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Berufsausbildung Pfleger sollten gut mit Menschen können

Der Pflegerberuf ist mit Vorurteilen behaftet. Weshalb sich junge Menschen trotzdem dafür entscheiden, erzählt Dominic Kresse, Pfleger in Burg.

Von Aline Wobker 20.07.2019, 01:01

Burg l Ein Berufsfeld, welches zumeist Bewunderung hervorruft und manchmal etwas Mitleid: Die Arbeit in der Pflege. Bewunderung, da viel Empathie und Leistung erfordert wird. Mitleid, da die Pflege als schlecht bezahlt und sehr stressig gilt.

Die Menschen, die in der Alten- oder Krankenpflege tätig sind, haben einige Eigenschaften gemeinsam, meint der angehende Krankenpfleger Dominic Kresse: „Ruhe, Empathie und es schaffen, einen gewissen Abstand zur Arbeit aufzubauen. Man darf nicht immer alles mit nach Hause nehmen.“ Dies seien für den 24-Jährigen die entscheidenden Eigenschaften, um langfristig in der Pflege bestehen zu können.

Dominic Kresse befindet sich noch am Anfang seiner Laufbahn in der Pflege. Er ist im dritten Lehrjahr in der Helios Klinik Burg beschäftigt – kurz vor seinen letzten Prüfungen im August. Der Azubi ist als Mann immer noch die Ausnahme im Bereich der Pflege, im Bundesdurchschnitt sind 85 Prozent der Angestellten weiblich (Stand 2018).

In Dominic Kresses Ausbildungsklasse sieht das ähnlich aus: „Von 20 angehenden Pflegekräften sind bei uns nur vier männlich. In den anderen Jahrgängen ist das genau so.“ Dies habe für Dominic Kresse allerdings nicht nur Nachteile: „Naja, man hat natürlich viele junge nette Kolleginnen. Das ist schon ein Vorteil. Bei den älteren Patientinnen ist der sogenannte Enkelbonus auch manchmal nicht schlecht“, erzählt der 24-Jährige scherzhaft.

Seinen Humor hat Dominic Kresse, trotz der schweren Arbeit, nicht verloren. Auch wenn er sich an einige Situationen erinnert, die ihn in der Anfangszeit durchaus belastet haben. Für ihn als Mann sei aber auch die hohe körperliche Belastung immer wieder eine Herausforderung. „Als Mann muss ich durchaus häufiger die schwereren Patienten heben. Wobei die männlichen Patienten oft sehr froh sind, wenn ein Mann kommt – zum Beispiel zum Waschen“, erzählt Kresse.

Die körperlichen Belastungen seien für ihn ein Punkt, bei dem es in der Pflege ein großes Potenzial zur Verbesserung gibt. Er wünscht sich beispielsweise eine bessere Technik, es wäre eine große Hilfe, einen Patientenlifter zu haben, der beim Heben eines sehr schweren Patienten hilft, so Dominic Kresse weiter.

Bessere Arbeitsbedingungen wären für den Auszubildenden grundsätzlich wünschenswert, mehr Personal gehört für ihn dazu. Nicht nur examinierte Krankenpfleger, sondern auch Hilfskräfte. Diese könnten entlastende Arbeiten übernehmen, die weniger mit der direkten Pflege zu tun haben, meint Dominic Kresse.

Denn: „Zum Beruf des Pflegers gehört noch viel mehr als das, was die meisten so denken. Wir machen eigentlich fast alles. Hochkomplizierte Verbände, bei denen alles steril bleiben muss. Blutentnahmen gehören auch dazu“, erzählt Dominic Kresse.

Es sei auch die Abwechslung in seiner Tätigkeit, die ihn dazu gebracht habe, bei der Ausbildung zu bleiben. „Es gibt schon Tage, an denen es mir schwerfällt, mich zu motivieren. Die guten Tage machen es dann aber doch meist wieder wett“, so Kresse weiter.

Dennoch sei es früher nie sein Berufswunsch gewesen. „Wenn mir einer mit 18 gesagt hätte, dass ich mal Pfleger werde, da hätte ich gedacht, der spinnt doch“, sagt Kresse. Nach dem Abitur fing er an zu studieren – Elektrotechnik. Dabei bemerkte er sehr schnell, dass dies nichts für ihn ist. Brach das Studium ab und nahm sich die Zeit, um zu schauen, was er wirklich in Zukunft machen möchte. Bei einem Gespräch mit seiner Großmutter – eine ehemalige Krankenpflegerin – kam bei Dominic Kresse die Idee auf, sich ebenfalls in der Pflege zu versuchen. „Meine Oma sagte zu mir ‚Mensch Junge, du kannst doch gut mit Leuten‘ und da hab ich mir gedacht, das stimmt eigentlich. Meine Tante ist ebenfalls in dem Beruf tätig gewesen. Daher ist es ein bisschen Familientradition“, erzählt Kresse. Nachdem Gespräch startete Dominic Kresse mit einem Praktikum im Helios Klinikum und ist letztendlich dabei geblieben.

Doch ob er immer Pfleger bleiben möchte, das weiß der 24-Jährige noch nicht. Für ihn sei die Ausbildung erst mal der erste Schritt, sagt der Auszubildende. Eine Weiterbildung zum Fachpfleger sei geplant, auch den Sprung in die Lehre für Pfleger könne er sich vorstellen. Obwohl ihn dabei das lange Studium abschrecke.

Ein Gedanke dabei, sei auch das Gehalt. Eine Weiterbildung zum Fachpfleger sei durchaus finanziell attraktiv, sagt Kresse. „In der Ausbildung ist es okay, die Ausgaben halten sich ja auch in Grenzen“, sagt der Auszubildende.

Er hoffe, dass das neue Gesetz, welches den Mindestlohn anheben und die Gehälter der Fachkräfte im Osten an jene im Westen angleichen soll, nur der erste Schritt von vielen ist – für bessere Arbeitsbedingungen und ein höheres Ansehen der Pflegeberufe.