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Regeln erleichtern das Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft Nichts geht ohne klare Absprache

23.07.2012, 03:24

Partys und immer eine Schulter zum Anlehnen in der Nähe - das Leben in einer Wohngemeinschaft kann die reinste Freude sein. Allerdings birgt es auch Konfliktpotenzial.

Hamburg/Köln (dapd) l "Konflikte unter WG-Bewohnern können tiefgehende Gefühle berühren", weiß Ludger Büter vom Studentenwerk Köln. Wenn sich jemand beispielsweise so sehr vor dem Badezimmer ekle, dass er nur noch bei Freunden duscht, sei das ein ernstes Problem. "Das eigene Zuhause sollte eigentlich ein Ort sein, an dem man entspannen und Kraft tanken kann - Streit mit den Mitbewohnern ist daher oft sehr belastend", sagt der Experte, der als Mediator bei Konflikten zwischen den Bewohnern der Kölner Studentenwohnheime vermittelt.

Bereitschaft zum Kompromiss

Hygiene und Lärm sind die häufigsten Streitthemen. Haare im Abfluss, laute Musik bis spät in die Nacht - all diese Dinge sorgen für Verdruss. "Jeder wurde anders erzogen, hat andere Werte mitbekommen", so Büter. Man könne daher nicht davon ausgehen, dass bestimmte Verhaltensregeln für alle selbstverständlich sind.

Auch der Hamburger Psychologe Jochen Waibel kennt die Tücken des WG-Lebens: "Wer mit anderen zusammenlebt, muss kompromissbereit sein", so der Familienmediator. Sein Rat: Um Konflikte zu vermeiden, sind klare Absprachen wichtig. "Am besten legt man ein paar Regeln fest, an die sich alle halten", sagt Waibel. So könne man sich beispielsweise darüber einigen, wem welches Kühlschrankfach gehört und wo die Bewohner ihre Badezimmerutensilien aufbewahren können. Je klarer die Privatsachen getrennt würden, desto weniger Reibung gebe es.

Auch in puncto Sauberkeit müsse man Regeln aufstellen. "Es ist auch keine Schande, einen Putzplan einzurichten", ergänzt Büter. Der WG-Mediator rät, auch zu besprechen, wie oft Freunde kommen dürfen und wie lange solche Besuche höchstens dauern sollten. Dass sich alle Mitbewohner an diese Vereinbarungen halten, sollte selbstverständlich sein. Das beste Mittel sei, mit gutem Beispiel voranzugehen. "Es ist wichtig, nicht nur auf seinen Rechten und den Pflichten der anderen zu beharren, sondern auch mal die Tasse des Mitbewohners mit abzuspülen", so der Psychologe. Solche Gesten erzeugten oft eine sehr positive Resonanz. "Wenn jemand überhaupt nicht mitzieht, kann es hilfreich sein, Regelverstöße zu sanktionieren - etwa, indem man bei Versäumnissen Geld in die WG-Kasse einzahlen muss", sagt Büter.

Beide Experten raten Mitgliedern von Wohngemeinschaften außerdem: "Am besten vereinbart man ein regelmäßiges WG-Treffen, bei dem jeder Themen ansprechen kann", sagt Jochen Waibel. Mindestens einmal im Monat sollten sich alle für dieses Ritual Zeit nehmen. "Man sollte nicht warten, bis der Zimmernachbar sich etwa über die Lautstärke beschwert, sondern selbst auch mal nachfragen: Ist dieser Geräuschpegel für Dich okay?", betont Waibel. Klar sollte außerdem sein, dass neue Situationen auch neue Regeln erfordern, ergänzt Ludger Büter. Wenn etwa einer mitten im Prüfungsstress steckt, müssten manche Punkte neu verhandelt werden.

"Wenn man in eine WG zieht, muss man bereit sein, ein bisschen locker zu lassen", so Waibel. Im Zusammenleben mit anderen könne man nicht erwarten, seine Vorstellungen von der Gestaltung und Pflege der eigenen vier Wände präzise umzusetzen. "Menschen mit extremen Ansprüchen werden es in einer WG immer schwer haben", sagt Ludger Büter. Weder ein ausgeprägter Ordnungssinn noch ein allzu lässiger Lebensstil ließen sich in einer Gemeinschaftswohnung verwirklichen.

"Man muss bereit sein, auch immer mal wieder Dinge zu tun, die einem gegen den Strich gehen", betont der Psychologe. Jeder müsse sich darüber im Klaren sein, dass er von Menschen umgeben ist, die Bedürfnisse haben - und dass man auf diese Bedürfnisse Rücksicht nehmen muss. "Allerdings unterscheidet sich die WG in dieser Hinsicht nicht von anderen gemeinschaftlichen Lebensformen", gibt Ludger Büter zu bedenken, denn jede Familie, jedes Paar müsse für das Zusammenleben Kompromisse finden und Regeln festlegen. "Sogar Singles können nicht immer tun und lassen, was sie wollen - sonst gibt es Ärger mit den Nachbarn."