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Drogenprävention Den Jugendlichen Freiraum geben

Der Runde Tisch "Perspektive Jugend" hat sich in Gommern gefragt, wie die Jugend in der Gemeinde noch besser erreicht werden kann.

Von Manuela Langner 27.09.2018, 08:00

Gommern l Vandalismus und Vermüllung, illegale Graffiti und Drogenmissbrauch waren die Hauptthemen des Runden Tisches „Perspektive Jugend“, zu dem Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos) alle Vereine und Institutionen, die in der Einheitsgemeinde mit Jugendarbeit zu tun haben, eingeladen hatte. Die Treffen finden jährlich statt.

Einerseits ist Gommern kein Kriminalitätsschwerpunkt, andererseits stellte Karsten Dannemann, Regionalbereichsbeamter der Polizei in Gommern, fest: „Was diesen Sommer in Gommern abgegangen ist, hatten wir noch nicht“. Er sprach den Vandalismus und die Vermüllung am Kulk an, aber auch den Konsum illegaler Drogen schon von Zwölfjährigen. Das ließ den Runden Tisch mit gut 40 Teilnehmern aufhorchen, und die Aussage, dass vermutlich nicht allein Marihuana konsumiert wird, sondern auch Chrystal Meth. Diese synthetische Drogen macht besonders abhängig und ihre Folgeerscheinungen sind verheerend.

Sowohl die Ganztagssekundarschule „Fritz Heicke“ als auch die Europaschule Gymnasium Gommern (EGG) sind aktiv bei der Drogenprävention. Sensibilisiert werden nicht nur die Schüler, sondern auch Eltern und Lehrer. Erste Aufklärung gibt es bereits in der Grundschule.

Auf der Internetseite der Stadt werden die Anlaufstellen zur Drogenberatung im Jerichower Land aufgenommen, kündigte Jens Hünerbein an. Außerdem soll für Schüler ein Treffen mit einem ehemaligen Abhängigen organisiert werden, damit sie aus erster Hand erfahren, welche Folgen Drogenmissbrauch haben kann.

Erreichen wir damit die Richtigen? Das war eine Frage, die die Diskussionsteilnehmer den ganzen Abend beschäftigte. „Mit den Jugendlichen reden, nicht über sie“, sagte Tom Bruchholz, Geschäftsführer des Awo-Landesjugendwerks. Aber wie an die, die sich den vielfältigen Freizeitangeboten in Sportvereinen, Jugendfeuerwehr und Jugendclubs verschließen, herankommen?

Das wäre die Aufgabe eines Streetworkers. Noch steht nichts fest, aber die Signale seien positiv. „Wenn wir wirklich für Gommern einen Streetworker bekommen, dann ginge für mich ein großer Wunsch in Erfüllung“, sagte der Bürgermeister. Die randalierenden Jugendlichen einzubinden, da käme selbst der stets engagierte und nach Lösungen suchende Jens Hünerbein an seine Grenzen: Als Bürgermeister sei er Amtsperson und könne bei manchen Dingen nicht wegschauen.

Am Runden Tisch stand außer Frage, dass bei weitem nicht alle Jugendlichen Probleme bereiten, und dass es nichts Ungewöhnliches ist, dass die jungen Leute sich ausprobieren. Aber es wurden auch die Schwierigkeiten aufgezählt. Angefangen bei Eltern, die es nicht wahrhaben wollten, dass ihre Kinder beim Vandalismus oder Sprayen illegaler Graffiti mitmachen, oder die das Fehlverhalten ihrer Kinder nicht interessiert.

Mit seiner Frage, welche Konsequenzen zur Verfügung stehen, rief Grundschulleiter Dirk Schumeier ins Gedächtnis, dass die Konsequenzen sehr begrenzt seien. Mit der Schulhofgestaltung des Gymnasiums könnte nur noch Nutzung durch Schule und Hort die Folge für den ewigen Vandalismus am Bolzplatz sein.

Jens Hünerbein würde den Jugendlichen gerne einen „Jugendfreiraum“ anbieten: Einen überdachten Treffpunkt, der weit genug weg ist, damit ihre laute Musik niemanden stört, aber zugleich gut angebunden ist, damit die Jugendlichen ihn auch unkompliziert erreichen. Möglichst sollte es ein kommunales Grundstück sein. Vorschläge sind willkommen.

Zusätzlich zum Jugendfreiraum nahm er die Frage an die Jugendlichen „Was wollt ihr?“ und die Vorschläge, einen Frühjahrsputz zu veranstalten, Patenschaften für Plätze zu vergeben oder einen Graffiti-Wettbewerb auszuloben vom Runden Tisch mit.