Gesunde Ernährung Schlechte Blutfette sieht man nicht
Schlechte Blutfettwerte sind ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Über Behandlungsmöglichkeiten informieren Experten.
Frage: Bei einer Blutuntersuchung wurde festgestellt, dass meine Cholesterin-Werte etwas erhöht sind. Was bedeutet das?
Antwort: Cholesterin ist zunächst ein wichtiger Baustein der Zellen, den der Körper selbst bildet. Wir unterscheiden verschiedene Arten von Blutfetten: das LDL-Cholesterin und das HDL-Cholesterin sowie die sogenannten Neutralfette (Triglyceride). LDL und HDL-Cholesterin bilden den Gesamt-Cholesterin-Spiegel. Gesundheitlich riskant sind in erster Linie erhöhtes LDL-Cholesterin und die Triglyceride.
Ab welcher Cholesterin-Höhe besteht ein gesundheitliches Risiko? Wann muss man dagegen etwas tun und was?
Diese Frage lässt sich nicht generell für alle Menschen beantworten. Maßnahmen zur Beeinflussung des Cholesterin-Spiegels hängen nicht allein von der Höhe der Blutfettwerte, sondern auch noch von anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, einem früheren Herzinfarkt oder einem früheren Schlaganfall ab. Bei einem gesunden Erwachsenen sollte der Wert für das Gesamtcholesterin 5,2 Millimol pro Liter Blut (mmol/l) bzw. 200 mg/dl und der Wert für Neutralfette (Triglyzeride) 1,7 mmol/l bzw. 150 mg/dl nicht überschreiten. Wenn das der Fall ist, sollte man die Blutfette und andere Vitalwerte vom Arzt genauer untersuchen lassen.
Was macht einen erhöhten Blutfettspiegel eigentlich so gefährlich?
Ein zu hoher Gesamt-Cholesterinwert, und insbesondere ein hoher hoher LDL-Wert, begünstigen Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Fett lagert sich an den Innenwänden der Blutgefäße ab. Das führt nicht nur zu Blutgefäßverengungen, sondern auch zu lokalen Entzündungen. In der Folge kann es zu akuten Gefäßverschlüssen kommen. Je nach dem Ort des Gefäßverschlusses spricht man vom Infarkt, einer Embolie oder einem Schlaganfall.
Ich bin 45 Jahre. Bei der letzten Kontrolle vor einem halben Jahr waren meine Blutfette in Ordnung. In welchen Abständen sollte man sie kontrollieren?
Wenn alles normal ist, reicht ein Check-up alle zwei Jahre. Risikopatienten sollten den Wert öfter kontrollieren lassen.
Kann man schlechte Blutfettwerte auch bei Normalgewicht haben?
Leider ja. Man kann schlechte Blutfettwerte nur in seltenen Fällen anhand von Äußerlichkeiten feststellen. Ein Beispiel sind Fettablagerungen unter den Sehnen – sogenannte Xanthome. Häufiger treten diese auch unter den Augen auf (Xanthalasmen). Diese müssen aber nicht zwingend mit einer Fettstoffwechselstörung zusammenhängen.
Lassen sich schlechte Blutfettwerte allein durch die Umstellung der Ernährung korrigieren?
Der Cholesterin-Spiegel hängt nicht allein von der Fettaufnahme mit der Ernährung ab, denn der Körper stellt selbst einen Großteil seines Cholesterin-Bedarfs her. Man kann den Blutfettspiegel durch eine ballaststoffreiche und fettarme Ernährung beeinflussen und um etwa um zehn bis 20 Prozent senken. Bei erhöhtem LDL-Cholesterin und Neutralfetten sollte man auf tierische Fette sowie auf die in Zucker, Weißbrot und Kartoffeln enthaltenen Kohlenhydrate inklusive Alkohol verzichten. Pflanzliche Lebensmittel sind nahezu fettfrei. Pflanzliche Öle wie Leinöl besitzen zudem einen hohen Anteil an guten, ungesättigten Fettsäuren. Bei einem hohen LDL- bzw Triglyzerid-Spiegel, sowie einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle reicht eine Diät allein nicht aus. Dann sind zusätzlich Medikamente nötig.
Mein Arzt hat mir Tabletten zur Senkung des LDL-Cholesterins verordnet. Auf dem Beipackzettel werden Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen genannt. Wie groß ist das Risiko?
Bei allen Medikamenten können auch Nebenwirkungen auftreten. Medikamente, die zur Senkung des Cholesterin-Spiegels verordnet werden, die sogenannten Statine, werden meist gut vertragen. Nebenwirkungen können vor allen bei der gleichzeitigen Einnahme anderer Medikamente auftreten.
Seit acht Jahre nehme ich ein Medikament zur Cholesterin-Senkung ein. In den letzten Monaten habe ich häufiger Muskelschmerzen. Was kann ich tun?
Über Beschwerden sollten Sie Ihren Arzt informieren. Bei Bedarf wird er Ihnen ein anderes Statin oder ein anderes Medikament verordnen, das die Aufnahme von Cholesterin über den Darm verhindert. In den kommenden Wochen und Monaten wird eine neue Medikamentengruppe zur Senkung des LDL-Cholesterins verfügbar sein. Bei den sogenannten PCSK-9-Hemmern handelt es um Antikörper gegen ein bestimmtes Molekül, das das körpereigene LDL-Cholesterin reguliert. Diese Medikamente müssen einmal alle zwei Wochen unter die Haut injiziert werden. Die Medikamente sind zunächst Patienten vorbehalten, die mit den bekannten Statinen nicht effektiv behandelt werden können oder die Statine nicht vertragen.
Ich bin 25 Jahre alt und habe erhöhte Cholesterin-Werte. Meine Ärztin meinte, ich muss Medikamente dagegen nehmen. Ich mache mir jedoch Sorgen, weil ich auch Epileptikerin bin.
Epilepsie-Medikamente können den Cholesterin-Spiegel erhöhen. Bei der Einstellung der Medikamente sollte Ihre Risikokonstellation bedacht werden. Patienten wie Sie, deren Cholesterin-Werte schlecht einstellbar sind, können sich mit einer Überweisung vom niedergelassenen Internisten oder Kardiologen in der Lipid-Ambulanz des Uniklinikums vorstellen. Tel: (0391) 6713901.
Kann man durch frische Zwiebeln und Knoblauch die schlechten Fette in Pommes mit Würstchen neutralisieren?
Wer fettige Pommes frites und Würstchen mit Zwiebeln und Knoblauch kombiniert, kann nicht erwarten, die Wirkungen der schlechten Fette zu kompensieren. Es ist wissenschaftlich nicht beweisen, dass Knoblauch-Präparate oder frischer Knoblauch einen nachweislichen Effekt auf den Cholesterin-Spiegel haben.