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Einbrüche Die Angst geht um in Lostau

In Lostau gibt es jetzt eine Nachbarschaftswache. Die Angst vor Einbrüchen wächst.

Von Christian Luckau 13.02.2019, 05:00

Lostau l Es ist eine Alarmgruppe, wie es sie mittlerweile viele in den Anreinerortschaften der Bundesautobahn 2 gibt. Über den Nachrichtendienst WhatsApp organisieren Bürger eine digitale Nachbarschaftswache, melden unbekannte Fahrzeuge und Personen, informieren sich über Einbrüche und Diebstähle. Jetzt gehen die Ersten den Schritt aus der virtuellen Welt in die Realität, holen die Fotos und die Berichte aus den Chats an den Tisch und besprechen die eigene Sicherheit.

Der Nachbarschaftsstammtisch wurde aus der „Alarm-Gruppe“ heraus ins Leben gerufen. Der Lostauer Andreas Hoeft übernimmt derzeit die Organisation der Treffen. „Wir sind wütend, das hier nichts passiert! Wöchentlich liest man von Einbrüchen hier in Lostau oder in den umliegenden Ortschaften. Wenn aber jemand etwas Verdächtiges meldet, dann braucht die Polizei viel zu lange und die vermeintlichen Täter sind längst wieder verschwunden“, erklärt er seine Intention, die Leute auch im Realen zu vernetzen.

Er und die anderen, die sich mittlerweile regelmäßig treffen, haben ein Ziel: den Schutz der Familie und ihres Eigentums. „Mit den Treffen soll eine Gemeinschaft wachsen, die bereit ist im Notfall füreinander einzustehen und sich gegenseitig zu helfen“, erklärt Hoeft.

Ihm ist klar, dass es sich nicht immer um dieselben Täter handelt, sondern dass es wechselnde Tätergruppen sind, die die Einbrüche entlang der Bundesautobahn begehen. Für die Lostauer vom Nachbarschaftsstammtisch ist klar: „Die fahren von der Autobahn ab, einmal durch den Ort und schauen, ob was zu holen ist. Gelegenheitseinbrüche nennen sie es. Danach sind sie die Diebe wieder verschwunden.“

Für andere ist die Angst, Opfer eines Einbruchs zu werden mittlerweile so stark, dass sie nicht mehr unterscheiden können, ob nun jemand Werbeflugblätter in den frühen Morgenstunden verteilt oder etwas ausspioniert.

All das schaukelt sich mit jedem Bericht, jeder Meldung in der digitalen Alarmgruppe auf. Der Eigenschutz steht mittlerweile an oberster Stelle. Alarmanlagen, mechanische Sicherungen, Hunde und diskutierte mögliche Spaziergänge – das sind die Mittel, mit denen die Einwohner die gefühlte Lücke schließen, die ihrer Ansicht nach die Polizei nicht schließt.

Hintergrund sind eine Vielzahl an Einbrüchen in den vergangenen Jahren in den Orten entlang der A 2. Die Polizei spricht in dem Zusammenhang von punktuellen Häufungen. Allerdings nicht von einem dramatischen Anstieg. „Die derzeitigen Fallzahlen zeigen ein gleich hohes Niveau wie im vergangenen Jahr“, sagt Polizeisprecher Falko Grabowski auf Nachfrage.

Gegen die Vorwürfe der Los-tauer wehrt sich die Polizei. Polizeisprecher Grabowski betonte: „Die Konzeption der letzten Jahre wird fortgesetzt. Es gibt zusätzliche Kräfte, die ebenfalls Streife fahren und kontrollieren. Wir tun alle Dinge, die uns möglich sind. Ebenso sind Teile unseres Revierkriminaldienstes an den Streifendiensten beteiligt.“

Auch die Regionalbereichsbeamten (RBB) in der Gemeinde Möser, die Polizeihauptmeister Karl-Heinz Fröhlich und Steffen Zarschler, nehmen nach eigenen Angaben die Ängste der Einwohner ernst. Sie haben, seit sie vom Stammtisch wissen, ihre Streifenaktivitäten in den Haupttatzeiten verstärkt.

„Zwei Mal waren wir jetzt am vergangenen Wochenende unterwegs. Am Freitag in der Zeit von 15 Uhr bis 18 Uhr und am Samstag von 15 Uhr bis 19.30 Uhr“, sagt Fröhlich.

Der Polizeibeamte gibt aber auch zu verstehen: „Im Dunkeln ist kaum etwas erkennbar. Zwar sind die Häuser beleuchtet, aber für uns ist nicht ersichtlich, ob die Personen, die sich darin oder auf deren Grundstücken befinden, dort auch hingehören. Wir können ja nicht jeden einfach so überprüfen.“

Für Fröhlich ergibt sich daraus ein weiteres Problem. „Uns ist bei den Streifentätigkeiten aufgefallen, dass es sehr viele Personenbewegungen auf den Straßen gibt. Egal ob Mütter mit Kinderwagen, Herrchen mit ihren Hunden oder Kinder, die spielen. Die kennen wir nicht. Nur die unmittelbaren Anwohner kennen ihr Umfeld und wer dort hingehört. Wir können nur präventiv agieren.“

Wegen dieser Einschränkungen, zu denen auch die fehlende Einsehbarkeit vieler Grundstücke gehört, erklärt Fröhlich: „Es macht keinen Sinn 14 Tage am Stück Nachtstreifen zu fahren.“

Er verweist lieber auf die Möglichkeit, die Regionalbereichsbeamten direkt anzusprechen und sofort über die Rufnummer 039222/908 16 zu informieren, bevor es in eine der Alarmgruppen gesetzt wird, die es auch in anderen Ortschaften der Gemeinde Möser mittlerweile gibt. Fröhlich und sein Kollege Zarschler sind tagsüber innerhalb der Gemeinde unterwegs und könnten auch kurzfristig anfahren, wenn verdächtige Personen oder Aktivitäten gemeldet würden.

Dies habe in der Vergangenheit bereits gut funktioniert, sagen sie, zuletzt in der Nacht vom 21. Januar auf den 22. Januar in Möser, wo Polizeibeamte drei Personen kontrollierten und anschließend bei der Nahbereichskontrolle ein Fahrrad und einen Roller sicherstellten. Und noch einmal, als mehrfach ein dunkelblauer Transporter gemeldet wurde, der ebenfalls aufgegriffen und kontrolliert werden konnte.

Zwischen den Mitgliedern des Nachbarschaftsstammtisches und den Regionalbereichbeamten gab es inzwischen Kontakte. Danach haben sich beide Seiten darauf verständigt, dass die Bürger keine hoheitlichen Aufgaben in Form einer Bürgerwehr übernehmen werden, sondern diese die Form des wachsamen Nachbarn favorisieren.

Auch das Polizeirevier in Burg kennt die Bestrebungen der Nachbarschaftswache: „Grundsätzlich ist es sinnvoll, wenn Menschen sich gegenseitig über verdächtige Autos und ähnliches informieren. Wichtig ist aber, dass damit nicht zu weiteren Handlungen animiert wird. Schön wäre deshalb, wenn die Informationen, die untereinander ausgetauscht werden, auch den direkten Weg zur Polizei finden, um Dinge abzugleichen“, sagt Polizeisprecher Falko Grabowski.