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Lockdown Das Handwerk ruft um Hilfe

Auch Kosmetikerinnen aus der Region Schönebeck machen bei einer Schaufenster-Aktion mit, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.

04.02.2021, 17:50

Schönebeck/Barby l Es ist zum Haareraufen – im wahrsten Sinne des Wortes. Schließlich dürfen Friseure aufgrund des Lockdowns ihre Salons nicht öffnen. Und auch kosmetische Behandlungen sind wie auch Friseurbesuche seit dem 16. Dezember 2020 tabu, Gesichtsanwendungen, Entspannungsbehandlungen und kosmetische Fußpflege derzeit verboten.

Die von der Politik verordnete Zwangsschließung macht gerade diesen Betrieben von Soloselbstständigen und inhabergeführten Kleinunternehmen mit meist nur wenigen Mitarbeitern zu schaffen. Die Angst um die eigene Existenz ist groß – auch in Schönebeck und Umgebung.

Das weiß auch die Handwerkskammer Magdeburg, der diese Betriebe in der Region angehören. Und genau deshalb unterstützt diese eine von Handwerkern aus Sachsen-Anhalt geplante Aktion, durch die am Freitag, 5. Februar 2021, mit einer Schaufenster-Aktion ein Zeichen gesetzt und ein Signal an die Politik gesendet werden soll. Die Handwerkskammer Magdeburg unterstützt die Aktion aber nicht nur, sondern hat ihre Mitgliedsbetriebe in der Region auch dazu aufgerufen mitzumachen, um auf die aktuelle Situation aufmerksam zu machen. „Wochenlange pandemiebedingte Schließungen haben die vorhandenen Reserven aufgebraucht, eine angemessene zeitnahe Hilfe für die kleinen Betriebe ist nicht in Sicht“, heißt es seitens der Handwerkskammer Magdeburg.

Und genau deshalb soll unter dem Motto „Wenn Ihr weiter nur die Großen rettet, könnte es hier bald so aussehen! Wir brauchen eine Perspektive!“ auf diese Situation aufmerksam gemacht werden – indem teilnehmende Betriebe ihre Schaufenster beispielsweise abkleben, um symbolisch die Perspektivlosigkeit darzustellen. Letztlich soll die Aktion nämlich verdeutlichen, welche Folgen auf die Städte und Gemeinden vor Ort zukommen könnten.

In Schönebeck hat Kosmetikmeisterin Martina Landgräbe, Inhaberin des Salons Cleopatra, ihren Anteil am Aktionstag schon am Donnerstag, 4. Februar 2021, vorbereitet. Zahlreiche Plakate mit dem Motto des Aktionstages als Appell an die Politik zieren den Zugang zu ihrem im Hinterhof liegenden Kosmetikstudios an der Schönebecker Wilhelm-Hellge-Straße.

Erfahren hatte sie von der Aktion über die Handwerkskammer Magdeburg. „Für mich war sofort klar, dass ich da mitmache“, berichtet Martina Landgräbe. Von ihrem Sohn hat sich die Schönebeckerin die von der Handwerkskammer zur Verfügung gestellten Plakate ausdrucken lassen, um der Politik Druck zu machen.

Druck bekomme sie selber auch zu spüren: Von Kunden, die sich ihre Füße einfach nicht selber pflegen können, aber eigentlich keine medizinische Fußpflege benötigen. Denn medizinische Fußpflege ist im Gegensatz zur kosmetischen weiterhin erlaubt. Manche ihrer Kunden würde mittlerweile unter eingewachsenen Nägeln leiden – und sind dann vielleicht doch bald ein Fall für die medizinische Fußpflege, wenn Martina Landgräbe ihren Salon nicht bald wieder öffnen darf. „Dabei machen wir doch kaum etwas anderes“, findet die Schönebeckerin und bemängelt, dass es seitens der Regierung bisher keine finanzielle Hilfe im aktuellen Lockdown für Kosmetik- und Fußpflegesalons gegeben habe. Während ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit sind und zumindest Kurzarbeitergeld beziehen, landet in ihrem Portmonee zur Zeit kein Cent. Zwar können sogenannte Überbrückungshilfen beantragt werden, doch bis das Geld dann ankommt, dauert es eine Weile. „Wir brauchen das Geld aber jetzt und nicht erst in einigen Wochen“, sagt Martina Landgräbe.

Auch ein Barbyer Schaufenster wird heute anders aussehen als für gewöhnlich. Dabei handelt es sich um das von Juliane Köhler, die in Barby als Soloselbstständige kosmetische Fußpflege und Kosmetikbehandlungen anbietet – das aber genau wie Martina Landgräbe und ihr Team seit dem 16. Dezember 2020 nicht mehr darf. Erfahren hatte sie von der Aktion von Martina Landgräbe – hatte die Barbyerin einen Fortbildungskurs bei der Handwerkskammer Magdeburg doch bei der Schönebeckerin besucht. „Ich fand die Idee auf Anhieb gut, habe mir das Einverständnis meines Vermieters geholt und mache mit“, erklärt Juliane Köhler, die die aktuelle Situation hart findet und als Soloselbstständige über keinerlei Rücklagen verfügt, keine Einnahmen hat, während die Fixkosten aber weiter laufen.

„Das bricht einem irgendwann das Genick“, fürchtet die Barbyerin und glaubt nicht an eine baldige Öffnung ihres Salons. Genau deshalb sind die Fenster ihres Salons, die vom Gehweg an der Magdeburger Straße gut zu sehen sind, für den heutigen Freitag mit jeweils einem „X“ bestehend aus Klebeband versehen – um zu zeigen, wie sich das Stadtbild ändern würde, wenn die geschlossenen Betriebe komplett verschwinden.

Auch Friseure und andere betroffene Gewerke sind aufgerufen, sich an der Schaufenster-Aktion zu beteiligen. Doreen Wolkenstein, Inhaberin des Schönebecker Salons Frisurencity Doreen, macht zwar nicht mit, findet aber, dass es Zeit wird, dass sie wieder öffnen darf. „Das Geld, das ich mir über Jahre mühevoll für die Altersvorsorge angespart habe, geht jetzt drauf“, sagt die Schönebeckerin.