150 Experten aus ganz Deutschland beim 20. Sachsen-Anhaltischen Storchentag in Isterbies Entwicklung der Landwirtschaft wirkt sich auf die Population des Weißstorches aus
Über 150 Storchenexperten und Storchenfreunde aus ganz Deutschland haben am Wochenende an den 20. Sachsen-Anhaltischen Storchentagen in Isterbies teilgenommen. Veranstalter sind der Storchenhof Loburg, der Nabu und die Ortschaft Loburg.
Isterbies/Loburg l 32 Jahre Storchenhof Loburg und Nabu-Bundesarbeitsgemeinschaft Weißstorchschutz konnten die Teilnehmer der zweitägigen Sitzung im Jerichower Land begehen. Angesichts zurückgehender Populationszahlen in Deutschland dürfte sich der Weißstorch freuen, dass er hierzulande so viele menschliche Freunde hat. Denn die Zahlen der registrierten Adebare sind in einigen Bundesländern stark rückläufig. Als Ursache dafür kommen etwa das sich ändernde Klima und der Landnutzungswandel durch den Menschen in Frage. Ebenso fordern Mittelspannungsleitungen der Stromversorger immer wieder Opfer bei den Störchen.
Die Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg hat sich der Aufgabe gestellt, für bessere Lebensbedingungen der Weißstörche einzutreten. Dazu gibt der anerkannte Naturschutzverband den regionalen Energieversorgern Ratschläge zur Optimierung der Stromschlagprävention, berät bei Bauprojekten und hat in den vergangenen 32 Jahren über 1500 geschwächte oder verletzte Störche aufgenommen. 70 Prozent konnten wieder ausgewildert werden, freut sich Dr. Christoph Kaatz, Vereinsvorsitzender der Vogelschutzwarte, die bis 2002 ein Landesinstitut war und dann in freie Trägerschaft des Vereines wechseln musste.
Nur durch ein engmaschiges Netz an Helfern und Ehrenamtlichen können Daten zur Weißstorch-Population in Deutschland ermittelt werden, erläuterte Dr. Mechthild Kaatz in ihrem Beitrag über die Bestandserfassung des Weißstorches in Deutschland. Seit 2001 schwankt die Zahl der Brutpaare in erfassten Horsten zwischen 3651 und zuletzt 4622. Während in den südlichen Bundesländern eine Zunahme zu verzeichnen ist, sank der Bestand in Mecklenburg-Vorpommern um dramatische 30 Prozent.
"Als Hauptgrund für diese Entwicklung wird der rigorose Anbau von Energiepflanzen angesehen, wie Mais, Hirse oder Raps und der damit verbundene Umbruch von Grünland und Brachflächen sowie der Weidewirtschaft", erläuterte die Loburgerin in ihrem Vortrag.
In Sachsen-Anhalt habe sich der Bestandseinbruch noch nicht gezeigt, man rechne für 2011 mit fast 600 Horstpaaren. Als Grund wird der 330 Kilometer lange Elbeverlauf angesehen. "Von der Tendenz her ziehen sich die Störche immer mehr in die elbenahen Räume zurück und verlassen die land- und energiewirtschaftlich intensiv genutzten Gebiete."
Einen Zusammenhang zwischen der Landnutzung und dem Vorkommen von Weißstörchen macht auch die Doktorandin Ute Eggers aus Potsdam aus. Dazu hatte sie über 38 000 Datensätze zu landwirtschaftlicher Nutzung, Geodaten und Storchenvorkommen aus 46 Jahren untersucht. Wenngleich sie erst am Anfang ihrer Untersuchungen ist, scheint ein Zusammenhang zwischen intensiver Landwirtschaftlicher Nutzung und dem Rückgang von Storchenpaaren zu existieren.
In den Vorträgen, die bis Sonntag andauerten, wurde auch über Verbesserungen im Stromschlagschutz, Ergebnisse in der Telemetrie (Funkausstattung von Zugvögeln) und die Wiederbesiedlung des Weißstorches gesprochen.
Zu den Ehrengästen der Tagung zählten Peter Wenzel, der für den verhinderten Landesumweltminister Onko Aeikens kam, Nabu-Vogelschutz-Experte Dr. Markus Nipko und SPD-Kreistagsmitglied Matthias Graner.