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Krankenhaus Awo verkauft Calbenser Krankenhaus

19.03.2021, 23:00

Von Thomas Höfs

Calbe l Am Donnerstag hat der Landesvorstand der Arbeiterwohlfahrt (Awo) den Kaufvertrag für die Klinik in Calbe unterschrieben. Das sagte Awo-Vorstandsvorsitzender Hendrik Hahndorf in einer Pressekonferenz am Freitag. 14 Interessenten hatten sich beim Landesverband um den Zuschlag für die Klinik beworben, sagte er weiter. Die Entscheidung fiel auf den schwedischen Gesundheitsdienstleister Medicover. Das Unternehmen erwirbt mit dem Calbenser Krankenhaus das erste Krankenhaus in Deutschland, sagte Benedikt von Braunmühl, Deutschlandchef von Medicover.

In Zukunft wird es am Standort zwei Geschäftsführer geben. Der neue Eigentümer wird Nicolas von Oppen weiter in der Geschäftsführerfunktion belassen. Medicover wird ihm Kristian Koch zur Seite stellen. Medicover will die Ausrichtung des Hauses erhalten und den Standort weiter mit der Ausrichtung der Geriatrie betreiben. Mit dem Eigentümerwechsel steht zudem eine Namensänderung an. Zukünftig, erklärte Nicolas von Oppen, soll die Klinik Saalekrankenhaus Calbe heißen.

Personal halten

Von den Mitarbeitern vor Ort zeigen sich die neuen Eigentümer begeistert. Das Personal vor Ort soll weiter gehalten und freie Stellen zügig besetzt werden, kündigte der neue Medicover-Geschäftsführer an.

Über den Kaufpreis für die Klinik haben die Vertragspartner Stillschweigen vereinbart, sagte Awo-Vorstandschef Hendrik Hahndorf auf Nachfrage. Im Jahr 2009 hatte die Awo das Krankenhaus, welches sich bis dahin noch im Eigentum der Stadt Calbe befand, für siebeneinhalb Millionen Euro von der Stadt übernommen. Noch bis zum vergangenen Jahr besaß die Saalestadt einen Eigenbetrieb Krankenhaus, der sich vor allem um die steuerlichen Aspekte des einstigen Verkaufs kümmern sollte. Die Awo will sich nach den Worten von Hendrik Hahndorf in Zukunft mehr auf die anderen Standorte und die Ausrichtung Psychiatrie konzentrieren. Das Calbenser Krankenhaus passte nicht so recht in die Ausrichtung der anderen Krankenhäuser, räumte der Vorstandsvorsitzende ein.

Engagement hat sich kaum gelohnt

So besitzt die Awo unter anderem im Jerichower Land in Jerichow ein Fachkrankenhaus. Demnächst komme noch Gommern hinzu, kündigte er an. Wirtschaftlich habe sich zudem das Engagement in Calbe kaum gelohnt, räumte er ebenso ein. Das Haus verfügt auf vier Stationen über 108 Betten und ist damit eine kleine Einrichtung. Die 125 Pfleger und Ärzte behandeln pro Jahr rund 2100 Patienten. Damit die Klinik ausgelastet ist, arbeiten die Calbenser eng mit den umliegenden Kliniken zusammen. Das soll nach dem Willen des neuen Eigentümers auch in Zukunft so bleiben.

Die Kompetenzen am Standort Calbe sollen gestärkt und ausgebaut werden. Für die Altersmedizin, wie die Geriatrie auch genannt wird, dürfte es in den kommenden Jahrzehnten schon wegen des demografischen Wandels in der Bevölkerung einen großen Bedarf geben. Bei der stationären Behandlung in der Klinik ist es das Ziel, dass Senioren nach einem medizinischen Zwischenfall mit Klinikaufenthalt wieder auf das selbstständige Leben vorbereitet werden. Dazu stehen in dem Haus viele moderne Geräte zur Verfügung. Bürgermeister Sven Hause, der der digitalen Pressekonferenz zugeschaltet war, begrüßte den Erhalt des Standortes. Er freue sich zudem über das Bekenntnis zur Ausrichtung des Hauses, sagte er. Für die Kleinstadt an der Saale sei es eine Bereicherung der Lebensqualität, wenn es weiterhin so ein großes medizinisches Angebot gibt. Als Bürgermeister könne er dies nur begrüßen, freute er sich über eine Zusammenarbeit mit dem neuen Eigentümer.