Technologiepark in Trauen Raumfahrt: SpacePark in der Heide soll Kompetenzen bündeln
Deutschland strebt in der Raumfahrt nach mehr Unabhängigkeit. An einem historischen Standort soll dafür ein Grundstein gelegt werden. Erklärtes Ziel: Ein in Deutschland und Europa einmaliger Standort für Tests, Entwicklung und Anwendung von Raumfahrtsystemen.
Berlin (dpa) - Aus der Lüneburger Heide in die Erdumlaufbahn, wenn man so will: Mit einem Millionenprogramm soll in Trauen in Niedersachsen auf einem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein Technologiepark für Raumfahrtanwendungen entstehen.
Das Kompetenzzentrum soll den Bau und den Transport von Kleinsatelliten voranbringen sowie Forschungsanlagen zur Untersuchung von Ionenantrieben für Satelliten und zum Test von Raumfahrttriebwerken beinhalten, teilten die Initiatoren - darunter das DLR und die niedersächsische Landesregierung - mit.
Im Sommer soll der Grundstein für den SpacePark gelegt werden. In den nächsten Jahren sollen dann bis zu 60 DLR-Wissenschaftler und Ingenieure in Trauen arbeiten und forschen. Das Projekt in der Lüneburger Heide wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus dem Etat des Verteidigungsministeriums unterstützt. Jährlich sollen rund fünf Millionen Euro fließen.
Der freie und ungehinderte Zugang zu Informationen und Kommunikationswegen über Satelliten gilt als Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit einer modernen Informationsgesellschaft - und auch der Bundeswehr als Organisation selbst. Unter dem Begriff "Responsive Space" wird die Fähigkeit erarbeitet, solche Systeme bei Störungen oder Angriffen schnell ersetzen zu können. Auch relevant für die Versuchsarbeit: Das künftige Kompetenzzentrum liegt in direkter Nähe zum Fliegerhorst Faßberg, dessen Start- und Landebahnen bislang mitbenutzt werden konnten.
"Schon die Privatstraße des Bundes verdeutlicht, dass hier nicht jedermann hinkommt. Ein hoher Zaun umgibt die 60 Hektar große Fläche", berichtet die "Cellesche Zeitung" am Freitag (online) über das Forschungsgelände, das bereits seit 1935 für Versuche abseits von Siedlungen genutzt wurde. In den 1960er Jahren fanden in Trauen dann erste Brennversuche für die in Deutschland entwickelte Oberstufe der ersten europäischen Trägerrakete "Europa" statt.
Aus dem DLR heißt es, ein historischer Technologiestandort werde "wachgeküsst". "Besondere wissenschaftliche Aufmerksamkeit erlangten die Arbeiten und Versuche von Prof. Eugen Sänger, der das Raketenzentrum in Trauen federführend aufbaute und Raketen- und luftatmende Flugkörperantriebe entwickelte", heißt es auf der Internetseite des DLR. "Eine seiner grundlegenden Arbeiten wird noch heute in fast allen Raketenmotoren eingesetzt: die Kühlung der Glockendüse mit dem Raketentreibstoff. Sänger hat auch das Konzept eines Raumgleiters entwickelt - das "Space Shuttle" lässt grüßen.
Wieder soll es nun um Zukunftstechnik gehen. Beispiel: Ein Forschungslabor für Elektrische Raumfahrtantriebe ("Electric Propulsion") und das Vorhaben, in Trauen die europaweit größte Vakuumanlage für leistungsstarke elektrische Antriebe zu errichten.
"Es ist ein riesiger Erfolg, dass Trauen jetzt diese Renaissance erlebt", erklärte der verteidigungspolitische Sprecher der Union im Bundestag, Henning Otte, am Freitag. Er gehört zu den Initiatoren des Projekts. "Die Forschung, die hier durch das DLR aufgebaut und perspektivisch auch für Raumfahrt-Start-Ups nutzbar sein wird, ist wichtig für Deutschlands unabhängigen Zugang zum Weltraum - und ein Wachstumsimpuls für die ganze Region Celle." Der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) erwartet sich eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Infrastruktur.
Wegen der schon vorhandenen Testflächen und der Genehmigungen, der Lage des Standorts und wegen des verfügbaren Platzangebots sei der DLR-Standort Trauen einzigartig, sagen Experten. Der Markt für Raumfahrtlösungen wachse rasant. Das gelte auch für "Start-ups zu Mikro-Launchern": Firmengründung für einen preisgünstigeren Transport kleinerer Lasten in den Orbit. Ein Grund: Klein- und Nanosatelliten beispielsweise für mobiles Internet und Erdbeobachtung.