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Flusskreuzfahrt ab Deutschland Cruisen, bis das Delta kommt: Auf der Donau nach Rumänien

Von Passau, wo die Donau sich mit Inn und Ilz vereint, bis zum größten Schilfgebiet der Welt: Meist 16 Tage dauert die Flussfahrt. Sie ist so vielfältig wie die Zahl der durchreisten Länder.

Von Françoise Hauser, dpa 09.06.2025, 00:05
Dort, wo Donau, Inn und Ilz zusammenfließen: In Passau startet die große Kreuzfahrt entlang von Europas zweitlängstem Fluss.
Dort, wo Donau, Inn und Ilz zusammenfließen: In Passau startet die große Kreuzfahrt entlang von Europas zweitlängstem Fluss. Tobias Köhler/dpa/dpa-tmn

Passau - Dichte Büsche und Birken, Pappeln und Weiden säumen das Wasser, immer wieder führen verschlungene Seitenarme geradezu ins Nichts eines regelrechten Dschungels - hier im Naturschutzgebiet Koviljsko-petrovaradinski rit in Serbien.

Auch durch dessen Donau-Auenwälder geht unsere Fahrt. Möwen umkreisen das Schiff, gelegentlich landen auch ein paar neugierige Krähen auf der Reling. Wir fahren an schwarzen Kormoranen vorbei, die sich auf einem Baumstamm über dem Wasser ausruhen.

Wie Statuen am Ufer gleiten auch scheinbar regungslose Angler mit Schlapphut und Zelt vorbei. Überraschend einsam sind die Landschaften der Donau oft, die mit 2.783 Kilometern Länge immerhin der zweitlängste Fluss Europas ist - nach der noch mal 1.000 Kilometer längeren Wolga.

Wer den Strom facettenreich und über lange Strecken erleben möchte, geht in Deutschland meist in Passau an Bord eines der Flusskreuzfahrtschiffe und wagt sich bis ins Delta vor, ein Weltnaturerbe der Unesco.

16 Tage dauert unsere Reise. Sie führt durch acht Länder. Letzte Wegmarke im Reiseverlauf ist das rumänische Hârșova, das unweit des Mündungsgebietes liegt.

All-inclusive und k. u. k.-Monarchie

An eine Kreuzfahrt, wie man sie von der Hochsee kennt, erinnert diese Reise nur am Rande: Maximal 190 Gäste kann das Flussschiff „Viva Two“ aufnehmen, mit dem wir cruisen. Die Zahl der Passagiere auf den Kreuzfahrtriesen dagegen geht meist in die Tausende. 

Das Bild eines schwimmenden Hotels passt aber genauso gut wie bei den Hochseeschiffen. Es wird an Bord übernachtet, Gourmet-Dinner und Live-Cooking sind gesetzt, die Suiten bieten Flachbild-TV und Klimaanlage. All-inclusive? Standard.

Der Fluss gibt die Reihenfolge der Länder vor. Ab Deutschland führt die Reise, die auch in Passau wieder endet, durch Österreich, die Slowakei, Kroatien, Serbien, Ungarn, Bulgarien und Rumänien, wo die Donau, in etliche Arme aufgesplittet, ins Schwarze Meer mündet. Der nördliche Teil des Deltas zählt zur Ukraine.

Mindestens jeden zweiten Tag hält das Schiff für einen mehrstündigen Ausflug: Welche Städte wann im Reiseverlauf auf dem Programm stehen, hat die Reederei ausgeknobelt.

Detlev Scholz, Cruise Director bei Viva Cruises, sagt: „Dass Wien gleich am Anfang der Kreuzfahrt und Budapest und Bratislava beispielsweise erst am Ende der Reise stehen, ist kein Zufall. So erleben die Gäste am Ende der Tour noch mal zwei große Highlights.“

Hauptstädte der Habsburger

Zwischendrin ist viel Zeit, um in die Ferne zu schauen – vom Sonnendeck natürlich, wenn das Wetter es zulässt. Eintönig wird es allein wegen der städtischen Zwischenstopps nicht: Neben Wien ist Budapest ein ehemaliges Zentrum der k. u. k.-Monarchie.

Die Architektur der ungarischen Hauptstadt ist nicht minder opulent, zu sehen etwa am geradezu unwirklich großen Parlament, das nach dem Vorbild des Westminster Palace in London erbaut und wie die St.-Stephans-Basilika Anfang des 20. Jahrhunderts fertiggestellt wurde.

Mehr beschaulich als pompös gibt sich Bratislava, die Hauptstadt der Slowakei. Die Altstadt mit Wurzeln im Mittelalter wurde ab den 1990er-Jahren restauriert, über allem thront am linken Flussufer die Pressburg, wo einst die ungarischen Könige saßen. Von 1536 bis 1784 diente auch Bratislava als eine Hauptstadt der Habsburger.

