1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Ein Meilenstein in der Menzer Geschichte

Feuerwehr Ein Meilenstein in der Menzer Geschichte

Die Feuerwehr Menz zog in ihr neu gebautes Gerätehaus um. Unzumutbare Verhältnisse im alten Domizil gehören nun der Vergangenheit an.

Von Thomas Schäfer 27.07.2020, 23:01

Menz l „Heute werde ich die Dusche einweihen“, sagt Franziska Seidler und hat ein breites Lächeln im Gesicht. Sie ist eine von sechs aktiven Kameradinnen der Freiwilligen Feuerwehr Menz. Nicht nur Franziska Seidler lächelt, allen Kameradinnen und Kameraden, die am Sonnabend beim Umzug in das neue Gerätehaus dabei sind, ist die Freude anzusehen. Endlich ist es soweit. Endlich hat das Warten ein Ende. Endlich ein Gerätehaus, das den Namen auch verdient.

Waren die Bedingungen im alten Gerätehaus der Ortswehr für die Männer schon schwierig, so war es für die Frauen nahezu eine Zumutung. „Wir sind überglücklich“, sagt Franziska Seidler. „Vor allem für uns Frauen ist es ein Traum. Im alten Gerätehaus hatten wir keinen Platz für eine Umkleide und hatten unsere Einsatzkleidung zu Hause. Wenn es zum Einsatz ging, mussten wir uns schon zu Hause umziehen und in voller Montur zum Gerätehaus eilen. Von daher war das Einräumen der Spinde heute ein großes Highlight für uns. Wir haben tatsächlich eigene Spinde. Ich kann es immer noch kaum glauben“, sagt sie und strahlt vor Freude über das ganze Gesicht.

Um genau zu sein, haben die Frauen der Ortswehr Menz sogar zwei Spinde pro Person zur Verfügung. Die Umkleiden sind für mehr Kameradinnen konzipiert, als momentan in der Wehr aktiv sind. „Im Vergleich zu vorher, ist das natürlich purer Luxus“, sagt Laura Gabriel. „Die Männer müssen ihre Einsatzkleidung alle in einen Spind quetschen. Da sind sie schon neidisch auf uns“, sagt sie und lacht. „Wenn aber noch mehr Frauen bei uns aktiv werden würden, räumen wir natürlich die Schränke und rücken logischer Weise zusammen.“

Neben der eigenen Umkleide gibt es für die Frauen der Wehr nun auch endlich einen eigenen Nass- und Duschbereich. „Man kennt sich zwar schon viele Jahre, aber ein gemischter Duschraum ist für uns Frauen schon unangenehm gewesen. Da hat man es nach Einsätzen lieber auf zu Hause verschoben“, blickt Laura Seidler auf die Verhältnisse im alten Gerätehaus zurück.

Auf die Frage, ob nun im neuen Gerätehaus wirklich alles besser ist, wird Laura Seidler auch ein bisschen wehmütig. „Ich bin ja quasi im alten Gerätehaus groß geworden. Seit ich zwölf bin, bin ich in der Feuerwehr. Das war 2006. Man hat dort viel erlebt, viel gelacht, schöne Abende verbracht. Ich habe viele schöne Erinnerungen daran. Ja, es schwingt schon ein bisschen Traurigkeit mit einem weinenden Auge beim Umzug mit. Aber das lachende überwiegt bei weitem“, sagt sie.

Ihr Bruder, Mathias Seidler, ist der Ortswehrleiter der Menzer Feuerwehr. Natürlich ist der Umzug in das neue Gerätehaus auch für ihn ein Meilenstein in der Geschichte der Menzer Wehr. „Im alten Gerätehaus waren wir seit 1998, vorher hatten wir nur eine Garage bei einem Spediteur, in der unser alter Tanker stand - der mittlerweile auch Geschichte ist. Witziger Weise haben wir beim Ausräumen heute die alten Nummernschilder gefunden. Die werden natürlich einen Ehrenplatz bekommen. Wir haben noch so einige andere Sachen gefunden, von denen wir gar nicht wussten, dass wir so etwas haben. Selbst mit größter Mühe, ist es unmöglich, in so beengten Verhältnissen wie im alten Gerätehaus, Ordnung zu halten“, sagt er. Auch beim ihm scheint das Lächeln am Sonnabend wie eingemeißelt zu sein.

Der Umzug war dringend nötig. Mathias Seidler zählt die Mängel des alten Gerätehauses auf: „Totaler Platzmangel für zu viele Geräte und Kameraden, nicht jeder hatte einen Haken für seine Sachen, die Mädels hatten ihre Sachen zu Hause, keine Spinde. Es war einfach nicht mehr tragbar - auch versicherungstechnisch.“

Im neuen Gerätehaus, direkt am Bürgerzentrum des Ortes, gibt es nun auch einen durch die Feuerwehr Unfallkasse vorgeschriebenen Schwarz-Weiß-Bereich. Mathias Seidler erklärt: „Man kommt mit Zivilkleidung durch eine Tür im Weißbereich rein, zieht sich um, und geht über den Schwarzbereich mit der Einsatzkleidung hinaus. Nach dem Einsatz alles in umgekehrter Reihenfolge. Es gibt quasi einen sauberen und einen dreckigen Bereich.“

Mit etwas Graus denkt Mathias Seidler an die enge Wendeltreppe im alten Gerätehaus. Der einzige Zugang zur oberen Etage. „Die werden wir definitiv nicht vermissen. Gerade als Wehrleitung standen einem da die Haare zu Berge. Für die Jugendwehr haben wir die Treppe dann komplett gesperrt, es war einfach zu gefährlich.“

Doch das ist nun Geschichte. Die einzige „Sorge“, die die Kameradinnen und Kameraden der Menzer Wehr am Sonnabend quälte, war das nun großzügige Platzangebot im neuen Gerätehaus. Was stellt man wo hin, wie ist die Anordnung der Gerätschaften am sinnvollsten, wie schafft man eine logische Struktur? Doch am Ende des Tages war alles, was einsatzrelvant ist, einsortiert.

Zwar ist die Wehr nun schon umgezogen, die offizielle Übergabe erfolgt aber vermutlich erst Ende August. Der Termin muss noch mit Innenminister Holger Stahlknecht, der sein Kommen zugesichert hat, abgestimmt werden. Zudem plant die Ortswehr Anfang Oktober einen Tag der offenen Tür, um allen Menzern und anderen Interessierten das Gerätehaus vorzustellen.

„Eine bessere Werbung als dieses neue Gerätehaus gibt es nicht. Die Leute sehen, dass hier etwas gemacht wird, dass in die Feuerwehr investiert wird, dass etwas passiert. Jeder weiß, die Feuerwehr wird gebraucht. Und mit diesem neuen Aushängeschild kann man vielleicht auch einige neue Kameraden gewinnen“, sagt Mathias Seidler.

Eine „Befürchtung“ hat er aber dennoch. „Ich will nicht wissen, wie viele von uns beim nächsten Alarm erstmal zum alten Gerätehaus rennen werden, weil es in Fleisch und Blut übergangen ist. An die neue Situation müssen wir uns erstmal gewöhnen“, lacht er.