Liquid Glass Was Apple für Herbst im Köcher hat
Zum Herbst bekommen die Betriebssysteme für das iPhone und andere Apple-Geräte einen neuen Anstrich - und damit erstmals eine einheitliche Designsprache. Dazu gibt es noch mehr Künstliche Intelligenz.

Bei der Entwicklerkonferenz WWDC hat Apple wie gewohnt einen Ausblick auf die Software-Neuerungen für das iPhone und andere Geräte des Konzerns gegeben. Darunter sind viele KI-Funktionen - aber zunächst einmal dürfte eine veränderte Optik der Betriebssysteme auffallen.
Seit dem iPhone-Start 2007 gab es im Grunde nur zwei Design-Richtungen bei der Software: Am Anfang suchte Apple die Nähe zu realen Objekten wie Buchregalen aus Holz für die Bücher-App, um Nutzern das Konzept von Multitouch-Bildschirmen zu vermitteln. Mit iOS 7 im Jahr 2013 kam ein extrem minimalistischer Gegenentwurf mit Symbolen aus wenigen Linien.
Wie fließendes Glas
Dieser Minimalismus wurde in den vergangenen Jahren zwar unter anderem mit mehr Farbe aufgemischt, aber das zweidimensionale Grundprinzip blieb. Jetzt kommt eine neue Designsprache namens Liquid Glass. An fließendes Glas sollen unter anderem die durchsichtigen Elemente erinnern, die über anderen Inhalten schweben.
Erstmals führt Apple damit eine einheitliche Designsprache für die gesamte Modellpalette des Konzerns ein, bis hin zur Computer-Uhr Apple Watch und der Streaming-Box Apple TV. Und nicht wundern: Alle Betriebssysteme bekommen künftig eine Jahreszahl statt ihrer eigenen Versionsnummern. Im Herbst geht es nach iOS 18 also nicht mit iOS 19 weiter. Stattdessen stehen etwa iOS 26 oder iPadOS 26 an. Die „26“ steht dabei für das kommende Jahr.
Weniger Knöpfe in der Kamera
Minimalistischer wurde unterdessen auf den ersten Blick eine der meistgenutzten iPhone-Apps: die Kamera. Ins Auge springen zunächst einmal nur der Aufnahme-Button und ein Umschalter zwischen Foto- und Video-Modus ins Auge. Weitere Einstellungen und Funktionen sind hinter kleinen Symbole versteckt oder tauchen erst auf, wenn man mit dem Finger über das Display streift.
Zugleich kann man damit schneller als bisher an einige Einstellungen kommen. Die Fotos-App wird nach einem Jahr auch wieder umgebaut. Mit einem Schalter wird man schnell zwischen der Mediathek und den verschiedenen Sammlungen wechseln können.
Besser telefonieren
Das iPhone bekommt zwei nützliche Funktionen, die man bisher von Googles Android-System kannte. Bei unbekannten Telefonnummern kann man die Software fragen lassen, worum es geht - und auf Basis der transkribierten Antwort entscheiden, ob man auch selbst rangehen will.
Und bei Warteschleifen kann das Telefon darauf achten, wann sich am anderen Ende der Leitung ein Mensch meldet, und dann verbinden.
Dolmetscher im Handy
Apple weitet auch die Live-Übersetzungsfunktionen stark aus. Bei Videoanrufen wird die Übersetzung als Untertitel angezeigt - natürlich in einem Liquid-Glass-Overlay. Bei Sprachtelefonaten schaltet sich die Software als Dolmetscher dazwischen. In der Musik-App können auch Liedtexte übersetzt werden.
Neue Geste für Apple Watch
Benachrichtigungen, die auf der Apple-Uhr angezeigt werden, bleiben bisher für mehrere Sekunden auf dem Bildschirm, wenn sie nicht weggeklickt werden oder man nicht damit interagiert.
Künftig wird man sie ohne tippen abschütteln können - mit einer schnellen Drehbewegung des Handgelenks von sich weg. Auf diese Weise kann man dann auch einen eingehenden Anruf ablehnen.
Karten-App mit Gedächtnis
Apples Karten-App wird sich künftig zum Beispiel Restaurants oder Geschäfte merken können, in denen man war - damit man sie später schneller wiederfinden kann. Auch kann sich das iPhone bevorzugte Routen zu oft besuchten Orten merken und sie vorschlagen.
Die Informationen sind mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt, so dass auch Apple darauf keinen Zugriff habe, betont der Konzern.
Das iPad lernt vom Mac
Ein Teil der iPad-Nutzer klagt schon lange darüber, dass die Möglichkeiten, auf dem Tablet mit verschiedenen Programmen gleichzeitig zu arbeiten, im Vergleich zum Mac eingeschränkt sind. Apple verspricht nun Abhilfe.
Die sieht folgendermaßen aus: Es soll verbesserte Möglichkeiten geben, zwischen Programmfenstern zu wechseln. Neu ist zudem eine Menü-Leiste. Das iPad kommt damit für mehr Nutzungsszenarien infrage, für man bisher zum Mac-Computer gegriffen hat.
Karaoke am Fernseher
Die Streaming-Box Apple TV macht der Konzern zu einer Art Karaoke-Maschine. Im Zusammenspiel mit Apples Musik-App auf der Box übernimmt das iPhone die Rolle des Mikrofons - und die Stimme wird über den Fernseher übertragen. Andere können mit ihren iPhones ebenfalls mitsingen.
Zeit für Intel-Macs läuft ab
Apple stellte in den vergangenen Jahren die Mac-Modelle auf Chips aus eigener Entwicklung um. Das neue macOS 26 „Tahoe“ wird das letzte sein, das auf Mac-Computern mit den zuvor eingesetzten Prozessoren von Intel läuft. Sie werden aber noch drei Jahre lang Sicherheitsupdates erhalten.
Virtuelle Widgets in echten Räumen
Zu den Neuerungen bei Apples Computerbrille Vision Pro gehört, dass man Widgets wie eine Uhr, einen Bilderrahmen, einen Kalender oder die Musik-Steuerung an einem festen Ort platzieren kann. Setzt man die Brille in diesem Raum auf, wird man auch die digitalen Objekte an derselben Stelle wiederfinden.
Apple macht die Vision Pro zugleich besser in Unternehmen einsetzbar. So wird es einfacher, das Headset von verschiedenen Mitarbeitern nutzen zu lassen. Zudem können mehrere Nutzer gemeinsam an einem virtuellen Objekt wie zum Beispiel einem Auto oder einem Möbelstück zusammenarbeiten. Der 3D-Avatar Persona, mit dem man im Blickfeld der anderen erscheint, wird deutlich verbessert. Die Vision Pro unterstützt künftig auch externe Controller wie etwa für Sonys VR-Brille. Das dürfte das Erlebnis bei immersiven Spielen verbessern.
Nützliche Kleinigkeiten
Wie immer gibt es auch diverse kleine Verbesserungen, für die die Zeit bei der anderthalbstündigen Keynote auf der Entwicklerkonferenz nicht reichte. So wird etwa die Kamera künftig Bescheid geben, wenn das Objektiv gereinigt werden sollte.
Beim Wecker wird man die Zeit verändern können, nach der er sich mit der Schlummern-Funktion erneut meldet. Bisher sind es nicht verhandelbare neun Minuten. Und in Apples Passwort-App wird man künftig auch vorherige Passwörter sehen können.