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Wie feiert man am 29. Februar Geburtstag?

Wer an einem 29. Februar geboren ist, hat erst einmal Pech gehabt: Er kann seinen Geburtstag nur alle vier Jahre feiern. Oder bleiben Schalttags-Kinder vielleicht länger jung?

Von Marion van der Kraats und Kathrin Drinkuth, dpa 24.02.2016, 12:02

Unterstadion/Pulheim (dpa) - Wenn Manfred Walter in ein paar Tagen endlich wieder Geburtstag feiern kann, gibt es etwas Besonderes: Dieses Jahr essen wir ein Spanferkel, sagt er. Denn allzu oft kann der 55-Jährige aus dem schwäbischen Unterstadion seinen Ehrentag nicht feiern.

Er kam am 29. Februar auf die Welt - den es nur alle vier Jahre in den Schaltjahren gibt. Eigentlich werde ich erst 14, sagt Walter lachend. Und wie fühlt man sich so als Jungspund? Nicht schlecht. 14 Jahre sind gut, 56 okay. Aber ich bin zufrieden.

Wie viele Menschen in Deutschland an einem 29. Februar Geburtstag haben, weiß man nicht so genau: Es gibt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes keinen bundesweiten Überblick. Auch die Frage, wie viele Kinder am letzten 29. Februar - also 2012 - geboren wurden, lasse sich nicht beantworten, sagte eine Sprecherin. Wir haben keine tagesaktuellen Daten. Wir können nur sagen, dass pro Tag etwa 1800 bis 2000 Kinder geboren werden.

Der Physiker Georg Christoph Lichtenberg - selbst ein Julikind - widmete den Schaltjahrkindern im 18. Jahrhundert einen - wohl nicht ganz ernst gemeinten - Essay mit dem Titel Trostgründe für die Unglücklichen, die am 29sten Februar geboren sind. Die unglücklichen Geschöpfe, so schreibt der Autor, büßten im Vergleich zu anderen Menschen etwas ein - seien es Bänder, Blumen, Kuchen, Feuerwerke, Illuminationen und Kanonaden. Immer seien 75 Prozent davon weg wie weggeblasen. Lichtenbergs Schlussfolgerung: Das ist etwas hart.

Als Kind habe er den Geburtstag am 29. Februar gar nicht als etwas Besonderes wahrgenommen, sagt Manfred Walter. Meine Eltern hatten einen kleinen Bauernhof, da wurden Geburtstage generell nicht groß gefeiert. Trotzdem habe sein Vater noch versucht, die Hebamme zu bestechen, damit sie als Geburtsdatum den 1. März angibt - der Vorstoß blieb allerdings erfolglos.

Auch der Vater von Rosemarie Schneider hat 1936 versucht, den Standenbeamten zu einer kleinen Unwahrheit zu bringen. Meinem Vater tat es leid, dass seine Tochter nur alle vier Jahre Geburtstag haben sollte, schildert sie. Letztlich war aber auch der Vater überzeugt: Das Mädchen ist im Februar geboren - dann soll es auch dann Geburtstag haben. Darum wurde bei uns immer am 28. gefeiert, wenn es den 29. nicht gab.

In diesem Jahr gibt es ihn - und allen Grund für ein großes Fest in Pulheim bei Köln: Rosi, wie Familie und Freunde sie nennen, blickt auf 80 Lebensjahre zurück - obwohl sie ja eigentlich erst 20 wird. Der wohl häufigste Satz, den ich in meinem Leben zu hören bekommen habe, lautet: Du hast es gut - wirst ja nur alle vier Jahre älter, sagt die rüstige Seniorin lachend. Aber die Knochen lassen einen schon spüren, dass das leider nicht so ist. 

Die zweifache Mutter und Oma hat darum kein Jahr geschwänzt und immer Geburtstag gefeiert. Früher größer und wilder, inzwischen gemütlicher und kleiner - aber immer mit selbstgebackenen Torten. Selbst zum 80. hält die Jubilarin an dieser Tradition fest.

Manfred Walter hat erst später - als er verheiratet war - seinen Geburtstag regelmäßig gefeiert. Dabei habe er sich als junger Mann eigentlich noch vorgenommen, nur alle vier Jahre ein Fest zu veranstalten, sagt der 55-Jährige. Denn eigentlich spare man damit ja allerhand Geld. Allerdings habe er die Rechnung ohne Verwandte und Freunde gemacht: Die haben gesagt: Ist mir egal, ich komme trotzdem jedes Jahr, da wird es schon etwas zu essen geben.

Also feiert Manfred Walter entweder am 28. Februar oder am 1. März. Das kommt immer drauf an: Wenn meine Frau an dem einen Tag arbeiten muss, nehme ich einfach den anderen, sagt er lachend. Einen Vorteil habe der Geburtstag an diesem Tag auf jeden Fall: Seine Frau könne sich freuen, dass sie sich so einen jungen Kerl geangelt habe.

Essay Lichtenberg