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Einheitsgemeinde Wenn Wappen Bäume pflanzen dürften...

Die Symbole der Ortschaften in Möckern geben viele Ideen für den geplanten Ortschaftswald im Schlosspark Möckern.

Von Stephen Zechendorf 27.09.2020, 01:01

Möckern l Auf der Suche nach mehr „Wir-Gefühl“ für die 27 Dörfer der Einheitsgemeinde Möckern hatte Stadtratsmitglied Tobias Rudolph im September 2019 angeregt, dass jede Ortschaft der großen Einheitsgemeinde mit einem eigenen Baum im Schlosspark Möckern vertreten sein könnte. „Dann wäre dem Parkverein geholfen und wir hätten endlich mal ein Projekt, das die Ortschaften gemeinschaftlich angehen können“, so Tobias Rudolph damals in einer Ausschusssitzung.

Die Umsetzung dieser Idee käme tatsächlich nicht nur dem „Wir-Gefühl“ der 27 Ortschaften zugute, sondern auch dem Schlosspark Möckern. Den vergangenen Stürmen, der Trockenheit sowie einem unterirdisch wuchernden Pilz geschuldet, hat die größte Grünanlage der Einheitsgemeinde in der Vergangenheit einige Bäume einbüßen müssen. Laut Aussagen von Lothar Weinert – Stadtratsmitglied und Mitglied im Förderverein „Historischer Schlosspark Möckern“ sind alleine in diesem Jahr wieder mehr als zehn Bäume abgängig.

Möckerns Stadtbürgermeister Frank von Holly kann sich gut vorstellen, dass die nun erforderlichen Nachpflanzungen im Park auch über die Idee der Ortschafts-Patenbäume realisiert werden könnten: „Im Parkkonzept ist auf jeden Fall genug Platz für 27 Bäume“, sagte er im Rahmen der zurückliegenden Stadtratssitzung.

Auch die Vorsitzende des Park-Fördervereines, Nora Gräfin vom Hagen, findet die Idee mit den ortsverbundenen Baum-Pflanzungen gut. Baumpatenschaften pflegt der Parkverein seit dem vergangenen Jahr bereits mit zwei Klassen der benachbarten Grundschule im Schloss.

Die Vereinschefin gibt aber zu bedenken, dass auf das bestehende Park-Konzept und denkmalrechtliche Vorgaben geachtet werden muss. Denn der Förderverein arbeitet an dem Ziel, dem Schlosspark seinen ursprünglichen Charakter eines englischen Landschaftsgartens wiederzugeben. Dazu gehört auch, wieder die originalen Baumarten an originalen Standorten zu pflanzen.

Stellt sich also die Frage, mit welchen Bäumen sich die 27 Ortschaften gerne präsentieren würden, wenn sie denn dürften, wie sie wollen. Eine Abfrage unter den Ortsbürgermeistern erfolgte bislang nicht, aber es lohnt sich ein Blick auf die Ortswappen. Dort werden ortstypische Elemente aufgeführt, nicht selten finden sich hier Bäume oder Teile von Bäumen wieder.

Die Ortschaft Büden etwa führt in ihrem Wappen Eichenlaub. Ebenfalls der Eiche zugetan sind – dem Wappen zufolge – Magdeburgerforth, Wüstenjerichow, Wörmlitz, Küsel und Rietzel.

Das selbsternannte Räuberdorf Schweinitz führt zwar einen Keilerkopf im Wappen, ist aber dafür bekannt, dass früher in den Wäldern Eichenholz verhüttet wurde. Also könnte auch von diesem Ort eine Eiche für den Schlosspark beigesteuert werden, wenn es das Parkkonzept denn zulässt.

In Lübars reicht eine einzige Baumart nicht aus, hier stehen drei Eicheln symbolisch für die über 800 Jahre alte Dorfeiche in Klein Lübars, hinzu kommen – weil die Linde ein in der Region sehr häufig vorkommender Baum ist – ein großes und drei kleine Lindenblätter für die vier Ortsteile. Ohnehin vermutet man, die Linde könnte zur Namensgebung des Ortes beigetragen haben. „Lipa“ sei slawisch und bedeute „Linde“, kann man in der Dokumentation des Wappengestalters nachlesen.

Der alte Name von Tryppehna „Tribeni“ – erstmals nachzulesen im Jahr 992 – soll gar vom damaligen Vorhandensein dreier Linden abgeleitet sein. Ergo: drei Lindenblätter zeigt das Wappen.

Ebenfalls drei Lindenblätter zieren das Wappen von Drewitz. Hobeck setzt gleich eine ganze symbolisierte Linde ins Wappen.

Auf das Altslawische beruft man sich auch in Grabow. Der Name soll so viel wie Weißbuche bedeuten, heißt es in der Wappenerklärung. Dies symbolisiert der Buchenzweig im Ortswappen.

Wenden wir uns von den Laubbäumen ab und blicken auf die Nadelbäume in den Möckeraner Ortschaften. Hier fallen die beiden Tannen im Wappen von Reesdorf auf. Nicht weniger schmückend gibt sich ein Eiben-Büschel samt Beere im Wappen von Theeßen.

Kein Baum, aber ebenfalls rein pflanzlich ist ein Symbol im Wappen von Stresow. Es zeigt drei Rosen, die den Möckeraner Park verschönern könnten.

Ziepel ist eigentlich längst mit seiner Wappen-Flora im Stadtpark vertreten: zwei Kleeblätter zieren das Ortswappen.

Zeddenick hat mit seinem Kiebitz im Wappen zwar keinen Baum zu bieten, jedoch bewiesen die Bürger im zurückliegenden Jahr, dass man sich auf das Wiederanlegen von Apfelbaumalleen versteht. Auch in Zeppernick verwandte die dortige Bürgerinitiative schon viel Energie darauf, alte Obstsorten an Feldwegen zu pflanzen.

Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle, dass einige Orte Getreideähren im Wappen tragen. Dem Bild eines englischen Landschaftsgartens dürfte die Pflanzung von Getreide aber nicht entsprechen. Krüssau allerdings könnte seinen Wappen-Schwan für die Schlossteiche beisteuern.

Welche Bäume tatsächlich für welchen Ort im Schlosspark gepflanzt werden, ist noch gänzlich offen. Mit der Planung eines solchen Vorhabens wurde noch nicht begonnen. Wer sich alle Wappen der Orte anschauen möchte: Sie hängen am Balken der Stadthalle Möckern über der Bühne.