Volksstimme-Telefonforum zu Verdauungsbeschwerden Tests auf Darmpilze sind meist unnötig und ihr Geld nicht wert
Beschwerden der Verdauungsorgane sind einer der häufi gsten Gründe für einen Arztbesuch. Zahlreiche Volksstimme-Leser nutzten gestern die Chance, in einem Telefonforum mit Fachärzten des Magdeburger Uniklinikums mehr über Ursachen und Behandlungen zu erfahren. Uwe Seidenfaden stellte eine Auswahl von Fragen und Antworten zusammen.
Frage : Ich stoße regelmäßig sauer auf. Danach folgt ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein. Wie lässt sich das dauerhaft beseitigen ?
Antwort : Ihre Beschwerden entstehen durch Magensäure, die durch die Speiseröhre aufsteigt. Ausgelöst wird der so genannte Reflux von Magensaft meist durch einen ungenügend funktionierenden Schließmuskel zwischen Speiserröhre und Magen. Bei häufigem Sodbrennen kann die Säure die Speiseröhrenwand schädigen.
Die Beschwerden lassen sich mit Medikamenten lindern, die Ihnen Ihr Arzt verordnen kann. Helfen die Medikamente nicht, ist bei starken Beschwerden infolge einer chronischen Speiseröhrenentzündung eine Operation zu erwägen. Dabei wird der Winkel zwischen Magen und Speiseröhre wiederhergestellt und so die Schließmuskelfunktion wiederhergestellt.
Menschen, die öfter unter Sodbrennen leiden, ist generell zu raten, auf blähende Nahrungsmittel wie Bohnen und scharfe Gewürze zu verzichten.
Frage : Mir wurde vor einem halben Jahr der Blinddarm entfernt. In jüngster Zeit habe ich häufi g Magenkneifen. Kann das eine Folge der Operation sein ?
Antwort : Es kann sich um Verwachsungsbeschwerden
durch die Bliddarmnarbe handeln. Man kann versuchen, durch Einnahme pfl anzlicher Präparate die Krämpfe zu lösen.
Frage : Ich leide in jüngster Zeit häufig unter Oberbauchschmerzen. Bislang hatte ich nie Probleme damit. Ich denke, es hängt mit dem familiären Stress zusammen, den ich in letzter Zeit habe. Da ich schon einmal einen Herzinfarkt hatte mache mir aber Sorgen, dass es auch am Herzen liegen könnte.
Antwort : Bevor man an psychisch bedingte Magenstörungen denkt, sollte der Arzt bei Ihnen organische Ursachen ausschließen. Dazu sind unter anderem eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums und eine Magenspiegelung erforderlich. Eventuell wird der Arzt auch eine Herzdiagnostik machen. Ein Infarkt kann unter Umständen auch anhaltende Magenschmerzen verursachen.
Frage : Mein Mann leidet unter bohrenden Schmerzen im rechten Unterbauch. Die Beschwerden treten besonders morgens nach dem Aufstehen aus dem Bett auf. Wenn er etwas läuft, geht es ihm wieder besser. Alle Untersuchungen des Bauchraums haben nichts ergeben.
Antwort : Schmerzen im Bauchraum können viele Ursachen haben. Die Symptome, die Sie schildern, können auch durch eine Wirbelsäulenerkrankung verursacht werden.
Frage : Ich habe seit einigen Tagen blutige Durchfälle. Was kann die Ursache sein ? Kann es damit zusammenhängen, dass ich vor über einem Monat eine Antibiotikatherapie bekommen habe ?
Antwort : Antibiotika können die Darmfl ora empfi ndlich stören und auch noch Wochen nach deren Absetzen zu einem gestörten Stuhlgang führen.
Die Ursache eines blutigen Stuhlgangs sollte immer von einem Arzt abgeklärt werden. Es ist ratsam, eine Darmspiegelung durchführen zu lassen, um bösartige Erkrankung oder infektiöse Ursachen auszuschließen. Bei Antibiotikaeinnahme kann man die Darmfl o- ra durch Einnahme probiotischer Präparate aus der Apotheke schützen.
Frage : Seit einigen Monaten hat mein Mann oft Probleme mit dem Stuhlgang. Er leidet unter Verstopfung. Kann es etwas mit den Medikamenten zu tun haben, die er wegen einer Hirnerkrankung ( Parkinson ) einnehmen muss ? Was kann er tun ?
Antwort : Die Stuhlgangprobleme können auch durch die neurologische Erkrankung selbst verursacht werden. Er sollte seinen Arzt darauf hinweisen, so dass er es bei der Therapie berücksichtigen kann.
Generell ratsam ist eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichende Trinkmenge ( täglich zwei Liter ), um natürliche Darmbewegungen aufrecht zu erhalten und damit Verstopfungen zu vermeiden.
Vorsicht ist bei dauerhafter Einnahme frei verkäufl icher Abführmittel geboten. Bei längerer Anwendung kann sich der Darm daran gewöhnen. Nach dem Weglassen treten dann erneut die Probleme auf.
Frage : Ein Heilpraktiker hat bei mir einen starken Pilzbefall im Darm festgestellt. Ist es ratsam, auf Zucker zu verzichten ?
Antwort : Darmpilze sind etwas völlig Normales, die normalerweise keine Krankheiten verursachen. So genannte Pilztests sind deshalb unsinnig und ihr Geld nicht wert. Auch ein Zuckerverbot erübrigt sich. Nur bei Patienten, deren Immunsystem schwer gestört ist, kann eine medikamentöse Behandlung von Darmpilzen sinnvoll sein.
Frage : Meine Tochter plagt sich regelmäßig mit Völlegefühlen und schmerzhaften Blähungen. Die Ärzte konnten keine organische Ursache feststellen. Man sagte ihr, sie hätte einen Reizdarm. Ist eine Heilung möglich ?
Antwort : Eine sofortige Heilung ist nur selten möglich. Die individuell optimale Behandlung zu fi nden, benötigt oftmals längere Zeit. Langfristig jedoch lassen sich die Symptome des Reizdarmes meist gut beherrschen.
Frage : Bei einer ärztlichen Untersuchung wurden bei mir Divertikel im Darm festgestellt. Es bereitet keine Schmerzen. Muss sie entfernt werden ?
Antwort : Divertikel sind kleine Ausstülpungen in der Dickdarmwand. Wenn sie sich entzünden, können sie starke Schmerzen im Unterbauch verursachen. In diesen Fällen kommen meist krampfl ösende Medikamente und Antibiotika zum Einsatz. Um das zu vermeiden, sind prinzipiell eine ballaststoffreiche Kost und viel Flüssigkeit sowie tägliche Bewegung ratsam.
Ein regelmäßiger Stuhlgang reduziert das Risiko von Entzündungen der Divertikel. Eine vorbeugende Operation ohne Beschwerden ist in der Regel nicht erforderlich.