Junge Leute aus Hessen tätowieren an einem Wochenende 165 Spendenwillige / Ungewöhnliche Aktion erbringt 6000 Euro für Biederitz Anker und Sterne als Fluthilfe für die Kita "Ehlespatzen"
Eine bemerkenswerte Spende hat die Kinderkrippe von Biederitz erhalten. 6000 Euro wurden im Hessischen als Fluthilfe in einer ungewöhnlichen Aktion erarbeitet.
Biederitz l Drei junge Männer steigen in Biederitz aus einem auffällig lackierten Auto. Fremdes Kennzeichen. Einer trägt einen großen symbolischen Pappscheck unter dem Arm. Ein anderer bringt einen kleinen Jutesack mit. Der dritte junge Mann führt eine Text- und Fotodokumentation über die Spendenaktion bei sich.
Sie steuern auf die Biederitzer Kinderkrippe "Ehlespatzen" zu, wo sie bereits von der amtierenden Gemeindebürgermeisterin Simone Starzynski und Krippenleiterin Beate Engelmann erwartet werden.
Dominik Bank, Timo Lange und Thomas Uhlig berichten von der ungewöhnlichen Aktion. Auch in Nordhessen hatte man natürlich von der verheerenden Flut der Elbe gehört. In Großenenglis, einem Stadtteil von Borken in der Nähe von Kassel machten sich junge Menschen Gedanken, wie und wem man helfen konnte.
Über drei, vier Ecken gab es eine Verbindung zu einem Mitglied der Magdeburger Feuerwehr, der über das abgelegene Biederitz berichtete. Da kommt vielleicht wenig Hilfe an, dachten sich die Tätowierer von Großenenglis. Da wollen wir helfen, mit dem was, wir können. Die Idee war geboren. Über Facebook wurde die "Aktion Fluthelfer - Tätowierte helfen Menschen in Not" publik gemacht. Interessenten würden sich für zwölf Euro ein Stern-Tattoo und für 18 Euro ein Anker-Tattoo im örtlichen Tattoo-Studion stechen lassen können. Der Erlös sollte der Biederitzer Kita "Ehlespatzen" zugute kommen.
Die Resonanz im Netz war riesengroß. Schnell wurde klar, dass das in dem kleinen Studio "Revolution of Art" nicht zu schaffen wäre. So wurde das Bürgerhaus von Großenenglis gebucht. Am 29. und 30. Juni sollte die Aktion stattfinden. Schon Tage zuvor gingen bis zu 140 Anmeldungen ein. Als am 29. Juni die Türen den Bürgerhauses geöffnet wurden, standen bereits 20 Interessenten davor.
Dominik Bank berichtet weiter, dass es im Verlauf des Tages immer mehr Menschen wurden. Um lange Wartezeiten zu vermeiden, sind die Telefonnummern eingesammelt und die Spender bis spät in die angerufen worden, um sich ihr Tattoo stechen zu lassen. Nach 13 Stunden verließen Tätowierer Thomas Uhlig die Kräfte.
Dominik Bank stach 17 Stunden lang Anker um Anker und Stern um Stern. Um 4 Uhr morgens wurde die Aktion für sechs Stunden unterbrochen. Um 10 Uhr standen erneut 35 Personen vor dem Bürgerhaus. Das Stechen musste limitiert werden. Ab sofort bekam jeder nur einen Stern oder einen Anker. Insgesamt ließen sich 165 Personen Tattoos stechen. Nach 27 Stunden waren 5000 Euro zusammengekommen. Spätere Spenden ließen den Betrag auf 6000 Euro anwachsen.
Mit einem gemalten Bild bedanken sich die Krippenkinder auf dem Spielplatz bei den jungen Männern. Auch die Kitachefin Beate Engelmann und die amtierende Bürgermeisterin Simone Starzynski zollen den jungen Leuten Respekt und bedanken sich herzlich. Beate Engelmann möchte diesen Dank auf alle Fluthelfer ausgedehnt wissen.