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Dürresommer Hochsaison am Karpfenteich

Nun ist Karpfenzeit! Daran ändern zwei trockene Sommer nichts. Aber zugesetzt hat die Dürre den Teichen der Teichwirtschaft Lochow dennoch.

Von Stephen Zechendorf 26.12.2019, 00:01

Möckern l Üblicherweise sind die Teiche der Fischwirtschaft Lochow einen Meter tief. In den beiden vergangenen Sommern konnte Gunther Thiem von solchen Wasserständen aber nur träumen. Es hat zu wenig geregnet und es war zu heiß. „Die Wassertemperatur in den Teichen lag zum Teil bei 31 Grad. Es versickerte und verdunstete in den Teichen mehr Wasser, als die Ehle nachliefern konnte“, sagt Gunther Thiem. Die Ehle speist die Teiche, in den vergangenen Jahren mehr schlecht als recht. Was der Regen und die Ehle nicht liefern, wird durch die Trinkwasserfassung im Schweinitzer Ehlequellgebiet und durch Landwirtschaftsbrunnen abgezogen. Seit über 20 Jahren bekommt die Lochower Teichwirtschaft zu spüren, dass Wasser aus den unteren Bodenschichten abgezapft wird. Das Grundwasser ist um mehrere Meter gefallen, wissen die Anwohner dieser Region.

Der niedrige Wasserstand der Teiche hatte zwar den Vorteil, dass die Kormorane schwerer zu den Fischen kamen, aber dafür hatten die Reiher leichteres Spiel. Die Reiher stehen im Wasser, um Beute zu machen, die Kormorane stürzen aus der Luft ins Wasser. Bei weniger als 50 Zentimetern Wassertiefe kein Kormoran-Vergnügen. Weitere Konkurrenz hatte Fischer Thiem in diesem Jahr durch mehrere Adler, die einen Anteil der Fische für sich in Anspruch nahmen.

Auch was die Fangmenge betrifft, macht sich die Dürre des Sommers bemerkbar. Sind in fetten Jahren bis zu 20 Tonnen Fisch aus den Teichen gezogen worden, brachte das jüngste Abfischen gerade mal siebeneinhalb Tonnen. Auf die Qualität der Fische haben die Probleme der trockenen Sommer aber keine Auswirkungen, so Gunther Thiem.

Wenn in den Tagen um Weihnachten und Silvester die Liebhaber von Karpfen zum Verkaufsstand in Lochow kommen, werden sie die Folgen des vergangenen Sommers kennenlernen. „Die Karpfen sind in diesem Jahr kleiner“, sagt Gunther Thiem. Statt der möglichen zwei bis drei Kilo pro Stück wiegen die 2019er-Karpfen meist knapp unter zwei Kilo. Eine Ursache dafür ist der geringe Wasserstand in den Teichen. Gunther Thiem kam mit seinem Kahn gar nicht raus zu den Fischen, um anständig füttern zu können. Für viele Kunden mag das aber kein Problem sein. Immer wieder hört man bei den Verkaufsgesprächen den Satz „Aber nicht so’ nen großen!“ Dabei schmecken doch gerade die großen Karpfen richtig lecker, weiß Fischer Thiem. „Da ist das Fleisch schön fest.“ Das Image, dass ein großer Karpfen moderig schmeckt, sei falsch, so der Lochower Experte. Ohnehin haben die Karpfen aus den Lochower Teichen seit geraumer Zeit in den Hälterbecken nur allerklarstes Wasser zwischen die Kiemen bekommen.

Etwa zwei Drittel der Lochower Karpfen gehen zum Weihnachtsfest über den Ladentisch. Fischer Thiem hat Sonderverkaufszeiten eingerichtet. Neben dem Spiegelkarpfen hat der Betrieb in Lochow auch frische Regenbogen- und Lachsforellen im Angebot, hinzu kommt Räucherware: Forellen, Aal, Stremel, Saitling und Karpfen. Zu den Feiertagen ist für Räucherware Vorbestellung erforderlich, sagt Thiem.

Jetzt, in der Hochsaison, packt die ganze Familie mit an. Die Kinder helfen im Verkauf, ebenso die Eltern von Gunther Thiem. Und obwohl sie das ganze Jahr alle Hände voll mit dem Karpfen zu tun haben, schwärmt Familie Thiem davon, wenn der Fisch auf dem Tisch landet. Das Lieblingsrezept hat Gunther Thiems Frau mit in die Familie gebracht. Es ist ein schlesisches Rezept (siehe Info-Kasten).

Wenn der Trubel um die Weihnachts- und Silvesterkarpfen vorbei ist, kehrt keineswegs Ruhe im Arbeitsalltag von Gunther Thiem ein. Es gilt jetzt, die Netze zu flicken und die Teiche wieder voll laufen zu lassen. Wenn sie denn überhaupt voll werden. In den vergangenen Jahren hat das nicht gut geklappt. In guten Zeiten liefen die Teiche in drei Wochen voll, sagt Thiem.