Bundeswehr Artillerielehrbataillon 325 aus Munster zwei Wochen auf Truppenübungsplatz Altengrabow
Bereits 2016 war das Artillerielehrbataillon 325 für Übungszwecke in Altengrabow. Nun üben sie wieder für die „Battle-group“ der „Enhanced Forward Presence“.
Dörnitz/Altengrabow (bsc). Die Ausbildung ist erforderlich, weil das Artillerielehrbataillon 325 in den Jahren von 2022 bis 2024 diese Fähigkeit für die von Deutschland geführte „Battle-group“ der „Enhanced Forward Presence“, einer einsatzgleichen Nato-Verpflichtung, in Litauen sicherstellen muss. Dafür werden dort rund 200 Soldaten und Soldatinnen im Einsatz sein. „Enhanced Forward Presence“ dient der Sicherung der Ostflanke der Nato.
Zur Ausbildung in Altengrabow gehörten mehrere Ausbildungsabschnitte wie das Artillerieschießen mit der Panzerhaubitze 2000, die Ausbildung des Joint Fire Support-Personals in der Zuweisung von Flugzeugen oder andere Mittel der Feuerunterstützung.
Das Artillerielehrbataillon 325 war im August 2016 schon einmal für zwei Wochen zu Übungszwecken auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow. Damals war das Ziel, das Bataillon zu einem Leitverband für ein Artilleriebataillon zu formen. Seit dem Jahr 2019 leistet die Einheit einen wesentlichen Beitrag Deutschlands und der Bundeswehr im Rahmen der Nato.
Jagdbomber und Tiger kommen zum Einsatz
Das Joint Fire Support-Team übte unter anderem das Geschützschießen mit der Panzerhaubitze 2000, das richtige Handeln auf einer Beobachtungsstelle und war in der Feuerunterstützung auf einer Schießbahn. JFS-Kräfte der 1. Panzerdivision sorgten für Feuerunterstützung bei Kampfformen. Dabei kam viel Unterstützung vom Boden, aber auch aus der Luft. So kamen beispielsweise der „Tiger“, der Jagdbomber „Tornado“, der Spähwagen Fennek und der Schützenpanzer „Marder“ zur Beobachtung zum Einsatz.
Es gab Tag- und Nachtschießen. „Mit Sprengsplittermunition werden Ziele bekämpft. Mit Nebelmunition wird der Feind geblendet und mit Leuchtmunition wird der Gefechtsstand beleuchtet“, so Major Enrico Harling.
Zu Irritationen führte ein Nachtschießen in der ersten Übungswoche in Gladau. Dort hatte ein Bürger am späten Abend gegen 21.30 Uhr in Blickrichtung Weinberg, und damit in Richtung Truppenübungsplatz, Leuchterscheinungen am Himmel beobachtet. Für ihn sah es so aus, als ob dort der Wald brennt. Nach Rücksprache mit dem Ortswehrleiter wurde der Notruf ausgelöst. Doch in der Leitstelle wusste niemand über das Artillerieschießen Bescheid. Die Gladauer Kameraden regten deshalb an, nicht nur die unmittelbare Umgebung des Truppenübungsplatzes über solche Übungsmaßnahmen vorher zu informieren.
30 Sekunden Zeit bis zum ersten Schuss
Das Geschützschießen mit der Panzerhaubitze 2000 wurde am Dienstagvormittag mit drei Fahrzeugen durchgeführt. Die Geschütze standen gut gedeckt. Diese Panzerhaubitze ist das größte Gefechtsfahrzeug innerhalb der Nato. Die Stellung des Zugführers/Feuerleiters befand sich, ebenfalls gut geschützt, etwa 300 Meter entfernt im Wald. Von dort erhielten die Besatzungen ihre Befehle. „Bis zum ersten Schuss sind 30 Sekunden Zeit. Nach der Beendigung des Feuers sind es wiederum 30 Sekunden bis zur Wiederherstellung“, erklärte Major Enrico Harling, Chef des 5. Lehrbataillons 325.
