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Linkshänder Unbewusst auf rechts umgewöhnt

An diesem Sonnabend ist Weltlinkshändertag. Eine Magdeburgerin testet und berät Betroffene.

Von Elisa Sowieja 13.08.2016, 01:01

Magdeburg l Ein „E“ statt einer „3“ und ein „S“, das aussieht wie ein Fragezeichen ohne Punkt: Wenn ein Kind Zahlen und Buchstaben gespiegelt schreibt, kann das darauf hindeuten, dass es ein Linkshänder ist, der sich unbewusst auf rechts umgewöhnt hat. Das erklärt Kirsten Sternberg zum heutigen Weltlinkshändertag. Die Magdeburger Sozialpädagogin hat eine Zusatzausbildung in Händigkeitsberatung. Zu ihr kommen großteils Eltern mit Kindern, bei denen unklar ist, welche Hand dominiert. Sprich: Sie machen manches mit links, manches mit rechts.

Die dominante Hand eines Menschen ist genetisch festgelegt. Der Anteil der Linkshänder in der Bevölkerung schwankt in Statistiken zwischen 10 und 50 Prozent. Sternberg hält 30 Prozent für realistisch. Viele schreiben trotz Links-Veranlagung mit rechts – obwohl Lehrer heutzutage nicht mehr angehalten sind, Kinder umzuschulen. „Sie schulen sich oft selbst um“, sagt die Expertin. Manche gucken es sich von einem Freund ab, alles mit rechts zu machen, andere passen sich an, weil zum Beispiel die Tasse immer rechts steht. Wieder andere gewöhnen sich um, wenn die linke Hand verletzt ist. Da all das oft passiert, bevor das Kind schreiben lernt, bemerken es die Eltern nicht immer.

So eine Umgewöhnung kann weitreichende Folgen haben, berichtet Sternberg: „Sie kann dazu führen, dass das Kind unter Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder einer Lese-Rechtschreib-Störung leidet.“ Langfristig seien sogar Minderwertigkeitskomplexe und Verhaltensprobleme möglich. Symptome können neben der Spiegelschrift auch Schulter- und Kopfschmerzen sein. Denn der verkappte Linkshänder muss sich besonders anstrengen, wenn er etwas mit rechts macht.

Sternberg analysiert mit einem zweistündigen Test (nicht von der Krankenkasse bezahlt), ob ein Kind Linkshänder ist. Den Kern bilden Übungen, bei denen sie es beobachtet: Bausteine stapeln mit einer Hand, kreiseln mit zwei Händen, malen, schneiden. In durchschnittlich zwei von drei Fällen, sagt Sternberg, bestätigt sich die Vermutung. Mit einem Schreibtraining kann das Kind zurückgeschult werden. Das sei aber nur unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll: „Die Kinder sollten möglichst noch ein bis anderthalb Jahre bis zur Einschulung haben. Zudem sollten die familiären Verhältnisse stabil sein, und es muss genügend Zeit zum Üben vorhanden sein.“ Vor allem aber, sagt sie, müsse das Kind die Rückschulung wollen.