Ausflugsziele Zeitreise zu den Germanen
In einer 15-teiligen Serie stellt die Volksstimme Orte vor, die sich für einen Ausflug lohnen. Heute: Langobardenwerkstatt in Zethlingen.
Zethlingen l Die Langobarden, die etwa ab der Eisenzeit (ab 700 vor Christus) in der heutigen altmärkischen Region siedelten, waren bis 1,70 Meter groß und wurden, wenn sie nicht der hohen Kindersterblichkeit zum Opfer fielen, etwa 40 Jahre alt. Ihre Toten bestatteten sie oft in Urnen auf dem Mühlenberg, einer kleinen Erhebung bei Zethlingen, einem Ortsteil von Kalbe/Milde.
Der frühere germanische Friedhof ist heute ein Ort, an dem Besucher direkt erfahren können, wie die Langobarden einst lebten, wie sie ihre Häuser bauten, sich kleideten und ihre Nahrung zubereiteten. Seit 1962 steht der Mühlenberg aufgrund der dort gefundenen Urnen unter Denkmalschutz.
Das Miterleben eines Versuches im Archäologischen Zentrum in Hitzacker, Eisen zu verhütten, gab den Ausschlag, dieses 1990 auch auf dem Mühlenberg zu versuchen. Dort war 1979 ebenfalls ein Verhüttungsplatz entdeckt worden. Ein Jahr später fand das erste Werkstattwochenende statt.
In den folgenden Jahren ist die Langobardenwerkstatt immer weiter gewachsen. Weitere Häuser und ein Hochspeicher wurden gebaut, eine Dauerausstellung über die Langobarden etabliert, der ursprüngliche Maschendrahtzaun durch Palisaden ersetzt.
Seit 1994 werden die Mitarbeiter der Museen des Altmarkkreises Salzwedel, zu denen die Langobardenwerkstatt gehört, durch die Mitglieder des Fördervereins bei den Aktionstagen, Werkstattwochenenden und Ferienprogrammen unterstützt. So erhalten die Besucher in der Langobardenwerkstatt unmittelbare Eindrücke vom Alltag des germanischen Stammes: durch die „Hobby-Langobarden“ des Fördervereins.
Sie begrüßen die Gäste in selbstgeschneiderten Gewändern, wie sie während des zweiten bis vierten Jahrhunderts üblich waren, und laden zum Mitmachen beim Bogenschießen, Brettchenweben, Arbeiten mit Ton und Leder ein. Aktionstage bieten auch Kindern die Möglichkeit, sich als Nachwuchsarchäologen zu betätigen.
An den Werkstattwochenenden und Aktionstagen sorgen die Museumsmitarbeiter und ihre Mitstreiter übrigens selbst mit einer leckeren Langobardensuppe für das leibliche Wohl ihrer Besucher und ermöglichen ihnen so einen kulinarischen Eindruck dieser Zeit.
Unbekannt ist zwar, ob die Suppe damals genauso wie heute zubereitet wurde, aber die Zutaten, darunter Erbsen und Linsen, Schnittlauch und Thymian, standen auch den alten Germanen zur Verfügung.
Die Langobardenwerkstatt erfreut sich seit Jahren steigender Beliebtheit. Schulklassen nutzen die Gelegenheit für den etwas anderen Geschichtsunterricht. Zu den Ferienwerkstätten reisen komplette Familien an. Allein in der Saison 2014, vom 1. Mai bis Ende September, kamen mehr als 4600 Besucher auf den Zethlinger Mühlenberg.