Gastronomie nach Corona Gastwirte im Jerichower Land stehen vor großen Problemen: Zwischen Hoffen und Bangen
Die Gastronomie im Jerichower Land nimmt wieder Fahrt auf. Seit dem 14. Juli darf, neben dem Außenbetrieb, auch in geschlossenen Räumen gegessen und getrunken werden. Aber die Zukunft für viele Betreiber ist oftmals ungewiss.

Burg/Genthin - Der Andrang ist groß. Viele Menschen freuen sich darauf, wieder ohne Testpflicht Restaurants besuchen zu können. Unbedingt einfacher wird es für die Gastronomen trotzdem nicht, denn die Corona-Pandemie hat den Fachkräftemangel im Gastgewerbe verschärft. Innerhalb des vergangenen Jahres haben laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten bundesweit rund 2754000 Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte dem Gastgewerbe den Rücken gekehrt – das ist jeder sechste Beschäftigte der Branche. Die Arbeitsagentur Magdeburg, zuständig auch für das Umland, verzeichnete zuletzt einen Stellenrückgang in der Gastronomie von elf Prozent. Auch im Jerichower Land besteht teils großer Mangel an Arbeitskräften.
„Der Personalmangel ist eine Katastrophe“, bestätigt Gino Montagne, Kellner im Peja En Castillo-Steakhaus in Burg. Er rechnet noch bis mindestens Ende September mit einer Unterbesetzung an seinem Arbeitsplatz. „Wir machen uns jetzt schon Gedanken, wie wir das Weihnachtsgeschäft stemmen“, erzählt er weiter. Koch Samir Elaiam fügt hinzu: „Die Leute wollen ja essen gehen, aber das ganze hin und her der Politik hat die Branche fast kaputt gemacht“.
Genervt vom Personalmangel ist auch Emanuel Conrady, Besitzer des „Rotfuchs“ in Burg. „Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels. Viele Mitarbeiter sind mittlerweile in andere Branchen gewechselt. Die ständig neuen Regeln führten in der Vergangenheit zu Verwirrung bei Kollegen sowie Gästen. Und bis wir die neuen Regeln umsetzen konnten, gab es schon wieder neue. Außerdem mangelt es aktuell einfach an Nachwuchs“, sagt er. Anfang August sieht sich der Gastronom dazu gezwungen, eine Woche lang sein Restaurant zu schließen. Mitten in der Hochsaison. Gäste gebe es genug, aber eben kein Personal.
Dass die Gastronomie momentan als unbeliebte Branche gilt, sieht Emanuel Conrady, abgesehen von Corona, auch als generelles Problem. In vielen Gaststätten würde ein schlechtes Arbeitsklima bestehen, da oft nur Mindestlohn gezahlt wird. Von Trinkgeld könne man aber nicht leben. Und auch einige Gäste würden wenig Verständnis zeigen, wenn die Preise für Gerichte oder Getränke steigen.
Jana Liebthal, Kellnerin im „Goldbroiler“ in Burg, ist hingegen positiv gestimmt: „Wir sind zwar noch in Kurzarbeit, aber haben kein Personalmangel und arbeiten alle regelmäßig. Der Betrieb werde gut bei den Gästen angenommen. Einheimische kommen und feiern bei uns. Nur die Touristen bleiben noch aus.“
Auch im Restaurant „Leckerchen“ in Genthin ist der Betrieb nach Corona wieder voll angelaufen. „Wir haben auch während Corona unsere Gaststätte nicht geschlossen und hatten einen Außer-Haus- Betrieb“, sagt Inhaberin Daniela Bertling. Die Kunden seien in dieser Zeit treu geblieben und hätten Bestellungen auch für Nachbarn und Freunde mit aufgegeben. Durch die ungebrochene Kundenbindung kehrten die Gäste bereits zurück, als es nur eine Außengastronomie gab. Jetzt wo die Gastronomie im vollen Umfang angeboten werden kann, sei die Nachfrage vorhanden. „Auch beim Personalstamm hat sich nichts geändert.“ Drei Mitarbeiterinnen sind beschäftigt, die Kellnerin sei vorübergehend in Kurzarbeit gewesen, die Köchin war auch in Coronazeiten im Einsatz.
