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Kavaliershaus Pietzpuhl Ein herrschaftliches Haus in der Gemeinde Möser: Jetzt wird das Dach saniert

Hölzer und Verschalung des Daches vom Kavaliershaus Pietzpuhl sind beschädigt. Feuchtigkeit hat der Konstruktion zugesetzt. In den kommenden Wochen wird das Dach nun saniert. Das Gerüst steht bereits.

Von Anke Reppin 17.06.2021, 13:17
Das Gerüst steht. In der kommenden Woche beginnen die Sanierungsarbeiten am Dach des Kavaliershauses in Pietzpuhl. Hier werden Feuchtigkeitsschäden beseitigt.
Das Gerüst steht. In der kommenden Woche beginnen die Sanierungsarbeiten am Dach des Kavaliershauses in Pietzpuhl. Hier werden Feuchtigkeitsschäden beseitigt. Foto: Anke Reppin

Pietzpuhl - In den kommenden Wochen wird das beschädigte Dach des gemeindeeigenen Kavaliershauses in Pietzpuhl saniert. Das Gerüst steht schon, Dachdecker- und Zimmerarbeiten hat die Gemeinde Möser bereits beauftragt. Ab Montag werden nun der Dachbelag in der Traufebene (Tropfkante am Dach) aufgenommen und die Unterspannbahnen stellenweise geöffnet. Ein Holzschutzgutachter wird dann die Schadenslage begutachten. Seine Einschätzung entscheidet über den weiteren Verlauf der Arbeiten, erklärt Roman Elkonin vom Sachgebiet Bau der Gemeinde Möser. Die Begutachtung des Daches schließt Laborbestimmungen und Feuchtigkeitsmessungen ein.

Dauer der Arbeiten von Gutachten abhängig

In einem zweiten Abschnitt soll in Abstimmung mit Dachdecker und Holzschutzgutachter ein Gerüst in der Mansardendachebene (Dachstuhl) aufgebaut werden. Auch hier werde der Dachbelag aufgenommen, um die Holzkonstruktion des Dachstuhls begutachten zu können. Schritt für Schritt soll entschieden werden, in welchem Umfang in welcher Ebene Sanierungsarbeiten an dem beschädigten Dach notwendig sind.

Geplant ist, feuchte und beschädigte Konstruktionshölzer auszutauschen und den Dachstuhl neu abzudichten, so Roman Elkonin. Dann soll es mit zusätzlichen, nicht sichtbaren Dichtungsblechen neu gedeckt werden.

„Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Ausführungsdauer von vier bis acht Wochen einzuplanen“, sagt Elkonin. Der genaue Bauablaufplan könne aber erst nach der Schadensbegutachtung erstellt werden. Möglich sei, dass die Feststellung größerer Schäden der Bausubstanz die Bauzeit verlängere.

Auch verlängerte Lieferzeiten für Holzbaustoffe könnten die Maßnahme verlängern. Doch die Gemeindeverwaltung hat vorgesorgt. Beim Fördermittelgeber ist für die Maßnahme vorsorglich ein Projektabschluss bis zum 31. Oktober dieses Jahres beantragt.

Die Sanierung des Daches wird zu 90 Prozent über das Förderprogramm „Kulturerbe“ des Landes Sachsen-Anhalt finanziert. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Gemeinde Möser den Bescheid über eine Förderung in Höhe von rund 55 300 Euro erhalten.

Erhalt kulturellen Erbes gefördert

Die Fördermittel stammen aus den Regionalentwicklungsfonds (EFRE) der Europäischen Union. Mit dem Eigenanteil der Gemeinde werden die Gesamtkosten auf etwas mehr als 60 000 Euro geschätzt.

Über das Programm wird der Erhalt kulturellen Erbes in Sachsen-Anhalt gefördert. Mit der Sanierung des Daches soll das Kavaliershaus „in zeitgemäßer Form wiederbelebt werden“, hatte der Fördermittelgeber, die Investitionsbank Sachsen-Anhalt, in seiner Begründung formuliert. Ziel sei „eine denkmalverträgliche Nutzung unter Bewahrung der historischen Bausubstanz“.

