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Renaturierungsprojekt zwischen Rottenau und Loburg wird zu 100 Prozent von der Europäischen Union gefördert Der Ehle wird derzeit ein neues, altes Bett gemacht

Von Stephen Zechendorf 06.11.2012, 02:11

Die Ehle zwischen Rottenau und Loburg wird derzeit um wenige Meter verlegt. Die Maßnahme erfolgt im Rahmen eines Hochwasserprojektes der Europäischen Union.

Loburg l "Wahnsinn, die spinnen" murmelt ein alter Mann, während er kopfschüttelnd beobachtet, wie kurz hinter Loburg Bagger damit beginnen, dem kleinen Flüsschen Ehle ein neues Flussbett zu machen. Doch was heißt "neu" - laut Aussagen von Eingeweihten handelt es sich bei dem neu zu ziehenden Graben um das alte Flussbett der Ehle. Um jenes, durch welches das Ehlewasser bis vor etwa dreihundert Jahren geflossen sein soll.

Hochwasser wie 2002 künftig vermeiden

Unter dem Stichwort Renaturierung wird auf einer Länge von rund einem Kilometer ein neuer Flussverlauf ausgehoben. Wesentlich breiter und tiefer soll er sein, als der Graben, durch den die meliorierte Ehle in den vergangenen Jahrzehnten geflossen ist. Träger des EU-Hochwasserschutz-Projektes bei Loburg ist das Landesamt für Umweltschutz, mit der Umsetzung wurde der Unterhaltungsverband Ehle-Ihle beauftragt. Neben dem neuen Graben müssen auch einige Durchlässe neu hergestellt werden.

Auf diese Weise soll die Gefahr von Hochwasser in der Gegend reduziert werden. Das neue Flussbett liegt tiefer, der Scheitel wird gekappt, heißt es seitens der Projektanten. Die Strömungsgeschwindigkeit des Flüsschens soll zudem über eine Art Wehr gesteuert werden können.

"Beim Hochwasser 2002 sind wir hier ganz schön abgesoffen", erinnert sich Landwirt Dr. Ulrich von Wulffen aus Rottenau zurück. Er geht davon aus, dass solche Wetterlagen in Zukunft häufiger vorkommen und dementsprechend auch solche Überflutungen sich wiederholen könnten. Überwiegend seine Flächen sind von der nun begonnenen Renaturierungsmaßnahme betroffen, die zu 100 Prozent von der EU finanziert wird und klären soll, welche verschiedenen Möglichkeiten es zur Optimierung des Hochwasserschutzes gibt.

Andere Anlieger entlang der Loburger Ehle sehen dem Maßnahmebeginn eher mit Skepsis zu und sagen, sie wären nicht bei allen Planungen mit einbezogen worden.

Anglerverein will Bachforelle wieder ansiedeln

Schon früh dagegen wusste der Ökologische Beirat von Loburg Bescheid. Allerdings gestand auch deren Mitglied Dr. Christoph Kaatz ein, überrascht zu sein, wie schnell nun mit der Maßnahme begonnen worden ist. "Wir wurden über das Projekt informiert und werden auch in die Baubesprechung mit einbezogen", erklärt Kaatz auf Volksstimme-Anfrage. So soll der Beirat Vorschläge machen können, was die Neupflanzung des Ufers betrifft. "Derzeit suchen wir geeignete Baumarten aus. Vorgesehen ist was für Uferschwalben und den Eisvogel." Dr. Kaatz sieht in dem Projekt ein gutes Anschauungsbeispiel für den Unterschied zwischen natürlich angelegtem Bachverlauf und den meliorierten Kanalläufen. "Das ist hier sehr schön nebeneinander zu betrachten", meint Dr. Kaatz.

Auch der Loburger Anglerverein hatte durch den Buschfunk schon Wind von dem Projekt bekommen. Dessen Vorsitzender Oswald Wieczorek hatte erst in der jüngsten Ortschaftsratssitzung in Loburg die Idee vorgestellt, in exakt diesem Abschnitt der Ehle die Bachforelle wieder ansiedeln zu wollen. "Das Wasser ist jetzt wieder sauber genug", führte Wieczorek vor den Ratsleuten und dem Stadtbürgermeister Frank von Holly aus. Die Büsche und Bäume würden zudem guten Schutz für den Fisch bieten, der im Zuge eines Projektes mit dem Anglernachwuchs wieder eingebürgert werden sollte.

Büsche und Bäume kann der nun zum Teil schon geflutete Graben namens Ehlebett noch derzeit nicht bieten. Das Projekt der Angler soll deshalb aber nicht den Bach runtergehen. Im Gegenteil: "Wir sehen das als eine schöne Zugabe zu unserem Projekt und würden uns daher gerne einbringen, was die Ufergestaltung betrifft. Es könnten jetzt gute Voraussetzungen für eine Ansiedlung der Bachforelle geschaffen werden", so Wieczorek weiter. Erste Kontakte mit den Projektanten und dem ökologischen Beirat erfolgten bereits oder sind vorgesehen.