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Bahnbrücke Möser Bauwerk über Gleise der Deutschen Bahn am Vorwerk Körbelitz wird abgerissen

Der Zustand der Brücke wurde bereits 2016 bemängelt. Nach fehlgeschlagenen Verhandlungen mit der Deutschen Bahn wurde nun der Abriss der Brücke beschlossen.

Von Anke Reppin Aktualisiert: 15.4.2021, 15:01

Körbelitz. In regelmäßigem Abstand werden in Deutschland die baulichen Zustände von Brücken geprüft und bewertet. Schäden werden aufgenommen und in die Bewertung des Zustandes mit einbezogen. Dabei geht es unter anderem um die Standsicherheit und die Verkehrssicherheit der Brücken. Ein so genannter Bauwerksprüfingenieur vergibt auf der Basis der aufgenommenen Daten eine Zustandsnote von 1 (sehr guter Bauwerkszustand) bis 4 (ungenügender Bauwerkszustand).

Schlechteste Note für Zustand der Bahnbrücke Körbelitz

Die Brücke über die Gleise der Deutschen Bahn (DB) am Vorwerk Körbelitz gehört der Gemeinde Möser. Bei einer Prüfung im Jahr 2016 hatte die Brücke die schlechteste Zustandsnote 4 erhalten. Das bedeutet laut Definition des Bundesverkehrsministeriums, „Standsicherheit und/oder Verkehrssicherheit sind erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben“. Im dem Prüfbericht für die Bahnbrücke am Vorwerk Körbelitz heißt es konkret: „Der derzeitige Bauzustand des Brückenbauwerkes lässt eine Verkehrsfreigabe für den Fahrzeugverkehr nicht mehr zu. Die Anprallsicherheit für die Pfeiler ist nicht nachgewiesen. Der vorhandene Gleisabstand zum Pfeiler ist wesentlich zu klein. Ein Sicherheitsraum ist nicht vorhanden. Aufgrund des Unterhaltungsstaus ist eine Instandsetzung des Brückenbauwerkes nicht sinnvoll, … .“

Im Rahmen eines zweiten Gutachtens war anschließend auch geprüft worden, ob die Brücke gegebenenfalls doch saniert werden kann. Aber auch im zweiten Gutachten wurde eine Sanierung der Brücke als nicht möglich eingeschätzt. Nun bestehe dringender Handlungsbedarf, begründete das Bauamt die aktuellste Beschlussvorlage für den Gemeinderat. Würde die Brücke nicht abgerissen, müssten durch die Gemeinde Kosten für die Montage von Fangschienen, die Absicherung der Gleise durch herabstürzende Teile und die Sicherung des Geländers getragen werden. Das geht aus einer aktuellen Gefährdungseinschätzung der Deutschen Bahn hervor. „Um die Kosten möglichst gering zu halten, wird ein Abriss der Brücke empfohlen“, heißt es im Sachstandsbericht des Bauamtes Möser.

Verhandlungen der Gemeinde Möser mit Deutscher Bahn laufen

„Möglichst gering“ bedeutet rund 250.000 Euro. So lautet die aktuellste Kostenschätzung für den Abriss. Das Geld muss im Gemeindehaushalt des Jahres 2021 geschultert werden.

Die Gemeindeverwaltung hofft nun erneut darauf, dass sich die Deutsche Bahn mit 50 Prozent an den Abrisskosten beteiligt. Das ist aber nicht sicher. Dazu muss es erst weitere Gespräche und eine entsprechende Vereinbarung mit der DB geben.

Erste Gespräche mit der Deutschen Bahn hatte es bereits nach Vorliegen des ersten Prüfberichtes gegeben. Im Dezember 2017 hatte der Gemeinderat Möser auf der Basis der bis dahin vorliegenden Informationen beschlossen, die Straßenbrücke abzureißen und anschließend eine Fuß- und Radwegebrücke zu bauen. Entsprechenden Planungs- und Ingenieurleistungen wurde 2018 und 2019 durch verschiedene Gemeinderatsbeschlüsse zugestimmt.

Mit Vorlage einer Vorplanung durch das beauftragte Ingenieurbüro stellte der Gemeinderat Möser im Juli 2018 aber auch klar, dass er eine Kostenbeteiligung der Deutschen Bahn an einem Ersatzneubau als Voraussetzung für die Umsetzung der Planungen ansieht.

Doch die Verhandlungen mit der DB liefen nicht wie geplant. Nachdem zunächst eine 50-prozentige Beteiligung an Abriss- und Neubaukosten in Aussicht gestellt worden war, trat die Bahn von diesem Angebot wieder zurück. Ein möglicher Zuschuss könne maximal bei 15 Prozent liegen, hieß es nun. Und das bei geschätzten Kosten für einen Neubau in Höhe von 1,3 Millionen Euro.

Neubau wird kontrovers diskutiert

Ein hinzugezogener Fachanwalt hatte der Gemeinde Möser gar bescheinigt, dass sich die DB möglicherweise gar nicht an den Kosten beteiligen müsse. Hintergrund sei, dass das Vorwerk Körbelitz nicht durchgängig als öffentliche Straße gewidmet sei. Somit greife die rechtliche Grundlage für eine finanzielle Beteiligung der Bahn, das Eisenbahnkreuzungsgesetz, nicht. Diese Widmung als öffentliche Straße hat die Gemeinde mittlerweile nachgeholt.

Aufgrund der hohen Kostenschätzung für einen Neubau und der nicht sicheren Beteiligung der DB hatte die Gemeindeverwaltung den Gemeinderäten vorgeschlagen, die Brücke zwar abzureißen, aber keine neue Brücke zu bauen. In den verschiedenen Gremien des Gemeinderates war dieser Vorschlag 2020 kontrovers diskutiert worden. Insbesondere sahen die Gemeinderäte die Deutsche Bahn in der Pflicht, die Gemeinde Möser nicht allein auf den entstehenden Kosten sitzen zu lassen. Aber auch Sinn und Notwendigkeit einer neuen Brücke waren heiß diskutiert worden. Während die einen fanden, die Brücke würde ohnehin so gut wie gar nicht genutzt, argumentierten andere, sie sei für Radfahrer in der Gemeinde wichtig und richtig.

Letztlich folgten die Gemeinderäte im Sommer 2020 dem Vorschlag der Verwaltung und hoben ihren Grundsatzbeschluss aus dem Jahr 2018 auf. Damit entkoppelten sie den Abriss und einen möglichen Neubau der Brücke. Wegen der Pandemielage im schriftlichen Verfahren, stimmten sie nun einem zeitnahen Abriss zu.