menschen erreichen den Zielwert von 140/90 mmHg selbst unter Ausschöpfung von drei Medikamentengruppen und einem wassertreibenden Mittel (Diuretikum) nicht. Die Ärzte sprechen dann von einem therapierefraktären Bluthochdruck.
Ein Schrittmacher um die Schlagader
Eine Alternative sind in diesem Fall invasive Verfahren zur Senkung des Blutdrucks. Zwei Verfahren werden derzeit im Rahmen klinischer Studien untersucht. Beide Therapien - die sogenannte elektrische Barorezeptoraktivierung und die Nierengefäß-Nervenausschaltung - greifen in die von Nerven und Hormonen geregelte Eng- oder Weitstellung der Blutgefäße ein.
Bei der sogenannten elektrische Barorezeptoraktivierung wird dem Patienten ein elektrischer Schrittmacher um die Schlagader eingesetzt. Er signalisiert dem Gehirn, weniger Stresshormone zu bilden. Auf diese Weise kann den Gefäßdruck um bis zu 30 mmHg systolisch und 20 mmHg diastolisch senken.
Doch die ersten Studienergebnisse zeigten leider lebensbedrohlicher Komplikationen. "Derzeit würde ich dieses Verfahren unseren Patienten nicht empfehlen", schlussfolgert Professor Mertens. Stattdessen setzt Professor Mertens auf die sogenannte Nierengefäß-Nervenausschaltung. Dabei schiebt der Arzt einen dünnen Draht (Katheter) von der Leiste bis zur Nierenarterie und verödet dann mit kurzen Stromimpulsen einen Teil der zum Gehirn führenden Sympathikus-Nervenbahnen. Dadurch werden vom Gehirn weniger Stresshormone gebildet.
Nieren-Nerven werden ausgeschaltet
Die Niere kann Kochsalz und Wasser besser ausscheiden und damit sinkt der Blutdruck. "Bis zu 80 Prozent der behandelten Patienten hatten nach dieser Therapie bessere Blutdruckwerte", fasst Prof. Mertens die bisherigen internationalen Studienergebnisse zusammen. Außerdem wurden positive Effekte auf den Zuckerstoffwechsel festgestellt. Die Zahl und Dosierung der blutdrucksenkenden Medikamente kann meist gesenkt aber nicht immer vollständig ersetzt werden. "Bevor die invasive Blutdrucksenkung angewendet wird, solle eine gründliche klinische Diagnostik durchgeführt werden", rät Prof. Mertens. Dazu gehört es unter anderen, Verengungen der Nierenarterie, Nebennierenerkrankungen, Atemstörungen beim Schlafen (Schlafapnoe), Medikamentennebenwirkungen, hormonelle Störungen und Nieren-Tumoren als Ursachen für den Bluthochdruck sicher auszuschließen.