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Angeschaut und ausprobiert Google Pixel 10: KI statt Hardware-Revolution

Die neuen Pixel-10-Modelle von Google sind nicht die dünnsten oder schnellsten Smartphones am Markt. Mit überragenden KI-Funktionen spielen sie aber trotzdem in der Oberklasse mit.

Von Christoph Dernbach, dpa 29.10.2025, 05:00
Aus zwei mach drei: Das Google Pixel 10 besitzt eine 48-Megapixel-Hauptkamera, ein 13-Megapixel-Ultraweitwinkel und jetzt neu ein Fünffach-Tele mit 10 Megapixeln.
Aus zwei mach drei: Das Google Pixel 10 besitzt eine 48-Megapixel-Hauptkamera, ein 13-Megapixel-Ultraweitwinkel und jetzt neu ein Fünffach-Tele mit 10 Megapixeln. Google LLC/dpa-tmn

Berlin - Die Erwartungen an die neue Pixel-10-Smartphone-Familie von Google waren nicht sonderlich hoch. Selbst Googles Hardware-Chef Rick Osterloh wollte in einem Interview nichts von großen Hardware-Sprüngen wissen. Die wahren Innovationen stecken laut Osterloh in KI-Funktionen und Verbesserungen der Software. In einem Praxistest stellen wir diese Aussagen auf den Prüfstand.

Die Pixel-Reihe besteht aus vier Modellen: Pixel 10, 10 Pro, 10 Pro XL und zu guter Letzt dem Falt-Smartphone Pixel 10 Pro Fold. Auf den ersten Blick könnte man sie fast mit den Pixel-9-Modellen aus dem Vorjahr verwechseln. Optisch dominiert die Kameraleiste auf der Rückseite, die sich über die Jahre hinweg zu einer Design-Ikone entwickelt hat.

Wenn man genauer hinschaut, sieht man aber zumindest beim Einsteigermodell Pixel 10 einen Unterschied. Statt zwei Kameras stecken nun drei in dem Balken: eine 48-Megapixel-Hauptkamera, ein 13-Megapixel-Ultraweitwinkel und neu ein Fünffach-Tele mit 10 Megapixeln.

Pixel kann jetzt Magsafe - aber ist iPhone-Zubehör kompatibel?

Die zweite wichtige Hardware-Neuerung nennt Google „Pixel Snap“. Gemeint ist damit die Integration des Ladestandards Qi2 - zum drahtlosen Laden mit Magnethalterung. Das Pixel 10 Pro XL bietet sogar schnelles kabelloses Laden mit bis zu 25 Watt (Qi2.2). Die anderen drei Modelle begnügen sich mit einer Ladeleistung von bis 15 Watt. 

Mit den eingebauten Magneten eröffnet sich ein ganz neues Ökosystem an Zubehör, das man an den Pixel-Rückseiten befestigen kann. Dazu gehören etwa kabellose Ladegeräte und Ständer. Und ja, Magsafe-Zubehör vom iPhone ist kompatibel. Damit lässt sich jegliches Zubehör, das an der Rückseite eines iPhones befestigt werden kann, auch an der Rückseite eines Pixels andocken. Das gilt auch für das Basismodell Pixel 10.

Was rechtfertigt den Preisunterschied zwischen 10 und 10 Pro?

Alle vier Pixel-10-Modelle nutzen dasselbe Chipsystem, nämlich den Tensor G5 von Google. Aber welchen Unterschied zwischen dem Pixel 10 und dem Pixel 10 Pro gibt es denn überhaupt, der die Preisdifferenz von 200 Euro rechtfertigen würde? Beide Geräte haben mit einer Bildschirmdiagonale von 6,3 Zoll die gleiche Größe. Allerdings verfügt das Display des Pro über eine etwas höhere Auflösung und ist etwas heller, was bei der Verwendung draußen bei Sonnenschein einen Unterschied macht.

Das Pro-Modell bietet außerdem eine flexiblere Bildwiederholrate von 1 bis 120 Hertz statt 60 bis 120 beim Basismodell. Das hilft beim Stromsparen. Obendrein verfügt das Pro über mehr Hauptspeicher (RAM) und kann mit mehr Speicher konfiguriert werden. Paradoxerweise wurde jedoch in dem Pro ein etwas kleinerer Akku verbaut - vermutlich um Platz für die etwas größeren Dreifachkameras zu schaffen.

Extrem-Zoom mit KI - auf dem Gerät und mit Privatsphäre

Vor allem die Tele-Kamera des Pro ist besser als die des Basismodells. Zwar verfügt auch sie nur über einen fünffachen optischen Zoom, speichert aber in einer Auflösung von 48 Megapixeln ab. Mit dieser zusätzlichen Auflösung des Teleobjektivs des Pro-Modells kann man nun bis zu 100-fach zoomen. 

Die Ergebnisse in den Fotos zeigen beim maximalen Zoom-Faktor jedoch nicht unbedingt die Realität, sondern das, was Google dafür hält. Dabei wird das aufgenommene Bild mit Hilfe von generativer Künstlicher Intelligenz geschärft und mit Details ausgefüllt. 

Die besten Resultate haben wir im Test vor allem dann erzielt, wenn wir nicht den 100-fachen Zoom komplett ausgenutzt haben. Bei einer 30-fachen oder 50-fachen Vergrößerung lieferte die KI in der Regel noch realistisch aussehende Motive. Alle Versuche mit höherem Zoomfaktor überzeugten dagegen weniger.