Je weiter flussabwärts, desto eher scheinen die Überreste des Sozialismus noch sichtbar. Im bulgarischen Russe etwa scheint die Zeit fast stehen geblieben. Neue Gebäude sind in der Industriestadt an der Grenze zu Rumänien kaum zu sehen.

Mit Bukarest zeigt der Landausflug: Seit dem Beitritt zur EU hat sich viel bewegt in der rumänischen Hauptstadt, die rund 70 Kilometer von der Donau entfernt ist und mit einem Bus angesteuert wird. Viele der alten Bauten des „Paris des Ostens“ sind restauriert.

Kultur auf dem Teller

Eine Donaukreuzfahrt kann man als Städte-Hopping entlang des Flusses begreifen, aber es ist natürlich mehr. Die Bordrestaurants greifen die jeweilige Kultur auf, indem sie regionale Spezialitäten auftischen: Wiener Schnitzel in Österreich, Gulasch in Ungarn, Sarmale-Krautwickel in Rumänien, Kashkaval-Käse in Bulgarien. Am Fenster ziehen derweil die Landschaften vorüber: viel Grün, viel Flussidylle.

Und bevor man die Donau für eintönig halten könnte, setzt Dramatik ein: am Eisernen Tor an der serbisch-rumänischen Grenze, wo sie von schroffen Felslandschaften umrahmt die Karpaten durchbricht, nur um später in die braunen Löss-Ebenen der Walachei in Rumänien einzubiegen. Sanft sind die Hügel dort südlich von Transsilvanien, die Blicke weit, und still ist es.

Für die dramatischen Belogradchik-Felsen muss man das Schiff im bulgarischen Vidin allerdings verlassen. Rund 50 Kilometer sind es von dort bis in eine sanfthügelige Landschaft, aus der sich die rötlichen Sandsteintürme bis auf 200 Meter vom Boden aus erheben, dem Elbsandsteingebirge bis auf die Farbgebung nicht unähnlich.

„Das ist eine der schönsten Touren der Fahrt“, sagt Detlev Scholz. Weit bis ins Balkangebirge kann man an schönen Tagen vor dort aus blicken.

Europas größtes Feuchtgebiet

Als Höhepunkt der Flusskreuzfahrt in puncto Natur aber empfinden die meisten Mitreisenden das Donaudelta. Knapp 5.000 Quadratkilometer misst Europas größtes Feuchtgebiet, es ist zudem das größte zusammenhängende Schilfgebiet der Welt. Seit 1991 gehört das Biosphärenreservat zum Welterbe.

Festen Boden gibt es hier kaum, dafür „Plaur“, so weit das Auge reicht. Die schwimmenden Vegetationsinseln, sogenannte Schwingdecken, sind für diesen Naturraum typisch. Dass sie faszinieren und mysteriös bleiben liegt auch daran, dass sie das Gewicht eines Menschen nicht tragen und daher auch nicht betreten werden könnten.

Mehr als 1.600 Pflanzenarten gibt es im Delta, rund 70 verschiedene Süßwasserfische, etwa 330 Vogelarten wie Pelikane, Kormorane, Kraniche und schillernde Eisvögel. Unterwegs sind auch Fischotter und Nerze, ab und an erhebt sich ein Adler aus dem Gestrüpp.

Die Schiffe aller Reedereien stoppen ein gutes Stück vor dem Delta. Ab Hârşova, Brăila oder Tulcea geht es in Bussen und kleinen Booten zu Tagesexkursionen weiter in die Wildnis. Der Kontrast zum ersten Stopp in Wien könnte kaum größer sein.

Links, Tipps, Praktisches:

Anbieter: Mehr als 20 Reedereien bieten Flusskreuzfahrten auf der Donau an, viele davon haben auch die lange Tour bis zum Delta im Programm, etwa Viva Cruises (viva-cruises.com), A-Rosa (a-rosa.de), Nicko Cruises (nicko-cruises.de) oder Amadeus Flusskreuzfahrten (amadeus-flusskreuzfahrten.de).

Dauer: 16 bis 18 Tage (je nach Reederei)

Beste Reisezeit: Frühjahr (ja nach Angebot) oder Herbst. Wer sich an sommerlichen Temperaturen nicht stört, kann die Reise auch im Sommer machen.

Anreise: Passau als Startpunkt ist gut mit dem Zug zu erreichen. Wer mit dem Auto anreist, bucht über die Reederei einen Parkplatz in der Stadt samt Transfer zum Schiff.

Einreise: Während für die meisten Landgänge ein Personalausweis reicht, braucht man für Serbien einen Reisepass. Visa sind jedoch nicht nötig oder werden vor Ort erteilt.

Ausflüge: Alle Reedereien bieten geführte Landausflüge an, bei Viva Cruises kosten sie derzeit zwischen 35 und 115 Euro. Man kann sie bei Buchung der Schiffsreise bereits aussuchen. Manche lassen sich vor Ort auch individuell unternehmen.

Weiterführende Informationen: Netzwerk Danube Pearls (danube-pearls.eu).