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Eltern überschätzen oft Fähigkeiten ihres Nachwuchses / Gefahren in der Wohnung ausschalten Viele Kinderunfälle sind vermeidbar

12.10.2012, 01:16

Mit einigen Ratschlägen kann eine Wohnung kindersicher gestaltet und Unfälle können verhindert werden.

Berlin (be.p) l Eltern schätzen den Straßenverkehr als größtes Unfallrisiko für ihre Kinder ein. Das geht aus einer aktuellen Studie der GfK Marktforschung hervor, die im Auftrag des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft angefertigt wurde. Tatsächlich aber geschehen rund 60 Prozent der Kinderunfälle zu Hause. Der Anteil der Verkehrsunfälle, an denen Kinder beteiligt sind, ist seit Jahren rückläufig und lag nach den Erkenntnissen der Unfallversicherer im Jahr 2010 unter 16 Prozent.

"So positiv die Entwicklung der Kinderverkehrsunfälle ist, es bleibt doch noch einiges zu tun", sagt Stefanie Märzheuser, Präsidentin der Bundesarbeitsgemeinschaft "Mehr Sicherheit für Kinder" und Kinderchirurgin an der Berliner Charité. "Über 50 Prozent der Eltern tragen beim Radfahren keinen Helm. Dabei sollten sie ihre Vorbildfunktion nicht unterschätzen."

Zu Hause kann man viele Unfallrisiken durch einfache Mittel entschärfen. Der für Kinder gefährlichste Ort ist die Küche. Werden dort beispielsweise ätzende Putzmittel aufbewahrt, sollten sie unerreichbar für die Kleinen sein. Das gilt auch für Wasserkocher und Heißgetränke: Der Inhalt einer Kaffeetasse kann 20 Prozent der Haut eines Zweijährigen verbrühen. Kochen sollte man nur auf den hinteren Herdplatten; zudem gehört ein Schutzgitter an den Herd.

Stürze passieren am häufigsten - bei einem Drittel der Kinder wird dabei der Kopf verletzt. Wie schwer die Folgen sind, hängt nicht immer nur von der Fallhöhe ab. Auch der Aufprall auf die Kante des Couchtisches kann mehr als schmerzhaft sein. Um das zu vermeiden, sollten die Stolperstellen in der Wohnung reduziert werden.

Die Fußmatte vor der Tür kann mit Klebeband fixiert werden, ebenso wie lose Teppiche. Kindersicherungen an Festern und Balkonen sind preiswerte, aber wichtige Maßnahmen. Auch beim Thema Hochbett sollten Eltern genau abwägen. "Sie sind erst für Kinder ab sechs Jahren geeignet", meint Märzheuser. "Um jüngere Geschwister von gefährlichen Ausflügen nach oben abzuhalten, sollte die Leiter tagsüber abgehängt werden." Auf eine Federkernmatratze im Hochbett verzichtet man besser - sie hat einen Trampolineffekt.

Manchmal überschätzen die Eltern auch die Fähigkeiten ihres Nachwuchses. So sind laut Studie die meisten davon überzeugt, dass ihr Kind gut bis sehr gut schwimmen kann, sobald es die "Seepferdchen-Prüfung" abgelegt hat. Doch dem ist nicht so: Laut Deutscher Lebensrettungs Gesellschaft kann ein Kind erst dann sicher schwimmen, wenn es das bronzene Schwimmabzeichen besitzt, also mindestens 200 Meter schwimmen kann. Für das Seepferdchen werden gerade einmal 25 Meter verlangt. Deshalb sollten Seepferdchen-Kinder nicht alleine im Spaßbad planschen. Der Bademeister kann nicht immer alle im Blick haben.

In der aktuellen Broschüre "Mit Kindern leben - Unfälle vermeiden" wird unter anderem beschrieben, welche Maßnamen nach Brandverletzungen, Vergiftungen, nach dem Verschlucken von Gegenständen, nach Stürzen oder Insektenstichen sinnvoll sind. Die Broschüre kann kostenfrei im Internet unter www.klipp-und-klar.de heruntergeladen oder unter der gebührenfreien Telefonnummer (0800) 7 42 43 75 bestellt werden.

Tipps für die Auswahl kindersicherer Produkte und die Ausstattung der Wohnung sind unter www.kindersicherheit.de im Internet zu finden.