Das Gebäude solle „in seiner ehemaligen Funktion als herrschaftliches Haus respektiert werden, ohne dabei zum musealen Schaustück degradiert zu sein“, wünscht sich die Investitionsbank. Eine Idee sei es, mit Dauerausstellungen Besucher über lokale geschichtliche Besonderheiten zu informieren. Themen wie „Die Geschichte der Familie von Wulffen“ oder „Besuch der Königin in Pietzpuhl“ seien dafür denkbar.

Auch lokale Künstler könnten das Kavaliershaus neu beleben, heißt es in der Begründung zur Förderung. Im Rahmen der touristischen Erschließung der Gemeinde Möser sei es wünschenswert, wenn das Kavaliershaus Pietzpuhl „wieder ein fester Anlaufpunkt des kulturellen Austauschs“ in der Region werde.

Zuletzt hatten sich die Seniorenvertreter der Gemeinde Möser im Februar 2020 bei einem Vor-Ort-Termin Gedanken über die weitere Nutzung des Kavaliershauses gemacht. Sie hatten vorgeschlagen, wiederkehrende Veranstaltungen aus anderen Orten der Gemeinde in das Kavaliershaus zu verlegen.

„Es ist anerkennenswert, dass die Gemeinde so ein Gebäude in der Form, Ordnung und Sauberkeit vorhält“, sagte damals der Vorsitzende der Seniorenvertretung, Wolfgang Rust. Er hatte auch dem Heimatverein Pietzpuhl 2000 gedankt. Der hat eine Nutzungsvereinbarung über das Kavaliershaus mit der Gemeinde abgeschlossen. Fast alle Veranstaltungen des Vereins finden im Kavaliershaus statt. Der Kreativ- und Hobbymarkt im Kavalierhaus, der regelmäßige sonntägliche Flohmarkt vor dem Haus, das jährliche Adventskonzert und der Weihnachtsmarkt ziehen immer viele Menschen an - auch aus anderen Orten der Region.

Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens

Das Kavaliershaus ist Mittelpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Pietzpuhl. Drei Sportgruppen trainieren hier - außerhalb von Coronazeiten - mehrmals in der Woche, eine Malgruppe trifft sich dort ebenfalls. Hier finden zudem die Sitzungen des Ortschaftsrates, die Bürgersprechstunde von Ortsbürgermeister Sven Reinald, Seminare und Konzerte statt. Für Privatfeiern kann man Räumlichkeiten des Hauses mieten. Im Gebäude ist darüber hinaus das Archiv der Gemeinde Möser untergebracht.

Im Jahr 2019 brachte die Vermietung des Kavaliershauses rund 6000 Euro ein. Im Gegenzug verursachte die Unterhaltung des Hauses aber 21 000 Euro Gesamtkosten. Gemeindehäuser und Bürgerzentren würden generell nicht kostenneutral laufen, hatte Mösers Gemeindebürgermeister Bernd Köppen dazu erklärt.

Das Kavaliershaus gehört zu einer Gesamtanlage, die auch das in Privatbesitz befindliche Schloss Pietzpuhl umfasst. Außerdem gehören zwei Wirtschaftsgebäude zu dem Ensemble, dessen Fertigstellung auf den 18. April 1730 datiert wird. Gebaut wurde es vom Halberstädter Domherren sowie Erb- und Gerichtsherren von Pietzpuhl, Stegelitz, Parchau und Madel, Werner von Wulffen. Die von Wulffen gehörten zum anhaltischen Uradel.

Das Kavaliershaus ist ein denkmalgeschütztes Gebäude. Die geplanten Baumaßnahmen an Dach und Dachstuhl bedürften allerdings keiner denkmalrechtlichen Genehmigung, da das äußere Erscheinungsbild des Hauses erhalten bleibe, so die Gemeinde.