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Unheimlich Oder COol Forscher erfindet "Eyecam": Wenn deine Webcam dir zuzwinkern kann 

"Was guckst du?" - Der Forscher und Bastler Marc Teyssier hat eine besonders ungewöhnliche Webcam erschaffen. Das künstliche Auge kann den Nutzer nachverfolgen und anblinzeln.

Von Samantha Günther Aktualisiert: 16:59
Die Eyecam nimmt Video und Bild wie eine herkömmliche Webcam auf.
Die Eyecam nimmt Video und Bild wie eine herkömmliche Webcam auf. Screenshot - Webseite: https://marcteyssier.com/

Saarbrücken. In Zeiten von Homeoffice gehören Videokonferenzen bei vielen Menschen zum Alltag. Manch einer vermisst dabei den "direkten Kontakt". Wie wäre es mit einer Webcam im Design eines menschlichen Auges, welches mir zumindest zwischendurch nett zublinzelt? Informatiker der Universität des Saarlandes entwickelten so einen "Eyecam"-Prototypen, der menschliche Bewegungen mithilfe von künstlichen Muskeln realitätsgetreu imitieren kann.

Ein YouTube-Video des Forschers Marc Teyssier zeigt, worauf die Webcam alles ein Auge hat. Die naturgetreue Nachbildung des Auges, welches auch mit Wimpern und Augenbrauen ausgestattet ist, kann zwinkern, blinzeln und seinen Nutzern verfolgen. Teyssier, der gebürtige Franzose ist, hat 2020 zum Thema anthropomorphes Design in Paris promoviert. Heute arbeitet er als Postdoc in der Forschungsgruppe "Human-Computer Interaction" an der Universität des Saarlandes.

Das unangenehme Gefühl des Beobachtetwerdens ist durchaus beabsichtigt.
Das unangenehme Gefühl des Beobachtetwerdens ist durchaus beabsichtigt.
Screenshot - Webseite: https://marcteyssier.com/

Forscherteam will provozieren

In einer Pressemitteilung erklärt das Kompetenzzentrum Informatik Saarland das genaue Ziel des sonderbaren Projektes. Das Forscherteam will darauf aufmerksam machen, dass die Menschen tagtäglich von wahrnehmenden Geräten umgeben sind: "Wir sind von sensorischen Geräten umgeben. Wir sind an sie gewöhnt, schätzen ihre Vorteile und bauen sogar affektive Bindungen auf und vernachlässigen vielleicht die Auswirkungen, die sie auf unser tägliches Leben haben könnten", so die Grundannahme des Projektteams.

"Wie unser Gehirn kann das Gerät interpretieren, was in der Umwelt passiert"

Marc Teyssier

Der Sinn ist es, möglichst auffällig und in eigener Art auch unangenehm oder gar unheimlich zu sein. Die "Eyecam" soll das Verhältnis zwischen Menschen und Maschinen und die Wahrnehmung von Technik infrage stellen: "Wie unser Gehirn kann das Gerät interpretieren, was in der Umwelt passiert", schreibt der Entwickler Teyssir in seinem Blog. Das Team verlässt sich dabei auf die Computer-Vision-Algorithmen, welche die relevanten Merkmale des Nutzers erkennen und interpretieren. 

Bastler können sich die "Eyecam" nachbauen

Wer verrückt und technikbegeistert genug ist, kann sich die "Eyecam" auch nachbauen. Denn um möglichst viele Menschen mit ihren Denkanstößen zu erreichen, haben die Wissenschaftler die Baupläne für ihre Entwicklung auf Github veröffentlicht. Dazu hat der Entwickler Marc Teyssier ein Tutorialvideo aufgenommen, mit dem der Selbstbau vereinfacht werden soll.