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Barrierefreiheit Fahrstuhl kommt 2021

Endlich gehen die Planungen für den Fahrstuhl der integrativen Kita in Schermen voran. Doch der Einbau verzögert sich vermutlich auf 2021.

Von Anke Reppin 28.07.2020, 06:00

Schermen l In der Kindertagesstätte in Schermen wartet man schon sehnsüchtig auf den Aufzug. Denn der „MS Piratenclub“ ist eine integrative Einrichtung. Vier Plätze stehen hier für behinderte Kinder zur Verfügung. Das ist ohne Aufzug nur schwer umzusetzen. Dieser Erfahrung und zugleich enormen Herausforderung stellten sich die Erzieherinnen 2018 und 2019 monatelang. Denn zu dieser Zeit wurde in der Kita ein kleiner Junge betreut, der auf den Rollstuhl angewiesen ist. Mehrmals am Tag trugen ihn die Erzieherinnen von der oberen Etage in die untere und umgekehrt. Ein körperlich anstrengendes Unterfangen. Ein zweiter Rollstuhl wurde angeschafft, damit der Junge auch in der oberen Etage mobil sein konnte.

Den Jungen ausschließlich in der unteren Etage zu betreuen – das kam für Kita-Leiterin Ulrike Schulze und ihre Kolleginnen nicht in Frage. „Kinder zu separieren ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Schulze. Im „MS Piratenclub“ werde ein offenes Raumkonzept gelebt, dass eine Unterteilung in „Betreuung in der oberen Etage“ und „Betreuung in der unteren Etage“ bewusst vermeiden soll. Die Kita soll ein Ort der Begegnung sein, von Mädchen und Jungen, kleinen und größeren Kita-Kindern. Kinder mit Behinderungen sollen nicht in gesonderten Gruppen oder Räumen betreut werden, sondern vollständig in den Ablauf integriert. So sehe es die „UN-Behindertenrechtskonvention – für eine gleichberechtigte Teilhabe“ vor, sagt Ulrike Schulze. Auch im Kita-Bereich solle sich nicht das Kind auf den Raum einstellen, sondern der Raum auf das Kind. Das Konzept des „MS Piratenclub“ setze deshalb auf Beteiligung. Auch die pädagogische Konzeption der Einrichtung sehe vor, dass Kindern mit Behinderungen der Zugang zu Bildung in den Themenräumen der oberen Etage nicht verwehrt bleiben darf.

Ab 2018 sei die Kita auf Sponsorensuche für den Fahrstuhl gewesen, erzählt Ulrike Schulze. Zeitgleich hätten sich Gemeinderäte und Mitarbeiter der Verwaltung die Gegebenheiten vor Ort angeschaut. Die Gemeinde habe eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Verschiedene Varianten seien durch ein Architektenbüro untersucht worden: Ein Treppenlift, Innenfahrstuhl, Außenfahrstuhl und ein Plattformlift waren in der Diskussion. Die Entscheidung fiel auf einen Fahrstuhl, der im Gebäude links der Empore an der großen Treppe der Einrichtung angebracht werden soll. Ein Senkrechtaufzug mit Kabine ist vorgesehen. Das Gebäude gehört der Gemeinde Möser, der Einbau ist deshalb auch Sache der Gemeindeverwaltung. Die geschätzten Gesamtkosten liegen bei 65 000 Euro.

Seit August 2018 liegt eine Zusage der Sparkasse Jerichower Land vor, den Einbau des Fahrstuhls finanziell zu unterstützen. Auf seiner jüngsten Sitzung stimmte nun der Gemeinderat der Annahme dieser Spende zu.

Zweimal hatte Ulrike Schulze die Sparkasse gebeten, die Spende in das kommende Jahr zu übertragen. Denn die Angelegenheit ruhte plötzlich. Ein Terminplan der Verwaltung, der den Einbau des Fahrstuhls bis Juni 2019 vorgesehen hatte, wurde nicht eingehalten.

Anfang dieses Jahres dann sah sich wieder ein Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung die Gegebenheiten vor Ort an. Er soll die Brandschutzordnung unter Einbeziehung des Fahrstuhls überarbeiten. Dies und die Annahme der zweckgebundenen Spende sprachen dafür, dass die Maßnahmen noch in diesem Jahr durchgeführt werden soll. Mösers Gemeindebürgermeister Bernd Köppen bestätigt, dass die Maßnahme eigentlich für dieses Jahr eingeplant war. Doch es hakt bei der Förderung. Die kann in Höhe von 50 000 Euro durch die Sozialagentur erst im kommenden Jahr erfolgen. Danach sehe es jedenfalls im Verfahren mit der Sozialagentur als Fördermittelgeber „derzeitig“ aus, sagt Köppen.

Ulrike Schulze und ihre Kollegen würde es freuen, wenn der Fahrstuhl schon bald eingebaut würde. „Wir haben eine moderne Kita, ein modernes Konzept und die Prognosen zeigen, dass viele Familien nach Möser ziehen“, sagt Schulze. Der Aufzug und damit die Barrierefreiheit der Kita würden das ergänzen.

„Wir wollen Kinder nicht ausschließen, weil sie nicht in den architektonischen Rahmen passen“, betont die Kita-Leiterin, „sondern alles dafür tun, dem Integrationsgedanken Rechnung zu tragen und einen Raum zu bereiten, in dem Beteiligung stattfinden kann und niemand aufgrund seiner Beeinträchtigung ausgeschlossen werden muss.“