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Keine Altersfrage Wann eine Begleitung zum Arzt sinnvoll ist

Angehörige von älteren Menschen überlegen oft, ob sie ihre Lieben nicht beim Praxisbesuch begleiten sollten. Das kann eine gute Idee sein - aber nicht immer.

Von Gespräch: Tom Nebe, dpa 28.09.2020, 05:01

Schwelm (dpa/tmn) - Arztbesuche bringen oft eine Menge Informationen und manchmal wichtige Entscheidungen mit sich. Wenn Mutti oder Vati älter werden, überlegen viele deshalb, ob sie ihre Eltern nicht in die Praxis oder ins Krankenhaus begleiten sollten.

Doch wann ist das sinnvoll und vielleicht auch nötig? Und wie überzeugt man die Älteren davon?

Prinzipiell könne eine Begleitung Sinn machen, sagt der Altersmediziner Prof. Hans Jürgen Heppner. "Wer etwa Schmerzen hat, versteht oft nicht alles und bringt manche Zusammenhänge durcheinander." Und auch direkt nach einer schweren Diagnose kann die Wahrnehmungsfähigkeit eingeschränkt sein, so dass Patienten in der Folge wichtige Infos nicht mitbekommen. "Eine Person, die dabei ist und sich das merken kann, ist da durchaus hilfreich."

Keine Frage des Lebensalters

Aber, stellt Heppner klar, am Lebensalter ist die Entscheidung nicht festzumachen. Ob jemand zum Arzt begleitet werden sollte oder nicht, hängt nach Einschätzung des Mediziners stattdessen ganz wesentlich von zwei anderen Aspekten ab: "Wie gut kann derjenige Gesprächen noch folgen und wie komplex ist die Behandlung, um die es geht - beziehungsweise wie sehr beeinflusst sie das künftige Leben?"

Es macht demnach zum Beispiel einen Unterschied, ob es nur um eine Umstellung bei den Entwässerungstabletten geht oder etwa um eine neue Diabetes-Behandlung.

Wichtig ist, dass sich die Älteren durch die Anwesenheit der Angehörigen nicht bevormundet fühlen. Man sollte vorher ein einfühlsames Gespräch führen, rät der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie. Man könnte es zum Beispiel so formulieren: "Ich komme mit und passe dort ein bisschen mit auf. Und dann können wir danach eine gemeinsame Entscheidung treffen."

Ohne Einverständnis geht es nicht

Was nicht außer Acht gelassen werden darf: Es ist immer zwingend das Einverständnis des Patienten nötig, zumindest mündlich. "Das mache ich auch so und frage etwa bei der Visite, ob Angehörige, die dabei sind, jetzt zuhören und gegebenenfalls mitbestimmen dürfen. Das notiere ich dann", erzählt Heppner, der als Chefarzt der Geriatrie am Helios Klinikum in Schwelm (NRW) arbeitet.

In dem Zusammenhang lohnt es sich - nicht nur für ältere Menschen - darüber nachzudenken, frühzeitig solche Befugnisse in einer Vorsorgevollmacht zu regeln, für den Fall, dass man schwer krank ist. "Dann ist das legitimiert", sagt Heppner.

Begleitung lieber ankündigen

Unangemeldet mit zum Termin kommen sollten Angehörige lieber nicht. Wenn der Arzt vorher darüber Bescheid weiß, dass jemand dabei ist, sei das netter für den Mediziner, sagt Heppner. Das öffne viele Türen.

Seiner Erfahrung nach dauern Termine oft länger, wenn Patienten in Begleitung kommen - doch oft lohne sich das auch, weil die Angehörigen mehr über den Alltag des Patienten wüssten. "Aus meiner Sicht ist das jemand, mit dem ich auch sprechen kann, und der im Zweifel zusätzlich positiv auf den Patienten einwirken kann."

Als Störenfriede, die einem ins Handwerk eingreifen wollen, sieht der Mediziner Begleitpersonen keinesfalls. Vielmehr seien der Angehörige und der Arzt zwei Menschen, die sich dafür interessieren, dass es dem Patienten oder dem Vati oder der Mutti gut geht. "In aller Regel ist das hilfreich."

© dpa-infocom, dpa:200925-99-711611/2