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Distanz Experiment Corona-Ostern

Ostern feiern auf Distanz - Superintendentin Ute Mertens aus Burg zeigt auf, wie das in Corona-Zeiten funktionieren kann.

Von Simone Pötschke 11.04.2020, 01:01

Burg/Genthin l Eine Gemeinde ohne Gemeinschaft – nicht nur die Christen im Jerichower Land müssen sich während der Osterfeiertage mehr denn je auf das besinnen, was sie verbindet: auf ihren Glauben und auf das Gebet. Und das ohne öffentliche Gottesdienste und gemeinsames Abendmahl. Passt das zusammen?

Superintendentin Ute Mertens bejaht das und zeigt sich voller Zuversicht: Ostern fällt nicht aus. In diesem Jahr müsse das höchste Fest des Kirchenjahres deshalb anders als jemals zuvor gefeiert werden. Zwar räumt auch die Superintendentin ein, sich nicht an Zeiten in der Kirchengeschichte erinnern zu können, in denen die Gemeinden sich nicht an diesen Feiertagen in den Kirchen zu Gottesdiensten getroffen haben.

Die Gläubigen aller Konfessionen müssen sich deshalb zwangsläufig auf neue Erfahrungen in ihrer Gemeinschaft einlassen.

An Ideen, wie Christen sich trotz räumlicher Trennung ihrem Glauben gemeinsam verbunden fühlen können, mangelt es in den Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises nicht, wie Superintendentin Ute Mertens unter Beweis stellen kann. Es sei für das Osterwochenende im Kirchenkreis einiges geplant, stellt sie in Aussicht.

In der Oberkirche in Burg, die wie schon am Karfreitag am Ostersonnabend und Ostersonntag in der Zeit von 10 bis 17 Uhr geöffnet sein wird, seien die Stationen des Jugendkreuzwegs 2020 zu sehen. Der Jugendkreuzweg nimmt die einzelnen Stationen aus der Passionsgeschichte auf und lädt ein, die verschiedenen Stationen auf dem Leidensweg Jesu mitzugehen. Ebenso wird auch ein Ostergarten aufgebaut sein.

Mit einem bundesweiten ökumenischen Glockengeläut der evangelischen und katholischen Kirchen wird am Sonnabend um 22 Uhr in Burg , also in der Osternacht, das Osterfest beginnen. Damit soll die Botschaft von der Auferstehung Jesu in die Lande getragen werden, erklärt Ute Mertens. Die Superintendentin ruft auch die anderen Gemeinde des Kirchenkreises auf, sich an dieser bundesweiten Aktion zu beteiligen.

Am Ostersonntag um 10.15 Uhr, nach dem Ostergottesdienst, der im ZDF übertragen wird, soll – wie in ganz Deutschland – nicht nur in Burg am offenen Fenster, auf dem Balkon, oder im Garten gemeinsam das bekannte Osterlied „Christ ist erstanden“ gesungen oder musiziert werden.

Ute Mertens will die Christen des Jerichower Landes für diese Aktion begeistern: „Jede und jeder soll es hören: Jesus lebt! Lassen auch Sie sich dazu einladen und davon anstecken. Knüpfen wir ein Osterband über Entfernungen hinweg. Corona mag ja vie- les beeinflussen. Aber wir feiern Ostern trotzdem und gerade deshalb. Weil Gottes Liebe stärker ist und uns auch mit einem Abstand von mindestens 1,50 Meter in Verbindung hält.“

Der Choral ist eines der ältesten Osterlieder und stammt wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert. Mit diesem Lied ziehe sich die Osterbotschaft wie ein Band durch das Land, sagt Superintendentin Ute Mertens. In der Burger Oberkirche, aber auch in Loburg, werden Bläser den Choral und andere Osterlieder vom Kirchturm blasen.

In Genthin werde man ganz individuell diesem Aufruf Folge leisten, sagt Kantor Gottfried Spiegel. Das Bläser-Ensemble der Gemeinde, dessen Mitglied er sei, werde sich beispielsweise zum Musizieren unter der Magnolie an der Kirche versammeln - freilich mit gebotenem Mindestabstand.

Das Lied „Christ ist erstanden“ hat auch in den Osterfeierlichkeiten in der Genthiner Trinitatisgemeinde seinen Platz, wenn auch nicht einen solch exponierten wie bei der bundesweiten Aktion.

In der Osternacht, in der Nacht zum Sonntag, werden dort kleine, mit einem „Mini-Gottesdienst“ ausgestattete Papiertüten auf einer Wäscheleine aufgehängt, die vor der Kirche aufgespannt sein wird. Das Kreuz, das sonst in der Kirche zu Ostern geschmückt wird, soll diesmal vor die Kirchentür gestellt werden. Auf einem Osterspaziergang können eine Blume oder ein Zweig an das Kreuz gesteckt werden

Die Glieder aller Gemeinden des Kirchenkreises kön- nen ebenso auf seiner Internetseite zu Ostern einen „Fünf-Minuten-Gottesdienst“ verfolgen, eine Predigt zum Nachlesen ist dort ebenfalls zu finden. Die Seite ist unter www.kirchenkreis-elbe-flaeming.de zu erreichen. Abrufbar seien, so Mertens, zudem auch die Angebote der Kirchengemeinden, die unter anderem über Internet und Telefon zu erleben seien.

Im Internet können auch Gottesdienste aus dem Magdeburger Dom und anderen Kirchen der Landeskirche verfolgt werden.

Moderne Medien werden dennoch die Kirchen aus dem Leben der Gemeinden auch vorübergehend nicht restlos vertreiben können: Die Gotteshäuser des Kirchenkreises werden zum stillen, persönlichen Gebet geöffnet sein.

Karfreitag und Ostern sind die höchsten Kirchenjahresfesttage“, erklärt Superintendentin Ute Mertens. Auf die Botschaft von Kreuz und Auferstehung begründe sich christlicher Glaube. Dass Jesus Christus für die Menschen am Kreuz gestorben und nach drei Tagen von den Toten auferstanden sei, das sei das grundlegende Fundament für einen jeden Christen.