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Flink im Wasser Burger schwimmen gegen den Strom

Mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen kann nach Angaben der DLRG nicht schwimmen. Burg ist ein positives Gegenbeispiel.

12.11.2017, 04:00

Burg l Für die Zweitklässer der Grundschule Albert Einstein gehört der Schwimmunterricht fest zum Stundenplan. Einmal wöchentlich wagen sich die Jungen und Mädchen ins Schwimmbecken der nahegelegenen Schwimmhalle in Burg. Der kurze Fußweg von drei Minuten fügt sich dabei perfekt in den Zeitplan ein. „Nicht jede Schule hat solche Möglichkeiten“, weiß Schulleiterin Cornelia Stibate-Paul.

Die Kinder der Albert Einstein-Schule werden von schuleigenen ausgebildeten Schwimmlehrern trainiert. Geübt wird während des gesamten zweiten Schuljahres. „Viele Kinder legen in dieser Zeit das Seepferdchen, manche sogar das Bronze-Abzeichen ab“, sagt Stibate-Paul. Andere Kinder lernen hingegen kaum Schwimmen. „Wenn der Schulunterricht für die Kinder das einzige Schwimmtraining ist, ist das auch schwierig“, mahnt die Schulleiterin und appelliert an die Eltern. Die häusliche Übung dürfe nicht ausbleiben, um den Kindern ein langfristiges Erfolgserlebnis zu ermöglichen.

Mit dem Schwimmunterricht in der ersten Klasse anzufangen hält Stibate-Paul für verfrüht. „Die Kinder brauchen da teilweise noch sehr lange, um überhaupt ihre Jacken an- und auszuziehen“. In der zweiten Klasse sind die Kinder hingegen schon selbstständiger, meint die Schulleiterin.

Die Vorgaben, in welchen Jahrgang Schwimmunterricht erteilt werden muss, kommen vom Landesschulamt, sagt Bärbel Birnbaum, Schulleiterin der Grundschule Burg-Süd. Demnach sollen die Jungen und Mädchen im zweiten oder dritten Jahr an die Schwimmpraxis herangeführt werden. „Bei uns bekommen die Kinder in der dritten Klasse wöchentlichen Unterricht“, so Birnbaum. Dieser läuft nach Angaben der Schulleiterin auch „sehr gut“. Auch die Grundschule Burg-Süd verfügt über eigene ausgebildete Schwimmlehrer. Der Weg zur Halle wird mit dem Bus zurückgelegt. Trotzdem bleiben den Kindern dann noch 90 Minuten Zeit im Wasser.

Kathrin Pretzlaff ist Schwimmmeisterin in der Schwimmhalle Burg und bestätigt gegenüber der Volksstimme eine große Nachfrage an Schwimmkursen: „Die Wartezeit beträgt ein Vierteljahr.“ Organisiert werden die Kurse von zwei Mitgliedern des Schwimmvereins SC Hellas Burg, in welchem auch Pretzlaff aktiv ist.

„Die Kurse dauern jeweils drei Wochen, nach Kursende schließt sich direkt der nächste an“, sagt Pretzlaff. Lediglich in den Schulferien und während der Sommerschließung der Schwimmhalle werden keine Kurse angeboten.

Die Kurse nutzt der Verein, um Mitglieder zu gewinnen. „Während der Kurse gibt es eine Sichtung der teilnehemnden Jungen und Mädchen“, erklärt die Schwimmmeisterin. Gibt es talentierte Kinder, gehen die Trainer auf die Eltern zu und vereinbaren bei Interesse ein vierwöchiges Probetraining.

Die Entwicklung der Mitgliederzahlen im Schwimmverein beschreibt Pretzlaff als stabil. Der demografische Wandel macht auch vor Burg nicht Halt: Im Erwachsenenalter zieht es die Schwimmer in die Ferne, aufgrund von Ausbildung, Studium oder anderen Gründen. „Dafür kommen aber regelmäßig wieder Kinder nach“, bestätigt die Schwimmmeisterin.

Für die Zukunft wünscht sich Pretzlaff, dass sich mehr Menschen finden, die in der Schwimmhalle einen Schwimmkurs anbieten, um den wachsenden Bedarf abzudecken.

Zwischen 2007 und 2015 wurden in Deutschland 371 Schwimmbäder geschlossen, davon 223 Hallenbäder. Ein Viertel aller Grundschulen hat keinen Zugang mehr zu einem örtlichen Schwimmbad. Allein 2016 sind in Deutschland 537 Menschen ertrunken – so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. (DLRG).