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Wolfgang Faßl, Leiter der Diesterweg-Schule, setzt sich für einen schöneren Speiseraum ein "In dem Raum kann es nicht schmecken"

Von Franziska Ellrich 11.07.2012, 05:24

Mittagessen in der Burger Sekundarschule A. Diesterweg. Der Gang in den Speiseraum ist dunkel, es riecht nach feuchten Wänden, die Räume sind flach, das Licht kommt aus Neonröhren und die Einrichtung ist über 20 Jahre alt.

Burg l Es gibt Schultage, an denen nehmen nur 36 von 250 Schülern der Sekundarschule Diesterweg an der Schulspeisung teil. "Mit kulturvoller Essenseinnahme hat das hier auch nichts zu tun", sagt Schulleiter Wolfgang Faßl. Er und seine Lehrerkollegen sind sich sicher: "Am Essen kann es nicht liegen, die Schüler können sich in unserem Speiseraum einfach nicht wohl fühlen." Zwar wurde die Diesterweg-Schule in den vergangenen Jahren rundum saniert, doch für die Räumlichkeiten im Keller, also auch für den Speiseraum, blieb kein Geld übrig. Davon müsste noch mal eine ganze Menge in die Hand genommen werden, um nicht nur einen schönen, sondern auch den erforderlichen Vorschriften entsprechenden Raum zu gestalten. "Eigentlich ist das hier viel zu flach, der Boden müsste 30 Zentimeter ausgehoben werden", so Faßl.

Auf der Suche nach Lösungen hat der Direktor den Landtags- und Kreistagsabgeordneten Matthias Graner von der SPD zum Mittagessen in die Schule eingeladen. Sein Eindruck: "Ein bisschen die Wände anzustreichen bringt hier gar nichts, erstmal müsste alles trockengelegt werden." Zehn Lehrer essen täglich mit den Schülern im Keller, eine von ihnen ist Pia Hapke: "Wäre der Raum attraktiver, würden sicherlich auch mehr Schüler mitessen." Selbst mit Tischdecken und Deko haben es die Lehrkräfte schon versucht. "Das bringt alles nichts, wenn die Kinder auf 30 Jahre alten Stühlen und von genauso alten Tellern essen müssen", erzählt Pia Hapke dem SPD-Abgeordneten.

Der Brandschutz geht vor

"Es kann nicht allein an dem Essen liegen", stellt auch Graner nach einigen Happen fest, "es macht einfach keinen Spaß, hier im dunklen Keller zu essen". Zwar würden sich die Schüler hin und wieder über die eintönigen Beilagen beschweren, aber welches Kind täte das nicht, so Pia Hapke. Für dieses Problem ist schnell eine Lösung gefunden. Guido Eisbein ist mit seinen Köchen für die Belieferung der Schule zuständig. "Ich bin immer offen für die Vorschläge der Schüler", sagt Eisbein. Die Jugend solle ihn gern mit ihren wechselnden Lieblingsgerichten auf dem Laufenden halten. Eine Gruppe von Schülern will sich nun Gedanken zu einem abwechslungsreichen Speiseplan machen, um mit Guido Eisbein in die Menü-Verhandlungen zu treten.

Doch, was die Raumgestaltung angeht, verläuft die Lösungssuche schwieriger. Auf Volksstimme-Nachfrage beim Landkreis konnte Pressesprecher Henry Liebe keine positive Antwort erteilen. Seit 2004 wurden zwei Millionen Euro für bauliche Maßnahmen in der Sekundarschule Diesterweg investiert, unter anderem für neue Dächer, Fenster und Türen. Auch die baulichen Brandschutzmaßnahmen sind bereits erfolgt. "Damit ist diese Schule hinsichtlich ihrer Gebäudesubstanz vergleichbar mit den sonstigen sanierten Sekundarschulen im Kreis. Vorrang bei den Schulbaumaßnahmen haben jetzt erstmal Sicherheitsaspekte des Brandschutzes", begründet Liebe die bisher nicht geplanten Umbaumaßnahmen an der Diesterweg-Schule: "Die verfügbaren finanziellen Mittel reichen nicht aus, um auch noch Speiseraum oder Schulhof zu sanieren. Diese Maßnahmen können erst dann in Angriff genommen werden, wenn alle anderen Schulgebäude in Ordnung gebracht worden sind."

Problemzone Schulhof

Damit trifft Liebe den zweiten wunden Punkt der Lehrer und Schüler: ihr Schulhof. "Bei Regen stehen wir hier alle im tiefen Matsch", erzählt Thomas Meyer. "Unsere Schüler kommen in den Hofpausen nur auf dumme Gedanken, weil sie hier keine Beschäftigungsmöglichkeiten haben", so der Umweltbeauftragte der Schule. Auch er erzählt dem Abgeordneten Graner von seinen Sorgen. Mit einem kleinen Sportfeld auf dem Hof wäre er schon zufrieden. Jedoch auch dafür konnten bisher keine finanziellen Mittel aufgetan werden.

Aber Lehrer und Schüler bleiben dran. Matthias Graner kann ihnen bei seinem Abschied ein wenig Hoffnung machen: "Nachdem ich mitgegessen habe und über den Schulhof spaziert bin, weiß ich, dass hier was passieren muss. Und wenn, dann nichts Halbes, sondern nur Ganzes."