Der Major schwärmte von den Bedingungen auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow. „Für die Artillerie ist dieser Platz sehr gut geeignet. Der Truppenübungsplatz hat eine sehr gute Entwicklung genommen. Die Zusammenarbeit mit der Kommandantur ist sehr gut. Wir kommen gerne wieder her.“ Auch der Rosenkrug wurde zu Übungszwecken im urbanen Raum genutzt. Major Enrico Harling: „Wir üben hier im alten Raum für die Zukunft. Solche Bedingungen gibt es sonst nirgendwo in Deutschland.“ Der Kampf aus dem Rosenkrug heraus sei anders und anspruchsvoller als im freien Gelände. Das ist eine Besonderheit für Altengrabow. Mit einem elf Meter langen Geschütz sich im urbanen Gebiet des Rosenkrugs zu bewegen, ist eine große Herausforderung, genauso wie das militärische Marschieren und dessen Absicherung. Major Enrico Harling: „Wir müssen realistisch üben und das können wir hier.“
Im Ernstfall könne es rund acht Raumwechsel am Tag geben. Auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow sind es für die Übenden zwei bis drei. Die Erkundung des Raumes erfolgt im Vorfeld. Mit der Standardmunition der Panzerhaubitze 2000 kann 30 bis 40 Kilometer weit geschossen werden. Auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow wird zwischen sechs und acht Kilometer weit geschossen. Die Munition wird am Ladeplatz nachgeladen. Ein Geschoss wiegt um die 40 Kilogramm. 60 Schuss werden pro Geschütz benötigt.
Herausforderung unter Corona-Bedingungen
In der Feuerunterstützung auf einer Schießbahn kamen die „Marder“ zum Einsatz. Von einer Beobachtungsstelle aus unterstützten Joint-Fire-Support-Kräfte die Artillerie. Zur Absicherung dieser Übungsform waren rund 30 Sicherheitsleute vor Ort.
„Die zwei Wochen auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow sind unter Corona-Bedingungen eine große Herausforderung“, erklärte Oberstleutnant Alfred Grethe, Kommandant des Lehrbataillons 325. So werden jeweils zu Übungsbeginn und nach Übungsabschluss sowie alle drei Tage Schnelltests durchgeführt. Oberstleutnant Alfred Grethe: „Gruppen, die den Abstand nicht einhalten können, befinden sich in einer gesonderten Blase.“ Erfreut zeigte sich der Kommandant darüber, dass bis Dienstag es beim Fliegen keinen Ausfall wegen des Wetters gab. Ein Joint-Fire-Support-Team (JFST), eine gemeinsamer Feuerunterstützungstrupp, setzt sich aus Artilleriebeobachtern, vorgeschobenen Beobachtern der Mörser und der Fliegerleittrupps zusammen. Dieses Team begleitet die Kampftruppe. Es besitzt die Fähigkeit zur streitkräftegemeinsamen taktischen Feuerunterstützung. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die Überwachung des Gefechtsfeldes, die Zielaufklärung und -bestimmung, die Feuerlenkung eigener Waffen sowie die Feststellung des Erfolgs des Waffeneinsatzes. Außerdem gehören die Auswertung und Meldung der eigenen Aufklärungsergebnisse und solcher anderer Truppen, das Annehmen und Weiterleiten von Feueranforderungen der Kampftruppe sowie das Halten der Verbindung zum örtlich unterstellten Führer der Kampftruppe dazu.
Zur Ausrüstung eines Joint-Fire-Support-Team zählen eine fahrzeugintegrierte hybride Navigationsanlage, eine elevierbare Zielvermessungsanlage mit einer Tagsicht-Kamera, ein Wärmebildgerät, Laserentfernungsmesser sowie Laserzielbeleuchter, Funkausstattung im HF-, VHF- und UHF-Bereich und für satellitengestützte Kommunikation sowie eine tragbare Beobachtungsausstattung für den Einsatz ohne Fahrzeug.
Am morgigen Freitag endet die zweiwöchige Übungszeit.