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Fähren Barbyer Sommerfahrplan nicht in Sicht

28.03.2021, 12:21

Walternienburg/Barby (Von Thomas Linßner und Petra Wiese)

„Wir suchen einen Fährmann“, sagt der Walternienburger Ortsbürgermeister Jörg Hausmann. Heißt aber, die Stadt Barby sucht einen solchen, denn sie betreibt gleich drei Fähren – die Saalefähre Groß Rosenburg und die Elbfähren Breitenhagen und Barby. Breitenhagen musste kürzlich krankheitsbedingt aussetzen, fährt nun aber wieder, aktuell von Montag bis Freitag 5.30 bis 8 Uhr und von 13 bis 18 Uhr. Wer von Barby nach Ronney übersetzen will, kann das von Montag bis Freitag von 5.15 bis 18.30 Uhr. An den Wochenenden bleiben die Fähren an Land. 

Die zuständige Hauptamtsleiterin in der Stadt Barby, Karin Knopf, hatte zuletzt der Volksstimme gegenüber die Personaldecke für den Fährbetrieb als "außerordentlich dünn“ beschrieben. Sechs Fährführer für die drei Schiffe sind in der Stadt angestellt. Noch ist Winterfahrplan und die Leute reichen nicht aus.

2020 hat die Stadt mit der Ausbildung eines weiteren Fährführers begonnen, auch 2021 soll das angegangen werden. Auf der Internetseite der Stadt Barby wird ein Fährführer zum nächstmöglichen Zeitpunkt gesucht.

Austausch denkbar

Jörg Hausmann in Walternienburg sucht mit. Er hat bereits in der Stadtverwaltung Zerbst nachgefragt, ob vom Personal jemand einen Fährführerschein hat. Doch da gibt es niemanden, bestätigte der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). Unter Umständen hätte man eine Personalunterstützung zwischen den Gemeinden arrangieren können, falls derjenige abkömmlich gewesen wäre. Solch ein Austausch sei nicht unüblich, so Andreas Dittmann. Allerdings, wer hat schon einen Fährführerschein in der Tasche oder die Ausbildung zum Binnenschiffer.

„Da können wir nichts tun“, meinte Dittmann. Das habe nichts mit Wollen zu tun. Aber die Fähren sind Aufgabe der Stadt Barby – eine freiwillige allerdings, um die Andreas Dittmann die Stadt Barby keineswegs beneidet. Die müsse natürlich versuchen, die Personalausstattung zu optimieren. Derweil gibt es die Entwicklung im Land, die Fährbetreiber finanziell zu unterstützen, weiß Dittmann. Der Zerbster Bürgermeister beobachtet das Geschehen. Einen Hilferuf von der anderen Elbseite habe es jedoch auch noch nicht gegeben, so Andreas Dittmann. 

Barbyer Fähre hat Priorität

Beim Personaleinsatz hat die Barbyer Fähre Priorität. Hier besteht die größte Nachfrage. Gibt es keine unvorhergesehenen Ausfälle, erwirtschaftet die Fähre ihre eigenen Kosten. Das funktioniert in Breitenhagen nicht, die Fähre ist auch die erste, die nicht fährt, wenn Personal fehlt. Die Nutzer sind auch wegen der unregelmäßigen Betriebszeiten weniger geworden. 

Verlässliche Fährzeiten sind das A und O findet Ortsbürgermeister Jörg Hausmann. Das ist ihm besonders bei der Barbyer Fähre wichtig. Die Stadt liegt viel näher an Walternienburg als Zerbst. Verbindungen bestanden schon früher, und auch heute noch setzen einige zum Einkaufen oder für den Arztbesuch über. Arbeitspendler nutzen die Fähre.

Und der Tourismus profitiert davon. Walternienburg soll keine Sackgasse sein, so Jörg Hausmann. Er betrachtet vielmehr die Region als Gesamtheit im Drei-Flüsse-Eck. Dafür versucht er, diesseits und jenseits der Elbe zu werben. Mit seiner Burganlage, der Arche und – ohne Corona mit Veranstaltungen und Aktivitäten – lockt Walternienburg als Schnittstelle zwischen Elbe-, Saale und Flämingradweg. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Fährverbindung – verlässlich und vor allem auch an den Wochenenden. Die Saison steht bevor.

Fähren fahren nicht am Wochenende

Da Reisen zur Zeit kaum möglich ist, sind die Leute in der Region unterwegs. Auch wer in den Harz will, kann die Elbfähren nutzen. Allerdings wählen die meisten gleich den Weg über die Elbbrücke Schönebeck, weiß Hausmann. Er bedauert, dass auch nicht kurzfristig auf das Wetter reagiert wird. Da habe es schon so manches schöne Wochenende gegeben, aber die Fähre fuhr eben nicht. Der Walternienburger hofft nun auf den Sommerfahrplan und darauf, dass sich doch noch ein Fährführer findet.

Doch der Sommerfahrplan wird nicht, wie sonst üblich, am 1. April in Kraft treten.  Die Stadt Barby kämpft immer noch gegen den Personalmangel. Außerdem macht Corona gegenwärtig Stadtverwaltung zu schaffen. Auch Bürgermeister Torsten Reinharz ist ausgefallen. Ursprünglich wollte er am vergangenen Donnerstag an einer Sitzung des Verkehrsausschusses im Landtag teilnehmen. Die Linke-Fraktion hatte zum Thema Gierfähren einen Gesetzentwurf erarbeitet. Angehört werden sollten die Betreiber landesbedeutsamer Fähren.

Die Stadt Barby gab dazu im Vorfeld eine Stellungnahme ab. „Sind die Fähren die größten Kostentreiber?“, war eine von vielen Fragen, die in Vorbereitung des Gesetzentwurfes beantwortet werden sollten. Im Falle der Einheitsgemeinde Barby, in der gleich drei Fähren pendeln, konnte diese Frage ohne großes Nachdenken sofort mit ja beantwortet werden. Die angestrebte Gesetzesänderung hat zum Ziel, eine auskömmliche Finanzierung und damit den Erhalt der Fähren in kommunaler Trägerschaft zu erreichen.

Änderungsantrag wird in Ausschuss vertagt

Eine Entscheidung über den Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke wurde jedoch vertagt, ebenso ein Antrag der AfD-Fraktion zum gleichen Thema. Das beschloss der Ausschuss für Landesentwicklung und Verkehr in seiner Ausschusssitzung am 25. März. Hintergrund sind unterschiedliche Auffassungen darüber, inwieweit die beihilferechtlichen Vorgaben der Europäischen Union bei dem Gesetzentwurf berücksichtigt werden müssen.

Während sich Die Linke-Fraktion für eine positive Beschlussempfehlung aussprach, verwiesen insbesondere die CDU-Fraktion und das Verkehrsministerium auf mögliche rechtliche Bedenken der EU. Für die Linke-Fraktion sei diese Verweise auf mögliche Probleme bei den beihilferechtlichen Vorgaben der EU „an den Haaren herbeigezogen“. Wenn dem wirklich so wäre, warum hat das Ministerium nicht längst in Brüssel nachgefragt und sich Klarheit verschafft, fragte ein Abgeordneter der Fraktion. Zudem hätte sich das Ministerium bereits um eine Modifizierung des Gesetzentwurfs bemühen können.