Abitur Burg: Besonderer Abi-Jahrgang mit Rekord
61 Schülerinnen und Schüler bekamen im Burger Roland-Gymnasium als erster kompletter Corona-Jahrgang ihre Reifezeugnisse. Erstmals gab es siebenmal die Note 1,0

Burg - „Gehe Wege, die noch niemand gegangen ist, damit du Spuren hinterlässt.“ Dieses Zitat von Antoine de Saint-Exupéry ziert das Programm zur Übergabe der Reifezeugnisse im Burger Roland-Gymnasium. Am Freitagabend gingen 61 Absolventen den ersten Schritt. Es war der erste Jahrgang, dessen letztes Schuljahr komplett von der Corona-Pandemie geprägt war. Doch wie Schulleiter Thomas Dreher in seiner humorvollen Festrede bemerkte, haben sie das Abitur „trotz und nicht wegen Corona gemacht“.
Er gab einen Einblick in die Vielfalt des Gelernten mit Beispielen von Abitursthemen. In Geschichte wurden Tagebuchauszüge von Joseph Goebbels vor dem historischen Hintergrund erklärt und bewertet. In Deutsch wurde Ulrich Greiners Artikel mit dem Titel „Droht uns die Sprachzensur? JA!“ analysiert, in dem es um den Kampf für eine gendergerechte Sprache geht, der von Greiner als Kampf gegen die deutsche Sprache bezeichnet wird. In Biologie ging es um den Waldumbau vor dem Hintergrund des Klimawandels, in Englisch um die Frage, ob Englisch auch nach Großbritanniens Austritt aus der EU Verkehrssprache bleiben sollte.
So anspruchsvoll wie in den Jahren zuvor
Und Dreher ordnete es in die Gesamtsituation ein, zumal nach den Prüfungen immer mal wieder zu hören sei, dass die diesjährigen Absolventen durch die inhaltlich leicht abgespeckten Abiturprüfungen und die zusätzlichen Zeitfenster letztlich sogar einen Vorteil gehabt hätten.
„Ich sehe das nicht so. Die gerade beschriebenen Aufgabenstellungen des schriftlichen Abiturs waren wie alle anderen Aufgaben auch mindestens genau so anspruchsvoll wie in den vergangenen Jahren“, so Dreher. Zudem sei die mentale Belastung in diesem Jahr deutlich größer als sonst gewesen. In der Tat sind die äußeren Umstände nicht an den Schülern vorbeigegangen.
„Es war vieles anderes, wir haben viel online, viel von zu Hause aus gemacht“, sagte Joubert Dierkes im Gespräch mit der Volksstimme. Schwieriger sei es dadurch geworden, dass man viel selbst, ohne die Unterstützung der Lehrer, machen musste. „Manchmal habe ich mich aber auch über zusätzliche Freizeit gefreut“, gab er fröhlich zu.
„Eigentlich konnte man sich recht gut drauf einstellen, weil Corona ja schon im Schuljahr zuvor begonnen hatte“, sagte Theresa Proß. Sie sprach mit Madlen Vogelsang in einer Rede Dank an Lehrer und Eltern. „Manchmal“, fügte sie noch hinzu, „habe ich mich aber gefragt, ob ich auch noch für mich lebe oder nur für die Schule.“
Lampenfieber bei Lehrer und den Schülern
Neben der Zeugnisübergabe selbst und den Wortbeiträgen gehörte das musikalische Programm unter der Leitung von Christian Hoffmann zu den Highlights.
„Es war natürlich nicht einfach, ein würdiges musikalisches Programm für die feierliche Abiturzeugnis-Ausgabe herzustellen. Die Coronabestimmungen für das Musizieren sind besonders einschränkend“, erklärte er im Vorfeld gegenüber der Volksstimme. Dennoch habe er unter den gegebenen Bedingungen stimmungsvolle Musik mit Schülerinnen und Schülern der 11. und 10. Klasse einüben können.
Einen Oberstufenchor gibt es nach eineinhalb Jahren Singestopp nicht mehr. „Es tut gut, wieder etwas zu musizieren und mit den Schülern das Lampenfieber zu spüren“, zeigte sich Hoffmann voll Vorfreude und gewann auch dem Komplizierten etwas Positives ab. Die Abifeier wurde in drei Durchgänge aufgeteilt, „auf diese Weise können wir heute Abend gleich drei Konzerte spielen“. Und die wurden vom Publikum gefeiert – genauso wie vor Corona.