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Familien am Limit Stress wegen Bildschirmzeit - Was Eltern und Kindern hilft

Immer früher, immer mehr, und natürlich fürchten Eltern Folgen von zu viel Screentime. Aber: Wie lange ist nicht unbedingt der Punkt. Wie Eltern und Kinder zu einer vernünftigen Nutzung finden.

Von dpa 15.05.2025, 13:18
Eltern beeinflussen die Bildschirmzeit ihrer Kinder - manchmal negativ, ohne es zu wissen. Eine Expertin erklärt, wie wir effektiver darüber reden können.
Eltern beeinflussen die Bildschirmzeit ihrer Kinder - manchmal negativ, ohne es zu wissen. Eine Expertin erklärt, wie wir effektiver darüber reden können. Annette Riedl/dpa/dpa-tmn

San Francisco/Cambridge - „Hör doch endlich mal auf zu zocken!“, „Gleich nehm' ich dir das Handy weg!“ - solche Sätze fallen täglich ganz vielen Familien. Oft ohne Wirkung. 

Die Forschung zeigt aber, dass man anders und „effektiver“ mit Tweens und Teens sprechen kann, so die US-Erziehungswissenschaftlerin Rebecca Rolland. Denn wie wir über die sogenannte Bildschirmzeit reden, hat einen Einfluss darauf, wie und im welchem Umfang Kinder und Jugendliche diese Bildschirmzeit nutzen. Und auch, was wir selbst tun, hat Einfluss.

Rolland verweist in „Psychology Today“ auf eine Studie der University of California in San Francisco, die zeigt, wie eng unser Verhalten in Bezug auf Bildschirmzeit mit der Mediennutzung unserer Kinder verknüpft ist.

Bildschirmzeit der Eltern beeinflusst die der Kinder

Diese elterlichen Faktoren hängen demzufolge mit einer erhöhten Bildschirmzeit und problematischer Nutzung von Bildschirmen und sozialen Medien bei Jugendlichen zusammen:

  • Wie viel Zeit Eltern selbst vor Bildschirmen verbringen: Eltern, die häufig auf Handys, Tablets und andere Screens gucken, haben Kinder, die ebenfalls mehr Zeit damit verbringen.
  • Nutzung zu Bettzeiten und bei Mahlzeiten: Eltern, die ihre Geräte während des Abendessens oder kurz vor dem Schlafengehen nutzen, haben Kinder, die dies ebenfalls tun.
  • Nutzung zur Verhaltenskontrolle: Eltern, die Bildschirmzeit als Belohnung oder Bestrafung einsetzen, fördern eine problematischere Nutzung bei ihren Kindern.

Rebecca Rolland hat folgende Ratschläge:

3 Dinge, auf die Eltern achten sollten

  • Eigene Bildschirmnutzung reflektieren: Überlegen Sie vor allem, ob es Zonen und Zeiten gibt, die Sie zumindest eine Zeit lang „gerätefrei“ machen können - vielleicht den Frühstückstisch oder das gemeinsame Abendessen. Oder alle einigen sich auf eine Zeit nach der Schule oder vor dem Schlafengehen, in der Sie die Telefone weglegen.
  • Gemeinsam priorisieren: Helfen Sie den Kindern in ihrem Leben, Prioritäten in Bezug auf ihre Bildschirmnutzung zu setzen. Welche Arten der Bildschirmnutzung sind für sie am wichtigsten? Womit halten sie den Kontakt zu ihren Freunden?
  • Bildschirmzeit nicht als Belohnung oder Bestrafung einsetzen: Anstatt Bildschirmzeit an „gutes“ oder „schlechtes“ Verhalten zu knüpfen, sollten Sie versuchen, einen „Screentime-Plan“ aufzustellen, der für alle passt.

Nicht nur auf die Dauer schauen

Rolland betont, dass es nicht nur auf die Dauer, sondern vor allem auf die Art der Nutzung ankommt. Videochats, mit Freunden Roblox spielen, Videos für Tiktok erstellen - oder einfach Scrollen: „Alle diese Sachen passieren auf dem Bildschirm. Aber sie sind tatsächlich unterschiedliche Tätigkeiten - und haben unterschiedlichen Einfluss auf Kinder.“

Darüber sollten Eltern mit ihren Kindern sprechen: So können sie ihnen helfen, dass sie wahrnehmen, wie sie sich fühlen, wenn sie ein bestimmtes Videospiel gemacht oder ein YouTube-Video gesehen haben, so Rolland. Und was machen sie auf Social Media - teilen sie Ideen oder Memes oder vergleichen sie sich da vor allem mit anderen und fühlen sie daher „nicht gut genug“?

Fragen stellen und unterstützen

„Benutzen Sie die Technologie als Aufhänger für Gespräche“, rät die Expertin. „Stellen Sie offene Fragen. Schauen Sie, wofür Ihre Kinder die Bildschirme nutzen. Helfen Sie ihnen, sie "aktiver" zu nutzen.“

Gerade für Teenager sei es wichtig, dass Eltern sie ermutigen, ihre Social-Media-Nutzung herunterzufahren und sich auf die Apps und Aktivitäten zu konzentrieren, die ihnen wirklich am wichtigsten sind. „Sie helfen Ihnen so in Bezug auf ihre Selbstwahrnehmung und ihre mentale Gesundheit.“

Rebecca Rolland ist promovierte Erziehungswissenschaftlerin und lehrt an der Harvard Graduate School Of Education in Cambridge/Massachusetts.