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Die Stiftung Warentest hat den Zeitversatz bei Live-Übertragungen im Fernsehen genau gemessen Wenn Nachbars Jubel die Spannung verdirbt

05.01.2013, 01:33

Fußballfans kennen das Problem: Auf dem eigenen Fernsehgerät tritt der Schütze gerade zum Elfmeter an, da zerstört ein lauter Jubel aus der Nachbarwohnung die Spannung. Woran das liegt, erläutert die Stiftung Warentest.

Magdeburg (rgm) l Für den Zeitversatz bei Live-Übertragungen gibt es verschiedene Ursachen. Eine Rolle spielt der Übertragungsweg, also wie das Fernsehsignal zuhause ankommt. Aber auch der Wohnort kann entscheidend sein. Die Experten der Stiftung Warentest haben nachgemessen, unter welchen Bedingungen das Programm fast in Echtzeit ankommt und wann es mehr als zehn Sekunden hinterherhinkt. Das Ergebnis ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift test veröffentlicht.

Die lahmsten Bilder kommen über das Internet

Das Fernsehsignal kann auf vier Wegen in die eigenen vier Wände der Kunden gelangen: per Satellit, über den Kabelanschluss, per Antenne und übers Internet. Auf allen Wegen übertragen die Anbieter das Programm digital, im Kabel zusätzlich noch analog. Beim analogen Kabel liegt die Verzögerung im Test unter drei Sekunden. Es liefert aber die schlechteste Qualität.

Digitale Bilder sind schärfer. Doch die Sender müssen sie kodieren, bevor sie sie ins Wohnzimmer schicken. Das kostet Zeit. Am schnellsten kommt das digitale Programm in Standardauflösung via Satellit an, fast eine Sekunde danach via Kabel. Am lahmsten gehts übers Internet.

Wer den Livestream der Tagesschau am Computer empfängt, erfährt etwa acht Sekunden später, was in der Welt passiert ist. Telekom-Kunden erleben mit Entertain eine Verspätung von rund 13 Sekunden. Dies könnte laut den Warentestern an der Anzahl der Server liegen, über die das Programm geleitet wird. Sie beeinflusst die Geschwindigkeit. Das Aufbereiten der TV-Bilder fürs Internet ist demnach besonders zeitintensiv. Bis das Bild zum Beispiel vom Stadion ins Wohnzimmer gelangt, durchläuft es eine lange Kette: vom Übertragungswagen zum Sender, weiter zum Satelliten- oder Kabelanbieter. Das Signal wird weiterverarbeitet, teilweise sogar komplett umgewandelt oder verschlüsselt. Das dauert. Außerdem speisen die Sender das Programm je nach Standort auf unterschiedlichen Wegen ein. Deswegen hängt der Zeitversatz stark vom Empfangsort ab. Beim Empfang über Satellit trifft das am wenigsten zu. Das Signal kommt immer vom gleichen Satelliten.

In den Kabelnetzen leiten die Anbieter das Programm über ganz verschiedene Knotenpunkte weiter. Die Unterschiede sind hier stärker vom Wohnort abhängig. Das gilt auch für die Übertragung über das Internet und über Antenne.

Eine kleine Rolle kann auch die Bildqualität spielen. Läuft das Fußballspiel in HD-Auflösung, müssen die Anbieter die Bilder stärker komprimieren. Im Kabelnetz zeigen sich kaum Unterschiede. Bei Entertain kommt das HD-Bild sogar eher an. Bei der Satellitenübertragung hat die scharfe Qualität aber zwei Sekunden Verspätung.

Die Tester stellten außerdem fest, dass es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Sendern gibt. So liegt das ZDF im digitalen Kabel am Testort rund zehn Sekunden hinter dem Ersten. Über Satellit sind es allerdings nur rund drei Sekunden.