Bürgermeisterwahl Christian Werner will in Burg Wir-Gefühl stärken
Christian Werner will Burger Bürgermeister werden. Der parteilose Kandidat aus Detershagen möchte, dass die Stadt aus dem gefühlten Stillstand herauskommt und dass mehr für Kinder gemacht wird.

Burg - „Mein Hobby, das sind meine Kinder“, sagte Christian Werner, als er im Vorfeld erfuhr, dass es im Artikel der Volksstimme nicht nur um Wahlziele, sondern auch um die menschliche Seite gehen sollte. „Das tolle an Kindern ist, dass man selber noch einmal Kind sein kann, Sachen ausprobieren, die man selbst vielleicht noch nicht hatte, als man klein war“, sagte er beim Gespräch unter dem rund 100 Jahre alten Baum im Garten der Familie. Natürlich sei es aber auch schön, Louis (10), Johannes (8) und Anna (eineinhalb) heranwachsen zu sehen, ihren Entwicklungszyklus zu verfolgen. Für ein anderes Hobby sei neben dem Beruf auch gar keine Zeit.
Christian Werner ist bei der Bundeswehr. Diese Tätigkeit hat ihn schon an viele Orte in der Welt geführt, neben Stationen in Deutschland war er auch mehrmals in Afghanistan im Einsatz, Kundus, Kabul, Masar-i-Scharif. Natürlich mag es als Familienvater ein anderes Gefühl sein, in einen gefährlichen Einsatz zu sein, „aber am Besten ist, man denkt nicht daran“. Die Söhne seien damit groß geworden, aber über die konkrete Gefahr sei nie gesprochen worden. Fakt sei aber auch: „Man vermisst die Kinder ohne Ende.“ Seit 2007 lebt die Familie in Detershagen, seit 2008 ist er in der Clausewitz-Kaserne stationiert. Nach den vielen Jahren des Umherziehens sei so ein langjähriger Standort fast schon so etwas wie Luxus.
Er wohnt aber nicht nur in dem Burger Ortsteil, sondern engagiert sich auch, sitzt im Ortschaftsrat und ist stellvertretender Ortsbürgermeister. „Einfach gesagt, kann man doch immer nur über alles meckern, oder man versucht etwas zu ändern“, lautet seine Überzeugung. Das brachte ihn auch dazu, bei der Burger Bürgermeisterwahl als Kandidat anzutreten. In Burg sei ein gefühlter Stillstand eingetreten, das soll sich ändern. Vor der Landesgartenschau sei viel bewegt worden, danach nicht mehr. Die Innenstadt sei ein schöner Ort zum Einkaufen gewesen, das habe sich geändert, nicht erst seit der Pandemie. „Natürlich kann jeder durch sein Konsumverhalten dazu beitragen“, sagt er.
Als begeisterter Vater hat er natürlich auch die Kinder im Blick, obwohl die Begeisterung während der Corona-Einschränkungen auf die Probe gestellt wurde. „Kinder können auch anstrengend sein“, meint er schmunzelnd, Erwachsene aber auch.“ Oftmals werde zu wenig an die Kinder gedacht. Natürlich gebe es viele Spielplätze in Burg, allerdings keine für Kinder, die älter als sieben Jahre sind. Die hätten dann bis zum jugendlichen Alter kein richtiges Angebot. Die Skateranlage in Burg sei dafür auch nicht die beste Alternative. Und in den Ortsteilen sei es ohnehin schwer mit Beschäftigungsmöglichkeiten. „Den ganzen Tag an der Bushaltestelle sitzen, kann es ja auch nicht sein“, meint Werner.
Die Busse müssten auch verbessert werden. Es sei nicht gut, dass eine ältere Dame, die zum Einkaufen in die Stadt fährt, erst um 18 Uhr wieder einen Bus zurück nehmen kann. Auf dem Dorf sei jeder auf das Auto angewiesen, allein schon, um zur Arbeit zu kommen. Künftig müsse doch aber grüner gedacht, also eine Alternative zum Auto geboten werden. Trotz dieser Überzeugung ist der 47-Jährige kein Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, von überhaupt keiner Partei. Und das ist ihm auch wichtig. „Ich möchte in keine Ecke gedrängt werden, für jeden ein Gesprächspartner sein“, betont er.
Zu einer funktionierenden Familie gehört auch das Wir-Gefühl. Als Bewohner eines Ortsteiles hat Werner das Empfinden, dass dessen Probleme von der Kernstadt manchmal nicht so ernstgenommen würden. Natürlich versuche man im Dorf auch zunächst einmal, sich selbst zu helfen. Aber sein Ziel ist ein anderes. „Wir sind alle die Stadt Burg, das Gefühl muss sich durchsetzen“, ist seine Überzeugung.
So ganz allein sind die Kinder nicht in der Rubrik Hobby. Da gibt es auch noch eine Schwalbe, Baujahr 1963. „Als wir hierher gezogen sind, haben wir sie im Internet gefunden und wieder fahrtauglich gemacht“, erzählt Werner. Ein Motorradmechaniker habe tatkräftige Unterstützung geleistet. Und wenn er mit Sohn Louis mit der Schwalbe zum Angeln an den Kanal fährt, treffen sich zwei Hobbys. Das Angeln gehört nicht dazu. „Louis ist begeisterter Angler, ich bin nur dazu da, die Knoten aufzuknüpfen“, erklärt er. Teilweise bis zu drei Stunden am Ufer sitzen, wird das nicht langweilig? „Nein“, meint der Zehnjährige. „Und ich hoffe, dass es bald 4 K gibt, damit ich mich etwas beschäftigen kann“, fügt sein Vater hinzu.