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Digitalisierung Ruhiger Start ins neue Schuljahr

Trotz Corona und Umbau ist das Schuljahr an der Europaschule Gymnasium Gommern gut angelaufen. Digitalisierung ist hier ein Thema.

Von Manuela Langner 02.09.2020, 08:00

Gommern l Lehrerin Janine Bartz begrüßte die Klasse 5a. Den Jungen und Mädchen lag die höfliche Erwiderung auf den Lippen, aber ihre Geschichtslehrerin erinnerte sie daran, dass sie im Moment nur nicken sollen. Das machten die Fünftklässler auch. Gleich darauf legten sie Stifte und Block parat, denn die Schüler erlebten Geschichtsunterricht zum Anfassen. Oder: Was gibt es Historisches in der Stadt Gommern zu entdecken?

Nicht nur für so einen Rundgang durch die Stadt, wo die Kinder mit den beiden Kirchen, der Wasserburg oder dem Steinhauer Stadtgeschichte auf Schritt und Tritt entdecken konnten, bietet sich der Blockunterricht an, der sich an der Europaschule Gymnasium Gommern (EGG) etabliert hat. Jeweils 90 Minuten Unterricht folgen 30 Minuten Pause. Die Schüler haben durch den Blockunterricht täglich weniger Fächer, müssen also auch weniger Bücher in der Mappe schleppen. In den längeren Unterrichtsphasen werde mehr geschafft, in den längeren Pausen könnten sich die Schüler besser erholen, nannte Schulleiterin Dagmar Riwaldt zwei weitere Gründe für den Blockunterricht.

Nach dem ersten Block spielten einige Fünftklässler gestern Vormittag Tischtennis und aßen nebenbei ihr Frühstück. So lange sie essen, dürfen die Schüler ihre Masken absetzen. Ansonsten gilt sowohl auf dem Pausenhof als auch in den Fluren der Schule eine Maskenpflicht. „So lange, bis die Infektionszahlen es erlauben, darauf zu verzichten“, setzte Dagmar Riwaldt hinzu. Schüler, Lehrer und Eltern könnten mit der Regelung gut leben. Zumal an den Plätzen im Klassenraum die Masken abgenommen werden dürfen.

Die Schüler halten sich an die Maskenpflicht. Morgens kontrolliert das Hausmeisterin Karin Wenzel an der Eingangstür. Wer seine Maske vergessen hat, bekommt einen Ersatz. „Wie wir Erwachsene brauchen auch sie eine gute Begründung, weshalb sie etwas machen sollen.“ Bei den Schülern ist es der Wunsch, den Präsenzunterricht beizubehalten. So bald wieder zuhause alleine lernen, das wünschen sich die wenigsten.

Am ersten Schultag ihrer Fünftklässler waren die Eltern aufgrund der Coronavirus-Pandemie nur „Zaungäste“. Sie durften nicht mit auf den Pausenhof oder in das Klassenzimmer. Dafür besuchte die Schulleiterin wieder gewohnt jede einzelne Klasse. Den Jüngeren gab sie mit auf den Weg, nicht nur fleißig im Unterricht zu lernen, sondern auch achtsam mit ihren Mitschülern umzugehen. Die Großen forderte sie auf, die Maske als Chance zu sehen, ihren Gegenübern in die Augen zu gucken: Wie geht es dem andern? Ist er vielleicht traurig? Braucht er Hilfe?

In der Vorbereitungswoche hatte die Kreisverwaltung Jerichower Land ihre Schulleiter eingeladen. Die Möglichkeit, sich auszutauschen und Fragen stellen zu können, sei eine gute Idee gewesen. „Das war wirklich hilfreich“, sagte Dagmar Riwaldt.

In der Ferienzeit hatten sich die Lehrer zu Fortbildungen in der Schule getroffen. „Dabei sind wir jedoch an die Kapazitäten unseres Internetzugangs gestoßen.“ Nicht alle Kollegen konnten sich einwählen, obwohl das 50-köpfige Kollegium schon zwei Gruppen gebildet hatte. Die Schule verfügt nur über eine 16000er DSL-Leitung, am Server kommt obendrein fast ein Viertel weniger an. Benötigen würde die Schule ein GB oder mehr für einen modernen Unterricht.

Am Montag waren die digitalen Tafeln ausgefallen. Die Unterrichtsvorbereitung als PowerPointPräsentation konnte nicht genutzt werden. „In solchen Fällen brauchen wir eine Soforthilfe“, sagte die Schulleiterin. Sie betonte, dass in Sachen Digitalisierung von allen Seiten das Bemühen vorhanden sei: Die Lehrer wollen sich fortbilden, Eltern und Schüler sind interessiert, Tablet-PC im Unterricht zu nutzen, und auch der Landkreis als Schulträger habe die Wichtigkeit erkannt. Manchmal scheitere es noch am Ineinandergreifen aller Faktoren.

Mit einer Lehrerversorgung von 99,6 Prozent verfügt die Europaschule über keine Vertretungsreserve, aber mit der Bereitschaft von Ruheständlern wie Henry Bouet oder Astrid Buchmüller ist der Schule deutlich geholfen. Insgesamt vier neue Kollegen unterrichten am Gymnasium. Bei Dr. Günther ist die Hoffnung groß, dass ihm sein Quereinstieg genauso gut gelingt wie Dr. Kürschner. Zwei FSJler und mehrere Praktikanten verstärken das Team.

Zurzeit wird der Lernstand an der Schule überprüft. Die jeweiligen Fachschaften ermitteln, welche Defizite während des Distanzunterrichts entstanden sind und erarbeiten Pläne, wie sie behoben werden können. Die Eltern müssten sich keine Sorgen machen, dass ihren Kindern Unterrichtsstoff verloren ginge, sagte Dagmar Riwaldt.

Auch wenn das Lernen derzeit im Fokus steht, hat die Europaschule das außerunterrichtliche Schulleben nicht ganz aufgegeben. Die Trinationale Woche findet nur deshalb nicht statt, weil die Schüler aus Polen und Ungarn nicht anreisen können.

Ein neues Projekt, dieses Mal generationsverbindend, ist geplant. Es gibt Überlegungen zu einem Spendenlauf, und ein Flohmarkt in der Schulbibliothek soll veranstaltet werden.

Im vierten Jahr des Neu- und Umbaus an der Europaschule ist langsam ein Ende der Bauarbeiten in Sicht. Die Handwerker, die im Schulhaus ebenfalls einen Mund-undNasen-Schutz tragen, betreten die Schule über die Feuerleiter, um möglichst wenig Kontakt zu den Schülern und Lehrern zu haben.

Nach den ersten Schultagen gewöhnen sich alle auch so langsam an die neue Nummerierung der Räume. Weil es nicht mehr unterschiedliche Häuser gibt, braucht es auch keine Unterscheidung mehr in Haus 1 und Haus 2. Die Räume sind fortlaufend nummeriert.