Assistenzsysteme Sinnvolle Helfer im Auto
Dem Puristen am Steuer pfuschen Assistenzsystem ins Handwerk. Andere Autofahrer schätzen Komfort und Sicherheitsplus.
Stuttgart (dpa) l Autofahrer bekommen immer mehr technische Unterstützung: Erst gab es das Anti-Blockier-System (ABS), dann den Schleuderschutz ESP. In modernen Autos gibt es zusätzlich noch die Reifendruckkontrolle, und bald wird in Neuwagen auch der automatische Notruf E-Call zum Standard gehören.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Assistenzsysteme, bei denen der Käufer die Wahl hat. Er kann selbst entscheiden, ob er einen Totwinkel-Warner braucht oder ob ihm ein Lichtassistent einen Aufpreis wert ist.
„Nach dem Gurt, crashsicheren Strukturen und Airbags gibt es nichts Wichtigeres als Assistenzsysteme“, sagt Constantin Hack vom ACE Auto Club Europe in Stuttgart. „Wenn sie wirken, kommt es gar nicht erst zum Unfall.“ Ein Überblick:
Adaptiver Tempomat mit Notbremsung: Konnten Tempomaten früher nur die Geschwindigkeit halten, sind sie inzwischen viel flexibler geworden. Moderne Systeme beziehen ein, wie schnell der Vordermann unterwegs ist. Weil das Auto so im Verkehr „mitschwimmt“, habe das System zusätzlich auch einen Spritspareffekt, sagt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Neueste Systeme koppeln ihre Abstandsregelung auch mit Kollisionswarnungen und Notbremsassistenten. „Moderne Notbremsassistenten können sogar bis 50 km/h auf ein stehendes Auto noch eine Kollision verhindern“, so der ADAC.
Totwinkelassistent: Früher musste der Fahrer dem toten Winkel zwischen dem indirekten Bild im Spiegel und der direkten optischen Wahrnehmung mit einem Schulterblick begegnen. Heute leuchtet ein Lämpchen im Spiegel oder im Spiegelgehäuse auf, wenn ein Auto auf der Nebenspur naht.
Immer dann, wenn der Blinker gesetzt wird, sich auf der Fahrspur nebenan aber ein Auto nähert oder bereits im toten Winkel befindet, leuchtet das Lämpchen auf. Oftmals ist die optische Warnung noch zusätzlich an einen Signalton gekoppelt. Da manche Systeme aber erst ab 60 km/h richtig funktionierten, bleibe das System im Stadtverkehr bislang noch weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, erklärt der ACE.
Spurhalteassistent: Auch bei diesem System gibt es graduelle Unterschiede. Manche Lösungen warnen den Fahrer durch ein vibrierendes Lenkrad, andere setzen zusätzlich einen Signalton ein. Nach Einschätzung von ACE-Sprecher Hack wird mit seiner Hilfe so mancher „Ausflug in den Graben“ verhindert. „Auch Frontalunfälle können vermindert werden.“ Voraussetzung ist aber, dass die Kameras die Straßenmarkierungen verlässlich erkennen. Und die müssen dafür gut genug sein, was nicht immer der Fall ist.
Sprachsteuerung: Um Funktionen im Auto für den Fahrer handhabbar zu machen, für die er die Hand vom Steuer nehmen und sich in Menüs des Infotainmentsystems vertiefen müsste, kann er auch in ein Mikrofon sprechen. Nur funktioniert das bei manchem Hersteller noch nicht so recht. „Die Sprachsteuerung muss intuitiver werden“, fordert Constantin Hack. Allerdings sind die Systeme nach ADAC-Einschätzung in den vergangenen Jahren schon besser geworden.
Müdigkeitserkennung: Noch in den Kinderschuhen steckt laut ADAC auch dieses System. Es arbeite oft noch nicht sehr zuverlässig und dürfe bislang nur als sinnvolle Ergänzung zu Kollisions- und Spurverlassenswarnung gesehen werden. Zudem besteht eine Gefahr, die prinzipiell auch für andere Assistenten gilt: Die Autofahrer neigen dazu, sich voll und ganz auf den Helfer im Hintergrund zu verlassen. „Dann wird die Fahrt ausgereizt, bis die Augen zufallen“, kritisiert ACE-Sprecher Hack.
Fernlichtassistent: Auf- und Abblenden – das war früher einmal, zumindest für Autofahrer, die über spezielle Sensoren im Auto verfügen. Diese werden über eine Kamera am Innenspiegel gesteuert, welche den Abstand zu anderen Fahrzeugen prüft. Fernlichtassistenten sind nach Einschätzung der Experten ein großes Sicherheitsplus. Das liegt insbesondere daran, dass sie meist an Xenonlicht statt Halogenlicht gekoppelt sind, und das bringt laut ADAC eine deutlich bessere Ausleuchtung der Straße und arbeitet oft ohne irritierendes Streulicht.
Verkehrszeichenerkennung: Hilfreich, aber nicht immer verlässlich: Das ist das grundlegende Ergebnis, das Untersuchungen der Verkehrszeichenerkennung immer wieder attestieren. Immerhin hilft es, Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten, was viele Autofahrer als angenehm empfinden. Aber Achtung: Wird man geblitzt, kann man sich nicht darauf berufen, die Verkehrszeichenerkennung habe nicht funktioniert. Hier bleibt der Fahrer weiterhin verantwortlich.