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Verbale Gewalt Schlimme Sätze, gute Sätze: Wie Worte auf Kinder wirken

Ein „Du kannst das“ kann ein Kind nachhaltig stärken, „Du bist zu nichts zu gebrauchen!“ tief verletzen. Welche Eltern-Sätze schädlich sind und worauf es ankommt, wenn es zu Ausrutschern kommt.

Von dpa 13.10.2025, 12:20
Worte prägen das Selbstbild: Positive Rückmeldungen stärken das Selbstwertgefühl von Kindern.
Worte prägen das Selbstbild: Positive Rückmeldungen stärken das Selbstwertgefühl von Kindern. Christin Klose/dpa-tmn

Berlin/Bremen - Viele Eltern kennen heute zwar das Leitbild der gewaltfreien Erziehung – doch im Alltag fällt es schwer, das auch konsequent umzusetzen. „Wenn Eltern im Stress sind, rutschen ihnen manchmal Dinge raus, die sie später bereuen“, so der Kinder- und Jugendtherapeut Prof. Lars Otto White in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Spektrum Psychologie“ (06/25). 

Entscheidend ist, ob sie sich entschuldigen und die Beziehung reparieren. Ein einmaliger Ausrutscher sei noch keine Misshandlung – aber wiederholte Demütigungen können das Selbstwertgefühl dauerhaft beschädigen.

Worte haben Wirkung

Worte können als Machtmittel abwerten, beschämen – oder stärken und ermutigen.

Das Magazin verweist auf eine britische Umfrage unter mehr als 1000 Kindern, laut der Sätze wie „Du bist wertlos“ oder „Ich schäme mich für dich“ als besonders verletzend empfunden werden. 

Doch es geht auch anders: 89 Prozent fühlten sich durch ein einfaches „Ich bin stolz auf dich“ ermutigt.

Diese Sätze stärken Kinder:

  • „Ich bin stolz auf dich.“
  • „Du kannst das.“
  • „Ich glaube an dich.“
  • „Ich bin für dich da.“
  • „Fehler sind okay – du kannst daraus lernen.“

Und genau das gilt auch für Eltern: Fehler sind ok, Kinder können nach dem Prinzip des „Good Enough Parenting“ sogar von den Schwächen und Fehlern der Eltern lernen - wenn die ihr Verhalten reflektieren und ihre eigenen Einsichten mit den Kindern teilen können.

White, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Uni Bremen, rät: „Fragen Sie sich: Was wollte ich meinem Kind eigentlich sagen – und wie kann ich das liebevoll ausdrücken?“ Denn: Kinder brauchen keine perfekten Eltern, sondern verlässliche, die bereit sind, dazuzulernen.

Dazu gibt es auch Hilfsangebote, etwa die Kurse „Starke Eltern – starke Kinder“ des Deutschen Kinderschutzbundes. Sie vermitteln Strategien, um Konflikte ohne Gewalt zu lösen, Gefühle zu regulieren und Grenzen wertschätzend zu setzen.

Das Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer“ erreicht man unter der kostenlosen Rufnummer 0800-111-0-550.

Herabwürdigungen, Beschimpfungen und Bedrohungen sind Formen emotionaler Misshandlung – diese gilt laut Kinderschutzbund als die häufigste Form von Kindesmisshandlung weltweit. In Deutschland ist das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung sogar gesetzlich verankert: § 1631 Abs. 2 BGB stellt klar, dass Kinder ein Recht auf eine Erziehung ohne körperliche Bestrafung, seelische Verletzungen und entwürdigende Maßnahmen haben.