Radweg 16 Jahre Hoffen und Bangen auf Radweg bei Nedlitz haben ein Ende
Seit 2005 warten die Nedlitzer auf einen Radweg zum Nachbarort Pöthen. Bald kann er eingeweiht werden.

Nedlitz - „Ich glaube, ich kann für alle Nedlitzer sprechen und sagen, dass wir uns sehr, sehr freuen“, ist Christine Becker regelrecht euphorisch. „Lange hat es gedauert, und nun ist es endlich soweit. Vor allem für unsere Schulkinder und deren Eltern geht ein Traum in Erfüllung. Endlich keine Angst mehr, dass etwas passieren kann“, freut sich die Nedlitzer Ortsbürgermeisterin.
Ganz klar, es geht um den Radweg zwischen Nedlitz und Pöthen. „Viele unserer Schulkinder fahren mit dem Fahrrad nach Gommern. Und bei der Enge und dem Zustand K1220 zwischen Nedlitz und Pöthen ist natürlich immer die Angst mitgefahren“, erklärt Christine Becker.
Viele Jahre hat es gedauert, eh der langersehnte Radweg nun endlich Wirklichkeit wird. Wie dringlich es den Nedlitzern damit ist, kann man am unübersehbaren „Fahrrad-Mahnmal“ am Nedlitzer Ortseingang erkennen, und auch daran, dass sogar eine Fahrrad-Demo organisiert wurde.
Jahrelanger Kampf für Radwegbau
Im Jahr 2005 hatte sich die Einheitsgemeinde Stadt Gommern formiert, zu der auch Nedlitz hinzukam. Dazu wurden Gebietsänderungsverträge aufgesetzt. Darin wurde damals der Wunsch nach einem Radweg zwischen Gommern und Pöthen sowie fortführend von Pöthen nach Nedlitz formuliert. Die Erfüllung dieses Wunsches hat knapp 16 Jahre gedauert, 16 Jahre in denen die Einwohner gekämpft und gehofft hatten.
„Uns ist ganz klar, dass es nicht von auf heute und morgen passieren konnte, unseren Wunsch nach einem Radweg umzusetzen“, sagt Christine Becker. „Es handelt sich dabei immerhin um eine große Investition, die erstmal gestemmt werden muss.“
Die Gesamtkosten für die 2,4 Kilometer lange Strecke zwischen Pöthen und Nedlitz betragen zirka 900.000 Euro, die Gommern jedoch nicht allein stemmen musste – es konnte eine 90-prozentige Förderung eingeworben werden. Von den 900.000 Euro entfallen etwa 500.000 Euro auf die eigentlichen Baukosten, der Rest setzt sich aus Ingenieur- und Planungskosten als auch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zusammen. Allein die Ausgleichsmaßnahmen betragen etwa 260.000 Euro.
Ersatzmaßnahmen notwendig
Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind notwendig, wenn Flächen versiegelt werden. Bei dem Radweg geht es um immerhin rund 5000 Quadratmeter Fläche, die durch Asphalt versiegelt werden. Als „Strafe“ und Ausgleich für eine Versiegelung müssen Büsche, Sträucher, Bäume und weiteres Grün in der Einheitsgemeinde gepflanzt werden.
Und es geht gut voran. Obwohl der Baustart statt im Oktober 2020 erst im Mai 2021 stattfand, ist man gut im Plan. In die Hände spielte dem bauausführenden Unternehmen, dass die Avacon zuvor straßenbegleitende Oberleitungen und Masten entferne und die Stromleitungen unterirdisch verlegte. Dadurch herrschte für den Radweg Baufreiheit.
Ende vergangener Woche wurde die Asphalttragschicht aufgebracht. Acht Zentimeter dick. Einen Tag später wurde die Deckschicht aufgetragen. Zwei Zentimeter dick und feinkörniger als die Tragschicht, was ein besseres Befahren ermöglicht.
Als nächstes stehen die Bankette und die Ackerzufahrten an. „In diesem Zusammenhang muss ich unbedingt erwähnen, dass die Zusammenarbeit und Absprachen mit den anliegenden Landwirten wunderbar funktioniert haben“, hebt Torsten Bluhm, Leiter des Bauhofes, hervor.
Landkreis zuständig für Radweg
Wie geht es weiter? „Es handelt sich um einen Kreisstraßen begleitenden Radweg. Nach Fertigstellung und Abnahme wird der Landkreis den Radweg übernehmen und auch zukünftig dafür zuständig sein und ihn unterhalten“, erklärt Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos) die Vorgehensweise nach Ende der Arbeiten. Ist das ein übliches Vorgehen? Die Gemeinde kümmert sich um den Bau und dann übernimmt der Kreis? „Normalerweise ist für Kreisstraßen und die begleitenden Radwege der Landkreis zuständig“, stimmt Gommerns Bürgermeister zu. „Aber: Da uns der Radweg seit Jahren sehr, sehr wichtig war und uns unter den Nägeln brannte, haben wir dort die Initiative ergriffen – natürlich in Kooperation mit dem Kreis. So haben wir es auch schon beim ersten Abschnitt des Radweges, der von Gommern nach Pöthen führt, gehandhabt“, erklärt er. Nach Ende der Arbeiten soll eine offizielle Eröffnung des Radweges stattfinden. Laut Plan soll er im Oktober fertig werden. Doch es scheint schneller zu gehen. Erheblich schneller. „Vielleicht klappt es schon im September“, hofft Jens Hünerbein.
„Egal, wann er fertig wird – wir freuen uns auf die Einweihung und Übergabe und werden ein Fest feiern“, sagt die Nedlitzer Ortsbürgermeisterin Christine Becker. Und dass sie sich darauf freue, gemeinsam mit dem Landrat und dem Bürgermeister eine Tour auf dem Radweg zu machen – sie hätten es ihr versprochen.

