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Bewohner an der Radrennbahn erinnern sich an die verheerende Flut vor zehn Jahren Der kleine Damm hat seine Schuldigkeit getan, jetzt ist der große Deich bald fertig

Von Thomas Rauwald 03.09.2012, 05:24

Bewohner der kleinen Siedlung an der Biederitzer Radrennbahn haben sich in einem Biergarten zusammengefunden. Vor zehn Jahren waren sie Opfer des Jahrhunderthochwassers. Jetzt verläuft nur wenige Steinwürfe entfernt ein mächtiger Deich.

Biederitz l Noch immer sitzen die dramatischen Tage vom August 2002 tief in der Erinnerung der Bewohner an der Radrennbahn. Zwar hatte sich Tage zuvor die enorme Elbflut angekündigt, und die Einwohner hatten Hand angelegt, einen Damm am Tennisplatz eilig zu schließen. Doch als sie sich umdrehten, kam das Wasser von hinten auf sie zu. Die Dramatik nahm ihren Lauf.

Die Radrennbahn-Bewohner Enno Damm und Hermann Rappold wollten zehn Jahre nach diesen Ereignissen mit einem "Hochwasser-Gedächtnisfest" gemeinsam mit Fluchthelfern, Bewohnern, Feuerwehr, Wasserwehr und Verwaltung an die Tage voller Anspannung, Tränen und Verlust erinnern und zugleich feiern, dass der neue Deich nun endlich kurz vor seiner Fertigstellung steht.

Enno Damm erinnert sich, dass seines Wissens dieses Gebiet als einziges bewusst den Fluten preisgegeben worden war, weil die Auffassung vorherrschte, dass es nicht zu schützen sei. Er habe mit seiner jungen Familie dann die Hilfe unbekannter Menschen erfahren dürfen. Dafür dankt er allen und das werde er nie vergessen.

Auf einem Fernsehgerät laufen Aufzeichnungen der dramatischen Fluttage von 2002 und vom Winterhochwasser 2006. In jenem Jahr hatten die Radrennbahn-Bewohner, der damalige Bürgermeister Siegfried Janke, der Wasserwehrchef Henning Strauch, Feuerwehr und viele Helfer beherzt-entschlossen zu Schaufeln und Spaten gegriffen, um einen kleinen Behelfsdeich um das Wohngebiet zu ziehen. Dieser Deich, von vielen belächelt und zur Spielerei degradiert, sicherte die Häuser und das Eigentum zuverlässig bis zum jüngsten drastischen Hochwasser im Winter des vorigen Jahres.

Im Schatten des neuen, richtigen Deiches, der seit Ende 2011 an der Nord-West-Flanke errichtet wird, nimmt sich der einstige Damm in der Tat wie ein Häufchen Erde aus. Wuchtig liegt der neue Wall, auf den die Biederitzer jahrelang gewartet haben, nun in der Landschaft. Als Vertreter des Bauherren, des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, war Roland Günther an diesem Abend ein viel beanspruchter Gesprächspartner. Auf immer die gleiche Frage folgte die gleiche Antwort: Der erste Bauabschnitt, der eigentliche Deich, ist Ende Oktober fertig. Sollte es jetzt schon ein Hochwasser geben, dann hält der Damm.