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25 Meter hoher Schlot auf Industriegebiet war nicht mehr standsicher / Schornstein wurde 1989 errichtet, ging aber nie in Betrieb Drei Kilogramm Sprengstoff legen Gerwischer Schornstein um

11.10.2012, 01:15

Gerwisch (tra) l Von einst sieben großen Gerwischer Schornsteinen zu DDR-Zeiten stehen noch drei. Nummer vier ist kürzlich gesprengt worden. Der Schlot, der rund 25 Meter maß, gehörte zu einem Heizhaus auf dem Gelände der Gerwischer Rohstoffrecycling und Verwertungs GmbH. Den Einheimischen ist diese Firma eher unter der Bezeichnung "Schrott" bekannt, denn auf dem Gelände befindet sich schon seit Jahrzehnten ein riesiger Schrottplatz. Heute ist Eric Schöne der Eigentümer und Betreiber der Firma, die Eisenschrott zerkleinert und ihn der erneuten Verwertung zuführt. Schon sein Vater führte diesen Betrieb und so kennt sich der Juniorchef bestens aus. Er weiß, dass der Schornstein im Jahre 1989 errichtet worden war und zu einem Heizhaus gehört. Doch durch den Schlot ist niemals Rauch gezogen, weil die Wende der Inbetriebnahme einen Riegel vorschob.

Zu DDR-Zeiten hatten mehr als 100 Gerwischer "im Schrott" einen Arbeitsplatz. Das Heizhaus und der neue Schlot sollten in den Werkstätten, in den Büros, im Sozialtrakt, der Küche und der Kantine für wohlige Wärme sorgen. Doch daraus wurde nichts. Das Innere des Schlotes, der aus Betonsegmenten zusammengefügt worden war, ist unbenutzt weiß und unangegriffen. Nach der Sprengung liegen die einzelnen Segmente aneinandergereiht wie eine umgestoßene Domino-Kaskade.

Sprengmeister Karl-Heiz Bühring hatte unter den aufmerksamen Augen des Gewerbeaufsichtsamtes zweimal in das Signalhorn geblasen, ehe er die Sprengung auslöste. Ein harter Knall zischt durch die Luft. Das Bauwerk scheint zusammenzuzucken, dann neigt sich der Schlot langsam wie in einer Zeitlupe, um wenig später beim Aufprall den Boden beben zu lassen.

Kaum Staub wirbelt auf, nur der Geruch des gezündeten Sprengstoffs liegt in der Luft. Bühring nimmt sein Werk in Augenschein. "Das ist eine Sprengung nach Maß, genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte", sagt er und fügt an, "sogar den Umweltschutz haben wir eingehalten." Einen Baum hat der niederstürzende Schlot nur leicht touchiert.

Seit 32 Jahren ist Karl-Heinz Bühring Sprengmeister. Dies ist neben hunderten anderen Sprengungen allein seine 525. Schornsteinsprengung.

Der Schlot musste fallen, weil seine Standsicherheit nicht mehr gewährleistet war.