Der „Pro Resolution Zoom“ wird auf dem Gerät selbst - und nicht in der Cloud -berechnet. Dabei berücksichtigt der Algorithmus auch die Privatsphäre: Sobald man einen Menschen in der Ferne mit dem „Pro Resolution Zoom“ ins Visier nimmt, steigt die KI aus und lässt das Motiv unscharf.

KI-Foto-Assistent soll helfen, das beste Motiv zu finden

Der „Camera Coach“ ist auf eine Online-Verbindung angewiesen. Das ist eine KI-Assistenz, die dabei helfen soll, das beste Motiv zu finden. Die Gemini-KI analysiert das Vorschaubild in Echtzeit, gibt Tipps zu Ausschnitt, Beleuchtung und Bildgestaltung und schlägt bei Bedarf alternative Einstellungen oder Perspektiven vor. Dabei werden Hinweise wie „Navigiere nach oben“ oder „Zoome auf 2-fach“ live eingeblendet.

Künstliche Intelligenz bringt auch die Screenshots App auf das Pixel. Sie nutzt Gemini Nano, um Bildschirmaufnahmen automatisch zu analysieren und mit Meta‑Informationen zu versehen. Dadurch werden nicht nur Inhalte auf den Screenshots erkannt und angezeigt. Die KI generiert auch automatisch Vorschläge für Aktionen, die dazu passen. So können etwa Termine direkt ins Kalender-Widget übernommen, Links geöffnet, Kontakte angerufen oder To-do-Listen erstellt werden.

Nicht alle KI-Funktionen in Deutschland verfügbar

Pixel-Nutzer in den USA, Großbritannien, Irland Australien und Japan können auch noch mit „Magic Cues“ (Magische Hinweise) eine erweiterte KI-Funktion anwenden, die in Deutschland und in anderen Ländern der Europäischen Union allerdings nicht angeboten wird.

Google beschreibt „Magic Cues“ als ein intelligentes, kontextbezogenes Assistenzsystem, das etwa proaktiv Informationen liefern kann: „Es analysiert, was Sie gerade auf Ihrem Pixel tun (z. B. chatten, telefonieren oder suchen), und stellt relevante Informationen aus Ihren Apps (wie Gmail, Kalender, Nachrichten, Fotos) bereit, bevor Sie diese selbst suchen müssen.“ Für bequeme Gadget-Fans ein Traum, für Datenschützer eher ein Alptraum.

Fotobearbeitung mit Sprachanweisungen könnte kommen

Während die „Magic Cues“ unter Umständen nie nach Deutschland kommen werden, stehen die Chancen für eine Verfügbarkeit von „Conversational Editing“ hierzulande in Google Fotos nicht so schlecht. Dabei handelt es sich um eine KI-gestützte Fotobearbeitung, bei der man Fotos in Google Photos einfach durch gesprochene oder getippte Anweisungen bearbeiten kann.

Pixel-Nutzer in den USA können etwa sagen: „Entferne das rote Auto im Hintergrund.“ Und schon verschwindet das störende Objekt. Auch komplexe Bearbeitungen wie das Entfernen von Reflexionen, Farbkorrekturen oder kreative Hilfen wie das Hinzufügen von Objekten sollen so möglich sein, ohne Schieberegler oder andere Tools bedienen zu müssen. Experten rechnen damit, dass diese KI-Funktion im kommenden Jahr auch der Europäischen Union verfügbar sein wird.

Fazit: Triple-Kameras, viele KI-Features und unter Listenpreis

Die vier Pixel-10-Modelle sind zwar nicht mit der stärksten Hardware ausgestattet, die derzeit auf dem Markt verfügbar ist, überzeugen aber mit ihrer Software - auch wenn manche KI-Funktionen bislang nicht in Deutschland angekommen sind. 

Das Einstiegsmodell verfügt erstmals ein echtes Triple-Kamera-System sowie viele der KI-Features der größeren Brüder und bietet damit ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, zumal das Pixel 10 im Handel bereits deutlich unter dem offiziellen Listenpreis von 899 Euro angeboten wird.

Beim Pixel 10 Pro überzeugt eine Balance aus Kameraqualität, KI-Funktionen und Handlichkeit. Dieses Modell wird in Preissuchmaschinen ebenfalls deutlich unterhalb des Listenpreises von knapp 1100 Euro aufgeführt. 

Das Pixel 10 Pro XL ist das Kamera-Flaggschiff unter den vier Modellen und liefert die beste Bildqualität. Allerdings ist das XL-Format naturgemäß größer, schwerer und teurer. Wer das nicht benötigt, kann gut mit dem Pro leben. Auch hier lohnt eine Recherche per Preissuchmaschine: Denn Google kann den Listenpreis von 1299 Euro bei diesem Modell ebenfalls nicht halten. 

Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt das Pixel 10 Pro Fold: Das Falt-Smartphone von Google hat ein riesiges Display, Multitasking-Stärken und KI-Features. Und auch um die Haltbarkeit muss man sich keine großen Gedanken mehr machen, denn das Modell besitzt die Zertifizierung IP68, was bedeutet, dass es gegen Staub (6) sowie gegen dauerhaftes Untertauchen in Wasser (8) geschützt ist. Das Google Pixel 10 Fold ist aber nicht das beste Falt-Smartphone. So ist das Samsung Z Fold 7 dünner und leichter. Außerdem ist beim Google Fold der Faltbereich des Displays stärker sichtbar als bei Samsung oder Oppo, die schon fast randlose und faltenfreie Displays bieten.